FC Bayern München weiter makellos in dieser Saison - Vincent Kompany mit bestem Saisonstart seit Jupp Heynckes
Publiziert 02/10/2025 um 23:51 GMT+2 Uhr
Vincent Kompany erntet im zweiten Jahr seines Jobs in München die Früchte seiner Arbeit. Nach neun Siegen in neun Pflichtspielen wird der Bayern-Coach von den Bossen bereits mit Legende Jupp Heynckes verglichen. Warum Kompany mit seiner Empathie bei der Mannschaft so gut ankommt und wie er ein funktionierendes Gemeinschaftsgefühl geschaffen hat. Bleibt Bayern auch am Samstag in Frankfurt im Flow?
Kompany: "Traum ist, die Champions League zu gewinnen"
Quelle: Perform
Es ist sein ganz persönliches Ritual. Nach dem Ende eines jeden Spiels macht sich Vincent Kompany auf den Weg, auf eine Reise. Zunächst - und das gehört sich so unter Trainerkollegen - schreitet der 39-Jährige an der Seitenlinie entlang zur gegnerischen Bank und reicht seinem Gegenüber die Hand.
Fast immer nimmt er dabei Glückwünsche entgegen. Schließlich ist Kompany Chefcoach des FC Bayern München. Es werden ein paar Nettigkeiten ausgetauscht. So nach dem Motto: Dankeschön, aber ihr habt auch toll gespielt, hart gekämpft und uns das Leben (zu ersetzen mit: Siegen) schwer gemacht. Alles Gute Euch!
Danach richtet Kompany seinen Fokus aufs Spielfeld und klatscht mit seinen "Jungs" ab, wie er seine Profis nennt. Anerkennende Blicke, ein paar Schulterklopfer. Er tauscht sich mit seinem Trainerstab aus. Eine erste Analyse, meist hinter vorgehaltener Hand - sicher ist sicher.
Der Belgier nimmt schließlich Kurs Richtung Mittelkreis, winkt schüchtern-verlegen den Bayern-Fans zu. Dann wird er abgefangen von einem der gegnerischen Profis - und das nach wirklich jedem Spiel. Wen Kompany alles kennt! Wer alles Kompany mag!
Mister Nice Guy macht Selfies
Im Alphamega Stadium von Limassol, der kleinen, aber schmucken Heimstätte des Pafos FC, dem Debütanten in der Champions League, war Kompanys Talkgast am Mittelkreis Derrick Luckassen (30), ein Niederländer. Die Nummer 23 der Zyprer hatte er einst bei RSC Anderlecht gecoacht, seiner ersten Station als Cheftrainer.
Minutenlang unterhielten sich die beiden, scherzten und lachten. Über bessere und (je nach Perspektive) schlechtere Zeiten. Auf dem Weg in die Kabine machte Kompany noch ein paar Selfies mit Balljungen, die zu ihm geeilt waren.
Dieser Vincent Kompany ist einfach ein Mister Nice Guy. "Ich habe gute Beziehungen mit meinen ehemaligen Spielern", sagt er, "ich freue mich immer wieder, sie zu sehen. Aber natürlich steht im Vordergrund, dass wir gewinnen wollen." Jedes Spiel. Da hört die Freundschaft auf.
Neun Spiele, neun Siege: bilanz makellos
Das 5:1 beim total unterlegenen FC Paphos, dem Aschenputtel der Königsklasse (an dieser Stelle ein kurzer Einwurf: Wie Pafos in der Qualifikation zur Champions League nacheinander Maccabi Tel Aviv, Dynamo Kiew und Roter Stern Belgrad aus dem Weg räumen konnte, bleibt ein Rätsel) war der neunte Sieg im neunten Pflichtspiel seit Saisonstart.
Der Meister ist seit dem ersten Spieltag Tabellenführer und auch auf europäischer Bühne mit zwei Erfolgen in zwei Partien makellos unterwegs Richtung Einzug ins Achtelfinale - wofür man sechs der acht Spiele in der Ligaphase gewinnen muss. Erst das 3:1 zum Auftakt gegen Klub-Weltmeister FC Chelsea, nun der Pflichtsieg gegen den zyprischen Meister. Zwei von zwei eingetütet - check.
Es läuft. Neun von neun insgesamt gewonnen. "Der Letzte, der das vor dir geschafft hat, war Jupp Heynckes", rief Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen dem Trainer in seiner Ansprache auf dem Bankett im Ballsaal des Parklane Resort an der zyprischen Mittelmeerküste entgegen. Kompany schaute verlegen drein.
2012/13 war das. Jene Saison mündete in das erste Triple der Vereinsgeschichte. Jupp reloaded in Gestalt von Vinnie, dem nächsten Menschenfänger an der Säbener Straße? "Wir werden sehen, was da noch kommt", fügte Dreesen schmunzelnd hinzu.
Kompany: Ansprachen klar, Vorgaben streng
Die Bayern wirken gefestigt, eingespielt. Da tritt eine Gruppe als Gemeinschaft auf - unabhängig von Einsatzzeiten und Positionen. Frei von Allüren und Egotrips. Alles Kompanys Werk. "Wir vertrauen allen Spielern, die wir bei uns haben, daher setzen wir alle auch ein", erklärte Kompany auf Zypern erneut.
In seinem ersten Jahr - wer will es ihm verdenken? - setzte der Belgier als junger Trainer, der zwar aus der Premier League kam, viel Lob erntete, aber auch den Abstieg mit dem FC Burnley hinnehmen musste, meist auf eine Stammelf. Die Stichworte lauteten: Sicherheit, Automatismen. Möglichst wenig Angriffsfläche bieten durch Misserfolge.
