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PSG: Thomas Tuchels gefährliches Spiel mit dem Feuer

Tobias Hlusiak

Publiziert 05/11/2020 um 14:27 GMT+1 Uhr

Thomas Tuchel steht trotz seiner Erfolge - wie dem Erreichen des Champions-League-Finals und zweier Meisterschaften - bei Paris St.-Germain fast dauerhaft in der Kritik. Nach der Niederlage in Leipzig spitzt sich die Situation wieder zu. Ein Aus in der Gruppenhase würde ihn wohl sofort den Job kosten. Ohnehin scheint seine Zeit abzulaufen. Der Trainer selbst gibt sich pragmatisch.

Thomas Tuchel

Fotocredit: Getty Images

Vor rund zwei Wochen blickte Thomas Tuchel schon einmal nicht ganz glücklich drein. Der Auftakt in die Gruppenphase der Champions League war in die Hose gegangen. 1:2 gegen Manchester United. Und das Gegrummel fing schon wieder an.
Über seine eigene Zukunft wollte der Coach von Paris St.-Germain dann auch gar nicht reden. Stattdessen forderte er volle Konzentration, auch von sich selbst. Er wolle "ab jetzt alles gewinnen".
Lang gehalten hat dieser Vorsatz nicht. Man muss auch zugeben, dass er schwer einzuhalten war. In Leipzig duplizierte seine Mannschaft jedenfalls das United-Ergebnis und steht nun zur Halbzeit der Königsklassen-Vorrunde ziemlich bedröppelt da. Genau wie der Trainer selbst.
Der Einzug ins Finale gegen den FC Bayern im August ist in der französischen Hauptstadt längst Schnee von gestern. Man kann sich schließlich nichts dafür kaufen. Ein Pokal steht seitdem eben auch nicht in der Vitrine.

Tuchel: Sportdirektor Leonardo wartet nur auf einen Fehler

"Ich hatte eine Zeit lang diese naive Vision, dass der Trainer nach vier Titeln und einem Champions-League-Finale für eine Weile nicht in der Schusslinie stehen würde - es dauerte fünf Tage", klagte Tuchel schon vor der Pleite gegen Leipzig.
Nun - nach verspielter Führung, einer über weite Strecken uninspirierten Leistung und zwei Platzverweisen - kommen die Einschläge immer näher. Von Vereinsseite kann der Trainer keine Hilfe erwarten. Sein Verhältnis zu Sportdirektor Leonardo gilt seit Jahren als unterkühlt, fast zerrüttet.
Blickt man von außen auf die Zusammenarbeit der beiden Alpha-Tiere, kann man leicht den Eindruck gewinnen, Leonardo warte nur auf einen schweren Fehler Tuchels. Einen, wie das Ausscheiden in der Champions-League-Vorrunde zum Beispiel.
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Leonardo et Thomas Tuchel

Fotocredit: Getty Images

PSG-Insider Dupuis: "Tuchel spielt mit dem Feuer"

"Wenn das passiert, ist er nicht mehr zu halten und müsste mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sofort gehen", schätzt Maxime Dupuis ein. Der Journalist lebt in Paris, arbeitet für Eurosport und beobachtet PSG seit vielen Jahren. Er ist durchaus überrascht von Tuchels Umgang mit der Situation.
"In den vergangenen Wochen spielt er mit dem Feuer, finde ich", meint Dupuis. "Er hat keine Chance auf eine Verlängerung seines im Sommer auslaufenden Vertrags und macht deshalb, was er will!" Von Leonardo lasse sich der Deutsche ohnehin nichts sagen. Ganz im Gegenteil.
Der Sportdirektor hatte im Sommer mehr oder weniger auf eigene Faust Danilo Pereira vom FC Porto geholt, um das Mittelfeld zu stabilisieren. Tuchel lässt den Neuen konsequent in der Verteidigung auflaufen.
"Die Situation ist so wie sie ist. Und das ist auch kein Problem", meint der 47-Jährige selbst und wird dann pragmatisch: "Wir können uns selbst keinen Vertrag geben. Wir können auch niemanden zwingen, uns einen Vertrag zu geben. Aber das ist überhaupt kein Problem. Er läuft aus, im Moment gibt es keine Gespräche, aber das ist keine Situation, die uns tagtäglich beschäftigen wird."
Tuchel hat nicht resigniert, er weiß schlicht und ergreifend, dass er nicht am längeren Hebel sitzt. Seine Zeit bei PSG läuft wohl relativ bald ab. Warum dann nicht das beste aus dem letzten Angriff herausholen?
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Rückendeckung aus der Mannschaft

Die Hoffnung auf eine letzte sportlich erfolgreiche Saison beim Scheich-Klub ist bei Tuchel und seinem Trainerteam trotz aller desillusionierenden Vibes im Umfeld weiterhin gegeben.
Anlass dafür gibt das intakte Verhältnis zur Mannschaft. Ein Fakt, den auch Leonardo, der laut Insider Dupuis eigentlich lieber heute als morgen mit Massimiliano Allegri zusammenarbeiten würde, nicht von der Hand weisen kann.
"Wir wissen sehr genau, wie eng wir mit der Mannschaft, dem Staff und allen im Klub arbeiten. Die anderen Dinge können wir nicht beeinflussen", sagte Tuchel und kündigte an, jetzt "die Scheuklappen" aufzusetzen.

Die Führungsspieler hat er auf jeden Fall auf seiner Seite.

Marquinhos sprang seinem Coach noch in Leipzig zur Seite. "Natürlich unterstützen wir ihn", sagte der Brasilianer. "Wir wissen, wie der Fußball ist. Es gibt keine Geduld. Er ist der Trainer, der die erfolgreichste Saison in der Geschichte des Klubs auf die Beine gestellt hat."
"Das Verhältnis zwischen dem Trainer und der Mannschaft ist weiterhin gut, so wie es die vergangenen zwei Jahre war. Es gibt bei uns keinen, der sich jetzt schon Gedanken über den Sommer macht", sagte auch Nationalspieler Thilo Kehrer bei "DAZN".
Es ist also noch möglich, das Ruder rumzureissen. In der Champions League sollten Tuchel und Co. aber möglichst bald damit beginnen. Sonst könnte aus einem kleinen Spiel mit dem Feuer schnell ein Flächenbrand werden.
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