Borussia Dortmund verspielt leichtfertig einen Sieg gegen Bodö/Glimt: Dem BVB fehlt es schlicht an der Qualität
VonThomas Gaber
Update 11/12/2025 um 20:57 GMT+1 Uhr
Borussia Dortmund verspielt leichtfertig einen fest eingeplanten Sieg in der UEFA Champions League gegen den norwegischen Außenseiter Bodö/Glimt, weil die Mannschaft einfachste Dinge nicht erledigt. Die Generalkritik samt Kollegenschelte von Kapitän Nico Schlotterbeck nach dem Spiel lässt tief blicken in die Gemengelage beim BVB. Selbst Dortmunds Trainer Niko Kovac rügt sein Team öffentlich.
BVB-Coach Kovac angefressen: "Geht mir richtig auf den Zeiger"
Quelle: Perform
Der Auftritt von Borussia Dortmund beim 2:2 (1:1) gegen Bodö/Glimt lässt sich anhand einer Szene gegen Ende des Spiels zusammenfassen.
Ramy Bensebaini spielte auf der linken Seite in der Vorwärtsbewegung einen fürchterlichen Fehlpass und verursachte dadurch einen Konter der aufmüpfigen Norweger.
Jobe Bellingham versuchte mit einem Sprint das Schlimmste zu verhindern, ließ sich im eigenen Strafraum dann aber plump austanzen, indem er die falsche Entscheidung traf und naiv zur Grätsche ansetzte.
Den Querpass von Fredrik Sjøvold bugsierte Daniel Svensson um ein Haar ins eigene Tor, doch Gregor Kobel bewahrte den BVB mit einer starken Reaktion vor der Totalblamage.
Schlotterbecks brutale Abrechnung mit den Kollegen
Wer weiß - vielleicht wird Kobels Rettungsaktion in der Endabrechnung der Champions-League-Ligaphase nochmal wichtig. Nichtsdestotrotz haben die Dortmunder eine riesen Chance vertan, sich unter den ersten Acht der Tabelle festzubeißen.
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Nico Schlotterbeck war nach dem 2:2 des BVB restlos bedient
Fotocredit: Getty Images
Bei Nico Schlotterbeck entlud sich der ganze Frust anschließend in einem denkwürdigen Interview. Mit scharfen Worten rechnete der Innenverteidiger mit der ganzen Mannschaft und im Speziellen mit den Einwechselspielern ab.
"Wir fangen an, nach dem 1:0 extrem fahrig zu spielen, haben unfassbar schlechte erste Kontakte. Jeder spielt so ein bisschen sein Spiel. Die Spieler, die reinkommen, verlieren jeden Ball. Wenn man in der 60. Minute reinkommt, erwarte ich 30 Minuten Volldampf. Das sah alles schön aus, wir haben ein bisschen rechts-links kombiniert. Aber du musst killen", sprudelte es aus Schlotterbeck bei "DAZN" heraus.
BVB: Zehn verschenkte Punkte in dieser Saison
Nach der von Julian Brandt geäußerten Kritik am Stil von Trainer Niko Kovac ("Das ist nicht meine Art und Weise, Fußball zu spielen") prescht der nächste BVB-Star vor, indem er seine Kollegen brutal anzählte.
Dass selbst der sonst so besonnene Kovac aus der Haut fährt ("Das zweite Gegentor geht mir richtig auf den Zeiger, da fehlt die Cleverness") verdeutlicht die prekäre Lage, in die sich Borussia Dortmund durch immer wiederkehrende Muster hineinmanövriert hat.
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Jens Petter Hauge trifft zum 2:2 für Bodö/Glimt bei Borussia Dortmund
Fotocredit: Getty Images
3:3 gegen St. Pauli, 4:4 gegen Juventus, 1:1 gegen den HSV, 3:3 gegen Stuttgart, 2:2 gegen Bodö/Glimt - zum fünften Mal in dieser Saison ist es dem BVB nicht gelungen, einen sicher geglaubten Sieg nach Hause zu fahren.
Schlotterbeck machte fehlende Killermentalität für die zehn verschenkten Punkte verantwortlich, Felix Nmecha ein "gewisses Maß an Lässigkeit und Arroganz". Doch die sich ständig wiederholende Naivität - wie in der Entstehung des 2:2, als Dortmund den Gegner nach eigenem Einwurf zum Torschuss einlud - verstärkt den Eindruck, dass es Borussia Dortmund schlicht an Qualität fehlt.
Die Ansprüche beim BVB sind gesunken
Erschwerend kommt hinzu, dass die Mannschaft Alarmsignale ignoriert. Schlotterbeck verriet in seiner Manöverkritik, dass er die Mängel bereits in der Halbzeit klar und "laut" angesprochen habe. Lerneffekt nach der Pause? Gleich null.
Wenn Sportdirektor Sebastian Kehl nach dem 2:0-Sieg gegen Hoffenheim verkündet, dass das "ein Bundesliga-Spieltag für den BVB" war, weil Stuttgart, Frankfurt und Leverkusen verloren haben, sagt das viel aus über die gesunkenen Ansprüche des Vereins.
Statt nach oben auf die Bayern und RB Leipzig zu schauen, geht es bereits nach etwas mehr als einem Drittel der Saison offensichtlich nur noch darum, Platz drei nach hinten abzusichern. Von Titelträumen hat sich der BVB nach dem Aus im DFB-Pokal gegen Bayer Leverkusen schon verabschiedet.
Kehl und Ricken stärken Kovac den Rücken
Kehl und Sport-Geschäftsführer Lars Ricken ist zugutezuhalten, dass sie Kovac bislang gegen jedwede Kritik von außen verteidigt haben. Der Trainer ist - wie in Krisenzeiten sonst üblich - aktuell nicht das schwächste Glied der Kette.
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Kovac lobt Brandt: "Ist ein Unterschiedsspieler"
Quelle: Perform
Doch es ist fraglich, wie Kovac das, was sich über Dortmund gerade zusammenbraut, durchsteht. Letztlich fallen die vielschichtigen Probleme der Mannschaft immer auch auf die Arbeit des Trainers zurück.
Zweimal muss der BVB in diesem Jahr noch ran: Sonntag in Freiburg (15:30 Uhr im Liveticker) und am 19. Dezember gegen Mönchengladbach. Die Mannschaft steht dabei enorm unter Druck. Schlotterbecks unbequeme Worte hallen nach und es wird sich in diesen beiden Spielen zeigen, ob die Spieler den vermutlich letzten Warnschuss gehört haben oder ob das Kartenhaus vollständig in sich zusammenfällt.
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Alonso nach Real-Pleite: "Glauben nicht verloren"
Quelle: Perform
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