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Atlético - FC Bayern: Das Ziel ist die Nummer 1 in Europa

Florian Bogner

Update 27/04/2016 um 10:34 GMT+2 Uhr

Der FC Bayern hat in der Champions-League-Halbfinale abonniert. Diesmal wartet Atlético statt einem weiteren Duell mit Real Madrid und dem FC Barcelona. "Schuld" daran ist eine neue Professionalität, die seinesgleichen sucht – mit bemerkenswerten Ergebnissen auf dem Transfermarkt. Dem neuen Selbstverständnis nach ist Madrid ein Team, das es zu schlagen gilt. Um am Ende ganz oben zu stehen.

Der FC Bayern will auf Europas Thron

Fotocredit: SID

Aus Madrid berichtet Florian Bogner
Am Dienstag war Uli Hoeneß wieder so unterwegs, als wäre er noch Präsident des FC Bayern München - oder schon wieder. Abflug mit dem FC Bayern München nach Madrid zum Halbfinal-Hinspiel der Champions League bei Atlético Madrid, Anzug, Rollköfferchen, ein First-Class-Platz in der Mannschaftsmaschine, Interview am Flughafen.
"Ich denke es wird ein sehr, sehr schwieriges Spiel, aber ich habe großes Vertrauen in die Mannschaft und den Trainer, dass wir uns eine Ausgangsposition schaffen, die es uns möglich macht, das Finale zu erreichen", sagte der Privatmann Hoeneß, umringt von Reportern.
Angst vor Atlético? Nein, aber Respekt.
Sie spielen körperlich sehr engagiert, es wird sicherlich ein heißer Tanz.
Wenngleich Bayern noch nie bei Atlético im Estadio Vicente Caldéron spielte: Das Territorium ist prinzipiell bekannt - mit Maskottchen Hoeneß geht der FC Bayern München in Madrid schon das fünfte Halbfinale in Folge in der Champions League an.
Und auch wenn Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge von einer "50:50"-Ausgangslage spricht: Zum neuen Selbstverständnis des FC Bayern gehört, dass man sich mit Real Madrid und dem FC Barcelona zu den Top drei in der Welt zählt – und entsprechend als Favorit ins Duell mit dem "kleinen" Madrider Klub geht.
"Wir sind Bayern, wir haben eine große Mannschaft und eine sehr große Chance, wenn wir uns konzentrieren, im Kopf ruhig bleiben und intelligent spielen", sagt Franck Ribéry. Atlético? Unangenehm, aber zu packen. Als FC Bayern.
Sie sind doch längst angekommen in der allerobersten Schublade. Zum wirtschaftlichen Erfolg, den sie sich all die Jahre über aufgebaut haben und der sie umsatztechnisch mit Real, Barcelona und der Premier-League-Klubs konkurrieren lässt, kommt seit 2010 auch der sportliche. Erntezeit.
"Wenn man im Halbfinale ist, hat man natürlich ein Ziel: das Finale. Wir werden versuchen, diesen Traum weiterzuleben", sagte Rummenigge am Dienstag. Es wäre auch ein stückweit: standesgemäß.
Was sich die Bayern in den 2010er Jahren durch das Halbfinal-Abo sportlich erarbeitet haben, liest sich jedenfalls beeindruckend. Es fehlt sogar nicht mehr viel, um an Real und Barça vorbeizuziehen.
In der seit 1992/93 bestehenden Champions League liegen alle drei in Sachen Halbfinal-Teilnahmen beinahe gleichauf: Madrid ist das elfte Mal dabei wie Barcelona es 2014/15 war, die Bayern diese Saison zum zehnten Mal. Die fünf Semifinals in Folge der Bayern werden aktuell auch nur von Real getoppt (sechs), das mit seinem Sieg über Wolfsburg den Champions-League-Rekord von Barcelona einstellte (2007/08-2012/13).
Bayern könnte dafür mit einem Erfolg über Atlético zum sechsten Mal ins Champions-League-Finale einziehen: Das schaffte seit Bestehen der Königsklasse nur das aktuell international nicht konkurrenzfähige AC Milan (Real Madrid: 4 Finals – 4 Siege).

