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Bayern München beeindruckt Europa gegen Benfica Lissabon - und offenbart doch altbekannte Probleme

Pascal Steinmann

Update 03/11/2021 um 14:26 GMT+1 Uhr

Beim 5:2-Erfolg über Benfica Lissabon brennt der FC Bayern München ein offensives Feuerwerk ab und schockt die europäische Konkurrenz ein weiteres Mal. Nach vier Champions-League-Spielen hat der Rekordmeister 17 Treffer erzielt. Aber: Wie am Wochenende kassieren die Münchner zwei Gegentore und wirken defensiv oft unsicher. Eine Baustelle, die der FC Bayern schnell beheben muss.

Manuel Neuer sortiert seine Defensive beim Champions-League-Spiel gegen Benfica Lissabon

Fotocredit: Getty Images

Mit einer Mischung aus Frust und Ratlosigkeit im Gesicht stand Manuel Neuer nach 74 Minuten in seinem Strafraum und blickte mit ausgebreiteten Armen zu seiner Hintermannschaft. Beim 2:4-Anschlusstor war der Kapitän von seiner Abwehr alleine gelassen worden, konnte gegen den Abschluss von Darwin Núñez nichts mehr ausrichten.
Der Gegentreffer war ein Makel in einer sonst beeindruckenden Vorstellung.
Wie drei Tage zuvor bei Union Berlin gewannen die Bayern am Dienstagabend gegen Benfica Lissabon 5:2 (2:1) und rehabilitierten sich damit für die 0:5-Klatsche beim Pokalaus gegen Borussia Mönchengladbach. Julian Nagelsmann sprach nach dem vierten Sieg im vierten Champions-League-Auftritt von einem "unfassbar guten Spiel" seiner Mannschaft.
Gerade im eigenen Ballbesitz strahlte der Rekordmeister eine ungemeine Dominanz aus. Die von Nagelsmann beliebte 3-1-5-1-Grundordnung mit dem Ball stellte die portugiesische Fünferkette permanent vor Probleme. Vor allem in der ersten Halbzeit gelang es den Bayern immer wieder, Kingsley Coman auf der rechten Außenbahn im Eins-gegen-Eins mit Alejandro Grimaldo zu isolieren.

Nagelsmann äußert sich selbstbewusst

Ein ums andere Mal kreierte der Franzose gefährliche Aktionen und lieferte im ersten Durchgang fünf Torschussvorlagen. Eine davon fand Robert Lewandowski, der nach 26 Minuten zur überfälligen Führung für den FC Bayern einköpfte und den Rekordmeister in seinem 100. Champions-League-Spiel früh auf die Siegerstraße brachte.
"Allgemein unser Auftreten war heute der Schlüssel", begründete Manuel Neuer nach dem Spiel den souveränen Erfolg: "Wir waren sehr dominant." Auch bei den weiteren Toren durch Gnabry und Sané und den Champions-League-Toren 80 und 81 von Lewandowski zeigte sich die beeindruckende Qualität der Bayern-Offensive. Nach vier Champions-League-Spielen steht man bei 17 Treffern.
Dieser Angriff sucht in Europa derzeit zweifelsohne seinesgleichen. Nicht verwunderlich, dass der deutsche Vorzeigeklub wieder zu den Topfavoriten auf den Gewinn des Henkelpotts zählt. "Es gibt schon ein paar andere Teams, die auch gut sind. Aber wir gehören auch dazu", sagte Nagelsmann nach dem Spiel bei "Amazon" zurecht selbstbewusst.
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Julian Nagelsmann hatte bei seinem Comeback an die Seitenlinie fünf Mal Grund zum jubeln

Fotocredit: Getty Images

Baustelle Defensive

Allerdings erkannte der Bayern-Trainer auch "einige kleine Makel": Erneut standen den fünf erzielten Treffern zwei Gegentore gegenüber. In der vergangenen Bundesliga-Spielzeit unter Hansi Flick hatten die Münchner 44 Gegentreffer kassiert, so viele wie seit 25 Jahren nicht mehr.
Julian Nagelsmann schien diese Problematik nach seiner Übernahme prompt in den Griff bekommen zu haben. Nur neun Gegentreffer in den ersten 14 Pflichtspielen hatte man bis zum Pokal-Debakel in Mönchengladbach hinnehmen müssen - doch nun fingen sich die Bayern in drei Spielen binnen sechs Tagen ebenfalls neun Gegentreffer.
Schon nach dem Spiel an der Alten Försterei hatte Nagelsmann bemängelt: "In allen Spielen sind es immer ähnliche Muster, wenn wir Chancen gegen uns bekommen."

Nagelsmann kritisiert Verhalten bei Standards

Am Dienstagabend war dem 34-Jährigen aber vor allem das Verhalten bei ruhenden Bällen ein Dorn im Auge: "Die Standards müssen wir anders verteidigen", kritisierte Nagelsmann. "Das hatten wir ein bisschen anders besprochen, weil das typisch für Benfica ist", so der 34-Jährige.
Nicht erst beim Gegentreffer zum 1:2 durch Morato nach 38 Minuten wirkte der Rekordmeister anfällig. Bereits nach 15 Minuten hatte Lissabon nach einem Eckball getroffen, das Tor von Lucas Veríssimo wurde allerdings wegen einer knappen Abseitsstellung zurückgenommen.
Gerade Stammspieler Dayot Upamecano, der nach einem bärenstarken Saisonbeginn in Gladbach einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte, wirkte auch gegen die Portugiesen verunsichert. Bei beiden Gegentoren machte der 23-Jährige nicht die beste Figur.
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Morato sorgte kurz vor dem Seitenwechsel für den Anschluss

Fotocredit: Getty Images

Dominanz kaschiert Schwächen

"Klar, Gegentore sind immer ärgerlich, aber wir haben auch vorne welche erzielt. Das stimmt uns glücklich", beschwichtigte Neuer nach der Begegnung. Allerdings sah man dem Kapitän allen voran nach dem 2:4 auf dem Feld an, wie sehr ihn der erneute Gegentreffer wurmte.
Noch fallen diese Tore aufgrund der großartigen Offensive nicht allzu schwer ins Gewicht. Weltfußballer Robert Lewandowski sagte gar, dass die Gegentore motivieren, "vorne mehr Tore zu schießen". Allerdings wusste er auch: "Für Manuel ist es das Wichtigste, zu Null zu spielen."
Gerade gegen europäische Top-Teams darf sich die Nagelsmann-Elf derlei Nachlässigkeiten nicht erlauben. Die K.o.-Spiele kommen dann und dann musst du wieder präsent sein", mahnte der 34-jährige Trainer bei "Amazon" nach dem feststehenden Einzug ins Achtelfinale.
Denn: Der FC Bayern hat aktuell zwar das beste Offensivspiel in Europa. Wollen die Münchner tatsächlich um den Henkelpott mitspielen, müssen sie aber ihre defensiven Schwächen in den kommenden Wochen in den Griff bekommen.
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Nagelsmann schwärmt von Lewandowski: "Jetzt peilen wir 100 Tore an"

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