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FC Bayern: Der Lewandowski-Schock und die Folgen

Florian Bogner

Update 27/02/2020 um 11:34 GMT+1 Uhr

Der FC Bayern München kehrt mit einer Hiobsbotschaft aus London zurück: Robert Lewandowski hat sich am linken Knie verletzt und fällt vier Wochen aus – was die längste Zwangspause seiner Profi-Karriere bedeuten würde. Misslich für Bayern, befand sich der Mittelstürmer mit 39 Toren in 33 Pflichtspielen doch bis dato in der Form seines Lebens. Nun müssen andere in die Bresche springen. Nur wer?

Robert Lewandowski

Fotocredit: Getty Images

Am Dienstagabend lief Robert Lewandowski noch lachend mit den Kollegen locker aus im Stadion an der Stamford Bridge, auch beim Mitternachtsbankett war der Mittelstürmer des FC Bayern München bester Stimmung.
Nach der Landung am Mittwoch in München vermeldete der Klub jedoch eine Hiobsbotschaft: Lewandowski, der am Abend noch so gut gelaunt war, habe sich beim 3:0 gegen den FC Chelsea einen Anbruch der Schienbeinkante am linken Kniegelenk zugezogen.
Das habe eine eingehende Untersuchung durch Bayern-Arzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt ergeben. Die Verletzung müsse zehn Tage mit einem Gips ruhiggestellt werden, dann beginne wieder das Aufbautraining. Die Ausfallzeit werde insgesamt rund vier Wochen betragen.
Weitere Auskünfte oder Reaktionen darauf gab es zunächst nicht. Trifft die Prognose des Bayern-Docs zu, wäre der 31-Jährige frühestens zum Bundesliga-Topspiel bei Borussia Dortmund am 4. April wieder fit.

Lewandowskis droht längster Ausfall seiner Karriere

Er würde jedoch die Liga-Spiele in Hoffenheim (Samstag), gegen Augsburg (8.3.), bei Union Berlin (14.3.) und gegen Eintracht Frankfurt (22.3.) verpassen; zudem das DFB-Pokal-Viertelfinale kommenden Dienstag beim FC Schalke 04 sowie das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Chelsea (18.3.). Das Länderspiel mit Polen gegen die Ukraine (31.3.) wird dann wahrscheinlich auch zu früh kommen.
Für die am 7. April startende Viertelfinalrunde der Champions League, sollten die Bayern ihren Drei-Tore-Vorsprung im Rückspiel gegen Chelsea nicht noch verspielen, wäre er dann wieder dabei. Tatsächlich ist Lewandowski in seiner Profi-Karriere aber noch nie so lange ausgefallen. Bei Bayern verpasste er seit 2014 nur zwölf Pflichtspiele. Eine Leisten-OP in der Winterpause hatte der Mittelstürmer planmäßig weggesteckt und kein Spiel versäumt.
Seine Zähigkeit und konstante Spielfitness waren ein Grund, warum Bayern seit 2014 weitestgehend darauf verzichtete, einen zweiten Mittelstürmer zu unterhalten. Zuletzt hatte sich Sandro Wagner im Januar 2019 verabschiedet.
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Robert Lewandowski im Duell mit den Chelsea-Spielern Reece James und Willian

Fotocredit: Getty Images

Lewandowski erzielte 39 Prozent aller Bayern-Tore

Fragt sich nun, wer die Lewandowski-Lücke füllt. Schwer wiegt der Ausfall allemal – schließlich hat der Angreifer diese Saison in 33 Pflichtspielen bereits 39 Tore erzielt, was 39 Prozent aller Bayern-Treffer (101) ausmacht. Lewandowski, den nicht nur Hans-Dieter Flick zuletzt als "in der Form seines Lebens" bezeichnete, führt damit die Torjägerlisten in Bundesliga (25) und Champions League (elf) an. Nun müssen andere ran. Doch wer?
Als der Pole im letzten Vorrundenspiel der Königsklasse gegen Tottenham Hotspur (3:1) geschont wurde, hatte Ivan Perisic die Mittelstürmerrolle übernommen. Der Kroate laboriert aktuell aber ebenfalls an einem Knochenbruch (Außenknöchel) und peilt eine Rückkehr fürs Chelsea-Rückspiel an.
Thomas Müller wäre in der Vergangenheit die erste Wahl als Lewandowski-Ersatz gewesen, konnte als Mittelstürmer jedoch nie so recht überzeugen. Aktuell ist er zudem eher als Vorlagengeber gefragt, hat mit 14 die meisten aller Bundesliga-Profis (gemeinsam mit Dortmunds Jadon Sancho) gesammelt.
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Drei Kandidaten: Wer ersetzt Bayern-Stürmer Lewandowski?

Gnabry als Ein-Mann-Sturm?

Bleibt Serge Gnabry als Alternative; der deutsche Nationalspieler füllte die Stürmerrolle in vorderster Front mitunter schon im DFB-Dress aus, allerdings eher in einem 3-5-2-System, weniger als alleinige Spitze. Sollte Gnabry diese Rolle ausfüllen können, könnte auch Philippe Coutinho profitieren, würde doch ein Platz im offensiven Mittelfeld vorübergehend frei werden.
Nach Gnabrys Doppelpack in London hoben die Kollegen, als sie noch nichts von Lewandowskis Unglück ahnten, zumindest schon mal dessen Abschlussqualitäten hervor. "Er steht auf dem Platz, um Tore zu erzielen", sagte Müller: "Der Abschluss ist einer seiner großen Stärken, gerade den zweiten macht er sehr gut." Und Sportdirektor Hasan Salihamidzic meinte:
Er ist geil auf Tore. Das ist das, was einen Stürmer auszeichnet.
Zumindest in der kommenden Woche wird Gnabry jedoch auf dem Flügel gebraucht, da mit Kingsley Coman (Oberschenkelzerrung) ein weiterer Außenangreifer eine zumindest fünftägige Trainingspause verordnet bekam und Bayern sonst gar keinen durchsetzungsstarken Flügelmann hätte.
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FC Bayern München | Serge Gnabry (links) und Robert Lewandowski (rechts)

Fotocredit: Getty Images

Eine Chance für die Jugend

Zu guter Letzt könnte Hans-Dieter Flick in den kommenden Wochen zumindest in dem einen oder anderen Spiel auch auf Jugend-Power setzen. Joshua Zirkzee war mit seinen Jokertoren gegen Freiburg und Wolfsburg vielleicht die Entdeckung der Hinrunde. Mittlerweile hat der 18 Jahre alte Niederländer auch zweimal in der dritten Liga getroffen.
Fiete Arp hat sich hingegen nach zwei Armverletzungen erstmal "nur" zur Alternative für Bayerns Zweitvertretung hochgearbeitet, ist außerdem in der Champions League nicht spielberechtigt.
Wie Flick also konkret auf den Lewandowski-Ausfall reagiert, bleibt abzuwarten. Äußern wird er sich dazu mutmaßlich erst am Freitag, wenn die Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel bei der TSG 1899 Hoffenheim ansteht.
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