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FC Bayern: Das sind die Gewinner von London

Florian Bogner

Update 28/02/2020 um 08:07 GMT+1 Uhr

Der FC Bayern München brauchte eine Leistungssteigerung und lieferte sie beim 3:0 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League in London gegen den FC Chelsea. Zu den Gewinnern gehören der eigentlich schon abgeschriebene Jérôme Boateng, der wiedererstarkte Thiago und Youngster Alphonso Davies, der unaufhaltsam zu sein scheint. Thomas Müller festigt zudem seine Pole Position vor Philippe Coutinho.

Jérôme Boateng

Fotocredit: Getty Images

Schon in der ersten Halbzeit konnten die Bayern-Fans einfach nicht mehr an sich halten. Der FC Bayern dominierte den FC Chelsea, ein Tor lag in der Luft.
"You‘re shit and you know you are", skandierten die Bayern-Anhänger also, ernteten aber prompt aus dem Norden der Stamford Bridge: "We won the cup at your home." Stimmt, da war doch was, 2012. Doch die Bayern-Fans konterten nochmal: "Ihr werdet nie Deutscher Meister!"
Zugegeben, die folgende 0:3-Niederlage wird die Chelsea-Fans schmerzlicher getroffen haben. In der zweiten Halbzeit spielte der FC Bayern konsequent zu Ende, was er im ersten Durchgang mit 70 Prozent Ballbesitz angefangen hatte: Serge Gnabry (51., 54.) und Robert Lewandowski (76.) veredelten den nächsten Londoner Feier-Abend mit ihren Toren.

Thomas Müller wittert Morgenluft

Ein Abend, der Bayern selbstbewusst in den Kreis der Mitfavoriten auf den Champions-League-Titel 2020 aufsteigen ließ. Nach eigener Auffassung. "Wir haben schon das Gefühl, dass was geht", sagte Thomas Müller. Und: "Ich habe den Wunsch nach dem Champions-League-Triumph schon auch bewusst so formuliert. Wir sind absolut in der Lage, die Champions League zu gewinnen."
Verantwortlich für den "Riesenschritt Richtung Viertelfinale" (Karl-Heinz Rummenigge) zeichnete jedoch nicht nur die klinisch agierende Offensive mit den Torschützen Gnabry und Lewandowski, der den Münchnern in den kommenden rund vier Wochen aufgrund eines Anbruchs der linken Schienbeinkante fehlen wird.
So bildeten hinten David Alaba und Jérôme Boateng eine starke Innenverteidigung, Letzterer darf sich durchaus als einer der großen Gewinner von London sehen. Weil er, schon mehrfach so gut wie weg, plötzlich wieder gebraucht wird bei Bayern.

Jérôme Boateng überzeugt

"Von uns Spielern war er nie abgeschrieben", sagte Kapitän Manuel Neuer am Dienstagabend: "Ich glaube, dass er sich richtig entschieden hat, wenn man seine Leistungen in den letzten Wochen sieht. Es läuft sehr gut, er hat das Vertrauen des Trainers und das ist ganz wichtig."
Weil mit Niklas Süle die 1a-Lösung für die rechte Innenverteidigerposition verletzt ist (Kreuzbandriss), Javi Martínez unlängst durch einen Muskelbündelriss zurückgeworfen wurde und Benjamin Pavard als Rechtsverteidiger gebraucht wird, ist Boateng unter Flick zwangsläufig wieder gesetzt, überzeugte zuletzt aber auch mit guten Leistungen. Wenngleich er sich mehrfach leicht angeschlagen durchkämpfen musste.
Stabil im Luftkampf gegen Olivier Giroud und später am Boden gegen Tammy Abraham brannte bei ihm in London wenig an (66 Prozent gewonnene Zweikämpfe). "Als einziger Rechtsfuß, wenn man Benji mal rausnimmt, ist er ein ganz wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft", sagt Neuer, auf (verletzungsfreie) Konstanz hoffend.
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Jérôme Boateng

Fotocredit: Getty Images

Thiago als Gewinner der Rückrunde

Vor dem Keeper und dem Duo Alaba/Boateng ist außerdem auch Thiago wieder fester Bestandteil der Bayern-Achse. Der Spanier, der in der Hinrunde öfter auf der Bank saß, als es ihm lieb war, ist vielleicht der größte Gewinner der noch jungen Rückrunde.
Bei Chelsea war er klar Chef im Ring, vor allem defensiv, und stellte als Sechser neben Joshua Kimmich mit 17 Balleroberungen einen neuen Champions-League-Rekord auf. Dazu brachte er 69 von 77 Pässen zum Mann und gewann acht von 13 Zweikämpfen. Beim 1:0 und 3:0 hatte er außerdem seine Füße im Spiel.
"Die beiden Jungs harmonieren sehr gut miteinander, finden eine gute Balance", befand Sportdirektor Hasan Salihamidzic über Thiago und Kimmich: "Gut, dass man so ein Mittelfeld hat."

Müller lobt den Arbeitsethos

Seine Pole Position vor Philippe Coutinho in der Hackordnung des Bayern-Kaders verteidigte zudem Thomas Müller mit einer ansprechenden Leistung.
Seine Fähigkeit, sich zwischen den Linien unsichtbar zu machen und dann doch entscheidend einzugreifen, bekam Chelsea nie in den Griff; Müller hätte schon im ersten Durchgang ein Tor verdient gehabt, köpfte aber nur ans Gebälk (35.). So gab's von Müller immerhin den Top-Wert von fünf Torschussvorlagen.
"Die K.o.-Spiele sind das Salz in der Suppe", erklärte Müller die absolute Leistungsbereitschaft aller Bayern, lobte aber auch Demut und Arbeitsethos der Kollegen: "Man merkt schon, dass der Fokus bei allen da ist – und zwar voll auf dem Fußball."
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Thomas Müller

Fotocredit: Getty Images

Alphonso Davies nicht einzufangen

Einen weiteren Meilenstein seiner noch jungen Karriere setzte zudem Linksverteidiger Alphonso Davies, der den am Dienstag etwas unsicheren Rechtsverteidiger Benjamin Pavard in seinem 21. Startelfeinsatz in Serie (!) klar in den Schatten stellte.
Von Neuer in der 74. Minute noch "voll zur Sau gemacht", weil er eine Flanke von Willian nicht energisch genug verteidigt hatte, setzte der 19-Jährige kurz darauf mit atemberaubender Geschwindigkeit zu einem Sololauf die linke Flanke runter, veredelt mit einem klugen Zuspiel auf Torschütze Lewandowski. Dafür gab's "Phonzie! Phonzie!"-Sprechchöre aus der Bayern-Kurve.
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Alphonso Davies

Fotocredit: Getty Images

Zuvor hatte er defensiv zweimal gegen Mason Mount ausgebügelt, obwohl der Chelsea-Angreifer mehrere Meter Vorsprung gehabt hatte. "Dieser Speed ist selbst für unsere Highspeedfraktion nochmal eine Stufe mehr. Das hatten wir so noch nicht bei Bayern, deswegen ist der Szenenapplaus absolut berechtigt", lobte Müller, meinte aber auch:
"Er weiß Bescheid: Wenn er nur einen Millimeter nachlässt, bin ich hinter ihm und beiß ihm in die Waden – wenn ich ihn erwische!"
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