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Arturo Vidal beim FC Bayern München: Vom "Fehleinkauf" zum Schlüsselspieler

Johannes Mittermeier

Update 15/03/2016 um 08:17 GMT+1 Uhr

Arturo Vidal kam mit Erwartungen zum FC Bayern, die er lange nicht erfüllen konnte. Er bestimmte zwar oft die Schlagzeilen, allerdings nicht nur sportlich. Inzwischen läuft es deutlich besser. Seit dem Champions-Legaue-Hinspiel gegen Juventus Turin ist Vidal der Spieler, den Bayern in ihm sehen will. Beim zweiten Vergleich mit dem Ex-Klub geht's auch um seine Mission.

Arturo Vidal kommt beim FC Bayern immer besser in Form

Fotocredit: AFP

Robert Lewandowski: geschont, spät eingewechselt. Arjen Robben: geschont, nicht einmal im Kader. Douglas Costa: geschont, 90 Minuten auf der Bank. Arturo Vidal? Siehe Costa.
Der Fakt, dass Pep Guardiola beim Bundesligaspiel des FC Bayern München gegen Werder Bremen (5:0) wie einst Ottmar Hitzfeld mit der Rotationsmaschine hantierte, ist das eine. Der Fakt, dass Vidal unter denjenigen war, die sich vor der Champions-League-Partie gegen Juventus Turin nicht unnötig plagen mussten, freilich das andere.
Wenn Juve der Mount Everest ist, war Bremen - bei allem Respekt - eher der Weserdeich. Da durften sich manche Vertreter des Stammpersonals ausruhen, um Kräfte zu konservieren. Und Vidal zählt mittlerweile zu dieser Kategorie. Das ist die zentrale Neuigkeit.

Vidal ist nun der Feldherr früherer Tage

Im Sport kommt es darauf an, seine Leistung auf den Punkt bringen zu können. Bei Vidal, der vor der Saison zu Bayern wechselte und dort erst fremdelte, scheint diese Qualität abrufbar. In der entscheidenden Phase des Arbeitsjahres mit dem vorläufigen Höhepunkt Turin (am Mittwoch ab 20:45 Uhr im Liveticker auf Eurosport.de) ist der Chilene jener Spieler, den Bayern in ihm sehen will.
Endlich.
"Ich werde mein Leben dafür geben, damit wir ins Viertelfinale einziehen", trommelte Vidal in der "tz" schon vor dem Hinspiel. Das rassige 2:2 war dann so etwas wie ein Neustart für Vidals Bayern-Karriere, seitdem präsentiert er sich anders auf dem Platz, autoritärer, dominanter, selbstverständlicher in den Aktionen. Er ist der Feldherr früherer Tage.
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Bayerns Arturo Vidal im Hinspiel bei Juventus

Fotocredit: AFP

Bei Bayer Leverkusen wurde er vom Talent zum Star, just bei Juventus vom Star zum Weltstar. Wie er grätschte, wie er antrieb, wie er die Gegner traktierte, stets sein Motiv des "Kriegers" vertretend - das war famos. Bayern wollte diese Attitüde ins vereinseigene Angebot fügen, 37 Millionen war Vidal dem Rekordmeister wert.

Bester gegen Dortmund und Mainz

Zunächst ging die Rechnung nicht auf. Vidal spielte zwar meist, aber auf seine Art prägend spielte er nie. Im Winter schleppte er angeblich Übergewicht aus dem Urlaub mit, es hagelte Gerüchte um nächtliche Ausflüge, und auch, wenn die Münchner eine Unterlassungserklärung durchboxten: Die Schlagzeilen waren nun einmal da. Dass Vidal nicht die erhoffte Verstärkung darstellte, unterfütterte sie noch.
Nach dem Juve-2:2 soll er sich Berichten zufolge erneut im Nachtleben vergnügt haben. Ein öffentlicher Aufschrei blieb aus. Weil Vidal sportlich derart überzeugt hatte, dass an seiner Person nicht mehr gerüttelt wird.
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Arturo Vidal (r.) gegen Mats Hummels beim Spiel Borussia Dortmund gegen den FC Bayern München

Fotocredit: Imago

Gegen Borussia Dortmund (0:0) beherrschte er die Zentrale, werkelte hinten (meiste abgefangene Pässe), stach permanent nach vorne (vier Abschlüsse, einmal Aluminium) und strukturierte als ausdauernder Läufer den Zwischenraum. Sogar bei der 1:2-Pleite gegen Mainz 05 war Vidal bester Bayer, die Pause gegen Bremen verdiente er sich.

Parallelen zu Matthäus

Er ist jetzt in einer Verfassung, die das ungeheure Kompliment von Lothar Matthäus aus dem Sommer 2015 rechtfertigt. Als Vidals Verpflichtung feststand, rühmte ihn der Weltmeister als "Leader, wie ich ihn lange nicht gesehen habe". Matthäus war so begeistert, dass er via "Sport-Bild" einen Vergleich zu sich zog.
Die Parallelen sind unübersehbar. Er ist echter Box-zu-Box-Spieler, aggressiv in der Defensive, torgefährlich in der Offensive. Eine regelrechte Maschine!
In Dortmund ließ Guardiola durch seine Aufstellung erkennen, dass sich Vidal dem Idealzustand angenähert hat; zu dessen Gunsten saß Thiago draußen. Dabei sind Peps Lieblingsschüler und Xabi Alonso im Mittelfeld merklich eleganter, technisch ausgereifter, ja adäquater für die Münchner Pass-Monster. Inzwischen wirft Vidal jedoch eine Parade an Vorzügen in den Ring, die sie in Turin bestens kennen. Vier Jahre, 171 Einsätze, 48 Tore, 26 Assists.
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Arturo Vidal mit Giorgio Chiellini bei Juventus Turin

Fotocredit: AFP

"Er hat hier Spuren hinterlassen. Das, was er für Juventus gemacht hat, darf man nie vergessen", meinte Juve-Verteidiger Giorgio Chiellini im Interview mit Eurosport.de. Seinen Transfer nach München hat Vidal übrigens vor allem mit einem Faktor begründet:
Ich will die Champions League gewinnen. Diese Möglichkeit sehe ich am ehesten beim FC Bayern.
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