Ist Pep Guardiola noch der richtige Trainer für Manchester City? Verzweifelter Kampf gegen den Absturz

Manchester City taumelt vor sich hin. Das 0:2 in der Champions League bei Juventus Turin war die siebte Pleite in den letzten zehn Spielen bei nur einem Sieg. Es droht sogar der Super-GAU: Aus in der Königsklasse nach der Ligaphase. Ilkay Gündogan spricht ein mentales Problem an und fordert die Besinnung auf "einfachen" Fußball. Doch ist Pep Guardiola dafür noch der richtige Trainer?

Gündogan und Guardiola gereizt: "Niederlage schwer zu verkraften"

Quelle: Perform

Um herauszufinden, warum es derzeit vergleichsweise "einfach" ist, gegen Manchester City Tore zu schießen, genügt ein Blick auf das Abwehrverhalten von Kyle Walker bei beiden Gegentoren in Turin (0:2).
Vor dem 0:1 durch Dusan Vlahovic war sich der Kapitän der Skyblues unsicher, ob er Flankengeber Kenan Yıldız attackieren oder sich lieber in die Strafraummitte orientieren sollte - Walker brach seinen Sprint ab und stand dann im verlorenen Raum ohne echten Auftrag.
Beim 0:2 trabte der Engländer während eines Juve-Konters behäbig zurück und erkannte die Gefahr nicht, die vom Torschützen ausging - letztlich stand Walker drei Meter weg von Weston McKennie, der den Ball ungehindert volley ins Netz drosch.
So wie am Mittwochabend verteidigt Manchester City seit Wochen: naiv, beinahe hilflos. Ohne Überzeugung, ohne Aggressivität.

Ilkay Gündogan: "Wir müssen an die Basics ran"

"Ich habe das Gefühl, dass wir zu nachlässig in den Zweikämpfen sind. Das ist auch ein mentales Problem. Wenn wir den Ball verpassen oder einen Zweikampf verlieren, dann sieht man, dass wir nachlassen und den Rhythmus verlieren", sagte Ilkay Gündogan bei "TNT Sports".
Der Deutsche ergänzte: "Wir verlieren die Bälle in der Vorwärtsbewegung und geben ihnen Gegenangriffe, denen wir 50, 60 Meter hinterherlaufen müssen. Und im Moment fühlt es sich so an, als ob jeder Angriff, den wir zulassen, gefährlich ist." Gündogans bittere Erkenntnis: "Die Gegner müssen nicht einmal viel tun und haben trotzdem eine große Wirkung auf uns."
Der 34-Jährige forderte daher die Rückbesinnung auf die einfachen Dinge im Fußball. "Wir sind am besten, wenn wir den Ball haben. Aber wir müssen an die Basics ran, wir müssen die einfachen Bälle spielen. Doch statt einfach zu spielen, verkomplizieren wir es und verpassen den Moment, uns vom Ball zu trennen", erklärte er.

Pep widerspricht Gündogan

Sein Trainer war von Gündogans Interpretation indes wenig begeistert. Darauf angesprochen erwiderte Pep Guardiola bei "TNT Sports": "Nein, nein, nein. Wir haben die einfachen Bälle gespielt. An anderen Tagen nicht, aber diesmal haben wir gut gespielt." Man habe "nicht viele Bälle verloren", betonte er.
Immerhin waren sich Gündogan und Guardiola einig, dass es infolge der Negativserie an der Zeit wäre, sich auf das zu besinnen, was City in den letzten Jahren so stark und bisweilen unbesiegbar machte.
"Es ist relativ einfach: Unsere Stärke ist der Ball. Wenn wir ihn haben, sind wir stark und unglaublich geduldig. Aber wenn wir ihn nicht haben, rennen wir wie eine verzweifelte Mannschaft", sagte Guardiola.

Kann Guardiola einfach?

Es gibt jedoch starke Zweifel an der Theorie, dass es City genügt, den Turnaround zu schaffen, indem sie sich den Ball zurückholen. Zum einen ist Guardiola als Trainer nicht dafür bekannt, ein Fan der "einfachen" Dinge im Fußball zu sein. Dem 53-Jährigen wurde in der Vergangenheit desöfteren der Vorwurf gemacht, er würde das Spiel in taktischer Hinsicht eher verkomplizieren.
Zum anderen sieht er sich mit einer ganz neuen Seite konfrontiert: länger anhaltender Misserfolg. In den Augen von Jamie Carragher ein nicht zu unterschätzendes Problem.
"Guardiola hat keine Erfahrung in solchen Situationen, weil er bislang stets erfolgreich war. City steckt in einer massiven Krise und Guardiola hat keine Antworten", sagte die Liverpool-Legende bei "CBS".
picture

Verzweifelte Gesichter: Ilkay Gündogan (l.) und Jack Grealish

Fotocredit: Getty Images

Ferdinand: Citys Gegner haben keine Angst mehr

Die ersten Maßnahmen, aus der Negativspirale herauszukommen, hätten nicht gefruchtet. "Pep hat verschiedene Systeme ausprobiert und Spieler auf anderen Positionen eingesetzt - nichts hat funktioniert", machte Carragher klar.
Für Expertenkollege Rio Ferdinand hat die Serie mit nur einem Sieg aus den letzten zehn Spielen ein weiteres City-Merkmal zerstört.
"Wir haben noch nie eine Mannschaft von Pep Guardiola gesehen, die so schlecht war. Und wir haben es noch nie erlebt, dass eine Dominanz so schnell verschwindet. Die Gegner haben keine Angst mehr vor Manchester City, der Furchtfaktor ist im Rekordtempo verschwunden", sagte Ferdinand bei "TNT Sports".
Es liege nun an Guardiola, den Spielern wieder Selbstvertrauen einzuimpfen. "Die Spieler sind grob verunsichert. Nur der Trainer kann dir helfen, zur Normalität zurückzufinden, wenn es nicht läuft", so Ferdinand.

Guardiola wirkt ratlos

Und auch wenn langjährige Fans des Klubs Schlimmeres gewohnt sind - Abstiege zum Beispiel -; so schlecht waren die Cityzens seit der geldbringenden Übernahme durch die Investoren aus Abu Dhabi 2008 noch nie, unter Guardiola (seit 2016) erst recht nicht.
Doch der Trainer hat derzeit genug mit sich selbst zu tun. "Natürlich hinterfrage ich mich - in guten und in schlechten Momenten. Aber was können wir tun? Uns selbst bemitleiden? So ist das Leben. Wir müssen wieder aufstehen", sagte Guardiola.
Viel Zeit bleibt dafür nicht, denn kommenden Sonntag steht eine sehr brisante Begegnung an: das Stadtderby gegen das ebenfalls schwer kriselnde Manchester United (17:30 Uhr im Liveticker).
picture

"Tut extrem weh": BVB-Boss spricht über bitteres Ende gegen Barça

Quelle: Perform



Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung