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FC Bayern München - Vom Teddy zum Königsmörder: Die Luft für Carlo Ancelotti wird dünner

Carsten Arndt

Update 28/09/2017 um 13:39 GMT+2 Uhr

Der FC Bayern geht in der Champions League gegen PSG und seinen Supersturm Neymar, Edinson Cavani und Kylian Mbappé sang- und klanglos mit 0:3 baden. Trainer Carlo Ancelotti pokert mit einer überraschenden Aufstellung hoch - und verliert alles. Während die Spieler ein klares Statement zum Trainer vermeiden, kündigt Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge Konsequenzen an.

Die Luft für Ancelotti wird dünner

Fotocredit: Imago

Aus Paris berichtet Carsten Arndt
Dieser Mann kennt keine falsche Scheu. Ob Ancelotti bereits gewusst habe, dass die Bayern ohnehin chancenlos seien und deshalb seine besten Spieler draußen gelassen habe, wollte ein Journalist aus Nigeria nach der bitteren 0:3-Demütigung vom Trainer des FC Bayern München wissen.
Schon am Vortag hatte er für Aufsehen gesorgt, als er den Trainer der Münchner geradeheraus fragte, ob er Angst habe, seinen Job zu verlieren, wenn es gegen PSG schiefgehen würde.
Am Ende ging es gewaltig schief und was am Dienstag noch völlig utopisch klang, ist am Mittwoch zumindest ein Stück weit realer geworden. Nach Eurosport-Informationen wird der FC Bayern noch am Donnerstag-Nachmittag eine Entscheidung über die Zukunft von Ancelotti treffen.
Die Bayern erlitten eine Niederlage, die sie bis ins Mark trifft. Gehörte man unter Pep Guardiola noch zu den drei besten Klubs Europas, muss man sich nun eingestehen, dass den Münchner in der derzeitigen Form sowohl individuell als auch taktisch ein ganzes Stück zur europäischen Spitze fehlt.
Unmittelbar nach Abpfiff verließen die Bayern-Bosse Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß und Sportdirektor Hasan Salihamidžić wortlos das Stadion.

Rummenigge: Müssen Konsequenzen ziehen

Auf dem obligatorischen Bankett am späten Abend brach Rummenigge dann aber sein Schweigen - und wählte deutliche Worte:
Es war eine ganz bittere Niederlage. Eine Niederlage, über die es auch zu sprechen gilt, die es zu analysieren gilt und aus der wir in Klartext-Form Konsequenzen ziehen müssen.
"Das, was wir heute Abend gesehen haben, war nicht Bayern München. Es ist wichtig, dass wir nach diesem Spiel schnell wieder die Kurve kriegen und uns als Bayern München präsentieren und zeigen, dass wir eine Mannschaft sind, die in den letzten Jahren in Europa und auch national für Furore gesorgt hat."
Diese Zeiten scheinen nun endgültig vorbei - und die Kritik an Trainer Ancelotti wird immer lauter.

Königsmörder Ancelotti demontiert Führungsspieler

Der Italiener verzichtete beim bislang prestigeträchtigsten Spiel gleich auf vier wertvolle Führungsspieler.
Franck Ribéry, in München schon in den Königsstand erhoben, Arjen Robben und Mats Hummels fanden sich lediglich auf der Bank wieder, Jérôme Boateng stand nicht einmal im Kader.
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Arjen Robben und Franck Ribéry

Fotocredit: Imago

Nach Eurosport-Informationen war es zwar abgesprochen, dass der Nationalspieler nicht von Anfang an spielen würde, dass er aber nicht einmal einen Kaderplatz erhielt, überraschte ihn dann doch.
"Ich denke nicht, dass die Aufstellung zu riskant war. Für mich war es die beste Aufstellung", verteidigte sich Ancelotti nach der Partie.

Demontage von "Robbery"

Mats Hummels dürfte das ein wenig anders sehen. "Das glauben sie jetzt nicht im Ernst", entgegnete der Nationalspieler nach dem Spiel einem Journalisten, der ihn gebeten hatte, einige Fragen zu beantworten.
Der Frust des derzeit zweifellos besten Bayern-Innenverteidigers saß tief.
Während Robben zumindest eingewechselt wurde - beim Stand von 0:3 - blieb Hummels ohne Einsatzminute. Ein Schicksal, das er sich mit Ribéry teilte.
„Sky“-Experte Lothar Matthäus meinte nach der Partie:
Er hat kein einziges Spiel durchgespielt. Und heute in Frankreich kommt Franck Ribéry gar nicht zum Einsatz. Ich glaube, dass das Zwischenmenschliche zwischen Ancelotti und vor allem Franck Ribéry eigentlich nicht mehr zu reparieren ist.

Robben weicht Trainer-Frage aus

Es hat derzeit in der Tat nicht den Anschein, als hätte der bei früheren Trainerstationen noch als Spielerflüsterer gelobte und von Cristiano Ronaldo als Teddybär gepriesene Ancelotti noch den ungeteilten Rückhalt innerhalb seiner Truppe.
Auf die Frage, ob die Mannschaft noch hinter dem Trainer stehe, sagte Robben in den Katakomben des Pariser Prinzenpark-Stadions:
Diese Frage werde ich nicht beantworten.

Ancelotti und die Taktik

Zu den zwischenmenschlichen Problemen, die sich immer mehr andeuten, gesellt sich auch die anhaltende Diskussion um die Taktik des Italieners.
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Vidal und Tolisso beim Spiel gegen PSG

Fotocredit: Imago

Gegen PSG setzte er auf drei zentrale Mittelfeldspieler. Thiago, Corentin Tolisso und Arturo Vidal sollten im Zentrum die Räume verdichten und die jeweiligen Außenverteidiger in den Duellen mit Kylian Mbappé und Neymar unterstützen.
Damit war das Mittelfeld-Trio allerdings gänzlich überfordert.

Kahn kritisiert Ancelotti

"Der FC Bayern hat einfach keine Ideen, keine klaren Mechanismen, wie man gegen den Ball funktionieren soll", kritsierte "ZDF"-Experte Oliver Kahn.
Paris nutzte diese taktische Schwäche gnadenlos aus. Ein Konter nach dem anderen rollte auf das Tor von Keeper Sven Ulreich zu. Dem Power-Fußball der Franzosen hatten die in ihrem Spielstil beinahe antiquiert wirkenden Münchner nur wenig entgegenzusetzen.
Drei Mal schlug das magische Dreieck Neymar, Mbappé und Edinson Cavani am Ende zu. Wenn man ehrlich ist, hätte es aus Sicht der Gäste noch deutlich schlimmer sein können.
Selten hat man den FC Bayern trotz optischer Überlegenheit in einer Partie derart chancenlos gesehen.
Die Luft für Ancelotti wird dünner.
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