Professionalität der Schlüssel zum Erfolg

"Schuld" daran ist ohne Zweifel eine neue Professionalität im sportlichen Bereich der Bayern. Bemerkenswert zuvorderst, dass die größten Skandale der jüngsten Geschichte nicht mehr von Spielern, sondern von den Vereinsoberen Hoeneß (Steuer) und Rummenigge (Rolex-Uhren) begangen wurden.
Ansonsten hat sich der Klub von oben bis unten professionell durchgestylt. Trainer, Trainingssteuerung, Trainingskomplex: alles auf Top-Stand. Es mieft nicht mehr. Spielermaterial: exquisit, die Säulen langfristig gebunden, Niederlagen in der Liga? Nur noch vereinzelte Ausrutscher a la Mainz. Sportliche Steuerung: die Achse Trainer-Sammer-Rummenigge steht.
Neue Profitfelder: in Sachen Sponsoring, Marketing und Vermarktung macht Bayern kaum jemand mehr etwas vor.
Sogar die Klub-Medien haben sie sukzessive aufgestockt, den Zugang der freien Medien dafür weiter beschränkt. Die Ausstrahlung eines eigenen TV-Programms scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Bemerkenswert ist die höhere Professionalität auch auf dem Transfermarkt: Da kaufte man früher gerne mal nach Bauchgefühl, landete Treffer, produzierte aber auch Fehleinkäufe en massé.
Seit 2010 kann man jedoch höchstens die für geringes Geld oder gar ablösefrei geholten Takashi Usami, Nils Petersen und Jan Kirchhoff und vielleicht noch Xherdan Shaqiri als Transfer-Flops bezeichnen (Medhi Benatia und Mario Götze mühen sich aktuell noch, nicht dazuzugehören).
Ihnen gegenüber stehen unglaublich viele Volltreffer: Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Dante, Mario Mandzukic, Javi Martínez, Thiago, Robert Lewandowski, Xabi Alonso, ja selbst das erneute Gastspiel des Altmeisters Claudio Pizarro war nochmal ein Erfolg, gemessen an den Titeln, die man mit diesem Personal zuletzt einfuhr.
Seit Kadermanager Michael Reschke seine Expertise abgibt, hat sich die Volltreffer-Quote nochmal signifikant verbessert: Vor der Saison holte Bayern mit Arturo Vidal, Douglas Costa, Kingsley Coman und Joshua Kimmich vier fehlende Puzzleteile, alle vier könnten am Mittwoch ohne Probleme im Champions-League-Halbfinale in der Startelf stehen. Oder als Joker glänzen.
"Es wurden genügend Spiele schon von der Bank tatkräftig mitentschieden, wir können nochmal richtig Qualität reinbringen", sagt Thomas Müller über die diesjährige Königsklassen-Saison. "Es hat nicht jede Mannschaft so viele Optionen."
Ganz nebenbei liegt Bayerns Transfergrenze immer noch bei 40 Millionen Euro, teurer als Martínez 2012 war kein Spieler. International gingen insgesamt rund 40 Spieler teurer über den Ladentisch. Doch Bayern schafft’s auch so, Real und Barcelona die Stirn zu bieten.
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Javi Martínez ist nach wie vor Bayerns Rekordtransfer

Fotocredit: SID

Wie sich die Zeiten doch ändern. 2006 stand Rummenigge noch nach einem zweiten nationalen Double auf dem Marienplatz und hoffte nach zahlreichen Fehlschlägen in Europa kleinlaut darauf, auch mal wieder ein großes Finale erreichen zu können. Als sie 2010 dann wieder eins erreichten (und in Madrid 0:2 gegen Inter Mailand verloren), wirkte es eher wie eine Ausnahme.

CL-Halbfinale "Pflichtprogramm"

"Als ich eingestiegen bin, war ein Halbfinale in der CL noch nicht selbstverständlich. Heute ist das Pflichtprogramm", sagt Müller.
Doch Erfolg verpflichtet auch. Durchaus "stolz und glücklich" über das Halbfinal-Abo sei er, sagte Rummenigge am Dienstag und grinste dabei. Doch es ist ihnen nicht genug, nach zwei Halbfinal-Pleiten gegen die Spitzen-Konkurrenz in Folge.
Ein zweites Triple in drei Jahren wäre ein Fingerzeig und Guardiola hätte seine Mission erfüllt. Wie sagte Arturo Vidal kürzlich?
Wir hoffen auf ein perfektes Ende der Saison.
Und ein Ende auf Europas Thron.
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