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Bayern-Trainer Vincent Kompany
Fotocredit: Getty Images
Nun aber kennt der 39-Jährige das Umfeld und die Begehrlichkeiten. Und seine Spieler. Er schenkt ihnen Vertrauen, Empathie inklusive. Seine Ansprachen sind klar, seine Vorgaben streng. Die Spieler schätzen ihn und die nun stattfindende Rotation im Kader.
Rotation? Hört Kompany nicht gerne. "Ich bekomme immer wieder die Frage, warum spielt der und warum spielt der nicht", sagte er und findet: "Das ist ein gutes Zeichen, ich kenne das als Konkurrenz." Und zwar: "Positive Konkurrenz. Es geht nicht darum, gegeneinander zu sein, wir versuchen untereinander, uns weiterzuhelfen." Das ist sein Mantra, zugleich das Geheimnis des aktuellen Erfolges. So soll es auch am Samstag (18:30 Uhr im Liveticker) bei Eintracht Frankfurt nur einen Sieger geben können.
Rummenigge: Der Teamspirit ist zurückgekehrt
"Man merkt, dass die Jungs alle funktionieren, jeder stellt sein Ego hinten an", erklärte Joshua Kimmich und lobte Teilzeitspieler wie Nicolas Jackson, Raphaël Guerreiro, beide Torschützen gegen Pafos, sowie Min-jae Kim. Denn, so der Vizekapitän: "Jeder weiß, dass er sehr, sehr wichtig ist, dass er gebraucht wird und dass es jetzt nicht um den Einzelnen geht, sondern um den Erfolg als Mannschaft."
Da dies aktuell so sehr betont wird, bedeutet dies im Umkehrschluss: Es war mal anders. "Der Teamspirit ist zurückgekehrt", sagte Bayerns Aufsichtsrat Karl-Heinz Rummenigge kürzlich im "Bayerischen Fernsehen".
Der ehemalige Vorstandsboss fügte hinzu: "Der ist bei Thomas Tuchel ein bisschen verloren gegangen, weil da ist wirklich, was Empathie betrifft, nicht gut und ausreichend gearbeitet worden." Schnee von gestern.
Zur Erinnerung: Kompany war nicht die 1A-Lösung
Die Bosse sind angetan, intern spricht man von Kompany als "Glücksfall". Dabei war er - und daran sollte stets erinnert werden - auf der Kandidatenliste weit hinten, als man im Frühjahr 2024 einen Nachfolger für den gescheiterten Tuchel suchte. Xabi Alonso sagte ab, blieb noch ein Jahr bei Bayer Leverkusen, um im Sommer 2025 zu Real Madrid zu wechseln.
Ralf Rangnick war beinahe schon verpflichtet, sagte kurzfristig ab und führt nun seine Arbeit als österreichischer Nationaltrainer fort. Sebastian Hoeneß macht noch die ein oder andere Umdrehung als Chefcoach des VfB Stuttgart. Hoeneß gilt als Azubi für den Job bei Bayern. Aber wann?
Unlängst meinte Kompany, er könne sich vorstellen, noch zehn Jahre in München zu arbeiten. Wobei er natürlich weiß: unrealistisch. Kimmich war es, der in Limassol erklärte, wie wichtig es sei, dass die Mannschaft diesen Sommer mit demselben Coach in die neue Saison gestartet sei. In seinen zehn Jahren bei Bayern kommt Kimmich auf acht Trainer.
Kompany setzt auf Eigenverantwortung bei seinen Profis, sorgt für die Grundlagen eines respektvollen Miteinanders. Und will polyvalente Spieler. Laut seiner Fußball-Philosophie muss ein Spieler mehrere Positionen beherrschen können.
Siehe Torjäger Harry Kane, der einen Neuner oder neuerdings den Zehner, einen Spielmacher aus der Tiefe gibt. Siehe Serge Gnabry: Mal Zehner, mal Linksaußen. Siehe Guerreiro, der auf Zypern als Linksverteidiger begann und am Ende als Zehner zauberte. Sechser Tom Bischof musste nach seiner Einwechslung als Linksverteidiger ran. Und der Österreicher Konrad Laimer kann sowieso alles - außer Torwart und Hochdeutsch.
Kimmich findet: "Flow ist kein Zufall"
Die Bayern sind im Flow. Für Kimmich steht fest: "Dieser Flow ist kein Zufall." Und soll in Frankfurt, bei der wankelmütigen Eintracht, weitergeführt werden. "Wir wissen, dass die Eintracht zu Hause sehr stark ist, sie spielen einen sehr guten Fußball, schießen in dieser Saison sehr viele Tore", sagte Christoph Freund.
Bayerns Sportdirektor weiter: "Uns erwartet eine richtig heiße Nummer. Aber wir sind gut drauf und fahren mit einer breiten Brust dorthin. Wir freuen uns drauf, weil unsere Mannschaft momentan richtig gut in Form ist, eine unglaubliche Spielfreude zeigt und sich das Momentum über die ganzen Spiele erarbeitet hat. Es ist ein Bundesliga-Topspiel. Unser Trainerteam wird die Mannschaft richtig gut drauf vorbereiten."
Bei der Gegner-Analyse wird Kompany sicher auf den ein oder anderen Profi stoßen, den er mal trainiert oder gegen den er einst gespielt hat. Hey, Mario Götze, wie geht's Dir?
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Kompany nicht sauer: "Fantastisches Tor" von Pafos
Quelle: Perform
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