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SSC Neapel ist das heißeste Team in Europa - so ist auch der ganz große Coup drin

Marc Hlusiak

Update 22/02/2023 um 20:15 GMT+1 Uhr

Die SSC Neapel steht nach dem 2:0 (1:0)-Sieg bei Eintracht Frankfurt im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League mit einem Bein im Viertelfinale. Angesichts des aktuellen Leistungsstands des Serie-A-Tabellenführers wenig verwunderlich. Napoli spielt seit Monaten auf einem Niveau, das in Europa seinesgleichen sucht. Hält die Form, ist für den Maradona-Klub auch der ganz große Wurf möglich.

Fehler über Fehler: Glasner analysiert Heim-Niederlage gegen Neapel

Wenn eine Szene die SSC Neapel dieser Tage perfekt beschreibt, dann wohl der Treffer zum 2:0 im Achtelfinal-Hinspiel bei Eintracht Frankfurt.
Frank Anguissa hat den Ball 35 Meter vor dem Frankfurter Gehäuse in zentraler Position, sieht Khvicha Kvaratskhelia in die rechte Strafraumhälfte starten und spielt die Kugel punktgenau auf den Georgier.
Der Zauberfuß nimmt den Ball in vollem Lauf samt 180-Grad-Drehung sensationell an und verdeutlicht mit seiner anschließenden Hackenablage, warum sie ihn in Neapel nur "Kvaradona" nennen. Das Spielgerät landet vor den Füßen von Kapitän Giovanni Di Lorenzo, dessen flacher Abschluss aus 13 Metern perfekt ins linke untere Eck passt.
Ein Tor, das den Frankfurter Deutsche Bank Park kollektiv anerkennend nicken ließ und das derzeit heißeste Team Europas dem deutschen Fußball-Mainstream vorstellte.

Neapel: Scudetto kaum noch zu verhindern

In Italien wird die Società Sportiva Calcio Napoli längst als designierter Meister 2023 gefeiert. Sage und schreibe 15 Punkte beträgt der Vorsprung der Süditaliener nach 23 Spieltagen auf den ersten Verfolger Inter Mailand. Die Tordifferenz der Himmelblauen ist um 21 Tore besser als die von Lazio Rom, der zweitbesten Mannschaft in dieser Kategorie.
The hype ist real! In Italien schwärmte zuletzt sogar Trainer-Legende Arrigo Sacchi vom Maradona-Klub - trotz seiner gelebten Schwäche für Ex-Klub AC Mailand, mit dem er Ende der 1980er-Jahre zweimal den Pokal der Landesmeister gewann. Als Napoli im Januar 5:1 über den jahrelangen Branchenprimus Juventus Turin hinwegbügelte, war es um den 76-Jährigen geschehen.
"Beim 2:0 durch Kvaratskhelia habe ich so laut geschrien, dass meine Frau erschrocken ist", erzählte Sacchi damals und stellte fest: "Napoli ist Spektakel und auf der Spur der großen Teams dieses Sports."
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Victor Osimhen

Fotocredit: Getty Images

Am Dienstag waren die Frankfurter Leidtragende des neapolitanischen Spektakels. "Mit welcher Dynamik sie unsere Fehler ausgenutzt haben, war beeindruckend", stellte SGE-Coach Oliver Glasner auf der Pressekonferenz nach der Partie fest.

Beste Offensive der Champions League

Die Spielidee von Napoli-Trainer Luciano Spalletti, der im Sommer 2021 bis 30. Juni 2023 am Vesuv unterschrieb, sie geht derzeit perfekt auf. Nur drei von 24 Spielen verlor Neapel wettbewerbsübergreifend in der laufenden Spielzeit. Beim amtierenden Meister Inter Mailand (0:1), am sechsten Spieltag der Champions-League-Gruppenphase beim FC Liverpool (0:2) und im Achtelfinale der Coppa Italia gegen Aufsteiger US Cremonese (6:7 n.E.).
Neapel spielt ein für italienische Teams untypisch aggressives Gegenpressing, erinnert zuweilen an den FC Barcelona unter Pep Guardiola. Mit dem ehemaligen Wolfsburger Victor Osimhen (20 Treffer, vier Vorlagen), dem 10-Millionen-Euro-Schnäppchen Kvaratskhelia aus der ersten georgischen Liga (zwölf Tore, 15 Assists), sowie Hirving Lozano (vier Tore, vier Assists), hat Spalletti aus dem Nichts eines der spannendsten Offensiv-Trios Europas geformt.
In der Champions League schoss in dieser Saison keine Mannschaft mehr Tore als die SSC (22), in der Gruppenphase waren es 3,33 Treffer pro Spiel. Angesichts dieser Quote und dem Fakt, dass Frankfurt ab Minute 61 in Unterzahl spielte, hätte es für die SGE auch deutlich schlimmer kommen können.

So ist Napoli alles zuzutrauen

Spalletti war jedoch auch so hochzufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft: "Das sind Spiele, von dem wir alle als Kinder geträumt haben. Wir durften nicht scheitern. Die Mannschaft hat Reife gezeigt", freute er sich auf der Pressekonferenz. Der Coach habe seinen Spielern mitgegeben, durch frühes Anlaufen die Umschaltmomente, in denen die Eintracht so stark sei, im Keim zu ersticken. Die Mannschaft setzte die Vorgabe des Trainers perfekt um. Ein Zeichen, großen gegenseitigen Vertrauens.
Diese mannschaftliche Geschlossenheit, gepaart mit individueller Klasse und einer nun schon monatelangen Ausnahmeform, machen Neapel nicht nur zu einem unangenehmen Gegner in der Königsklasse; in diesem Zustand ist den Italienern ohne Frage der ganz große Wurf zuzutrauen.
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Victor Osimhen (l.) und Khvicha Kvaratskhelia feiern das 1:0 der SSC Neapel gegen Eintracht Frankfurt

Fotocredit: Getty Images

Zunächst einmal gilt es jedoch, Eintracht Frankfurt nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch aus dem Wettbewerb zu schmeißen. "Heute tut es weh. Wir sind brutal enttäuscht. Aber wir werden nicht als Touristen mit weißen Fahnen ins Maradona-Stadion einziehen", blickte Glasner um leichten Optimismus bemüht aufs Rückspiel am 15. März (um 21:00 Uhr im Liveticker) voraus.
Dem Österreicher dürfte beim Formulieren seiner Worte bewusst gewesen sein, dass ein Ausscheiden gegen dieses Neapel keine Schande wäre.
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Glasner reagiert auf Platzverweis: "Müssen wir akzeptieren"

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