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KÍ Klaksvik: Árni Frederiksberg exklusiv über historischen Erfolg der Färinger und Ziele in der Conference League

Leopold Grünwald

Update 07/11/2023 um 10:53 GMT+1 Uhr

Der KÍ Klaksvik von den Färöer hat mit seinen Erfolgen in der Conference League für Furore gesorgt. Im exklusiven Interview spricht Stürmer Árni Frederiksberg über die Gründe für den Erfolg der Färinger auf internationalem Niveau und die Ziele des Teams in der Gruppenphase von Europas dritthöchster Spielklasse. Er verrät außerdem, wie sich sein Vollzeitjob mit dem Fußball vereinbaren lässt.

Árni Frederiksberg vom KÍ Klaksvik

Fotocredit: Getty Images

Árni Frederiksberg erlebt mit seinem KÍ Klaksvik von den Färöer gerade den vielleicht unwahrscheinlichsten Lauf einer Mannschaft in Europa. Als amtierender Meister der färöischen Liga nahm der Amateurverein an der Qualifikation für die Champions League teil, eliminierte den ungarischen Serienmeister Ferencváros Budapest durch einen 3:0-Auswärtssieg im Rückspiel und den schwedischen Pokalsieger BK Häcken mit 7:6 nach Elfmeterschießen in Göteborg.
Erst gegen den FK Molde war der Traum von der Königsklasse für den Amateurverein nach einer 0:2-Niederlage in der Verlängerung in Norwegen zu Ende. Und das, obwohl die Färinger im Hinspiel einen 2:1-Erfolg eingefahren hatten - auch dank zweier Treffer von Frederiksberg, der in den sechs Qualifikationsspielen sechs Tore und zwei Vorlagen verzeichnete.
Aktuell spielt der Außenstürmer mit seinem Team in der Conference League und fuhr zuletzt gegen NK Olimpia Ljubljana als erstes Team von den Färöer Inseln einen Sieg (3:0) in einem europäischen Pokal-Wettbewerb ein.
Im exklusiven Interview mit Eurosport.de spricht der 31-jährige hauptberufliche CEO einer Firma für Lebensmittelhandel über die unglaubliche Saison seines Teams, die Vereinbarkeit seines Daseins als Amateurfußballer in einem internationalen Wettbewerb mit seinem Vollzeitjob und die Ziele von Klaksvik in der dritthöchsten Spielklasse Europas.
Herr Frederiksberg, anders als bei den meisten Ihrer Gegner in der Conference League ist der Fußball nicht ihre Hauptbeschäftigung. Wie gut lassen sich Arbeit und Fußball vereinbaren?
Árni Frederiksberg: An einem normalen Tag bin ich zwischen 8:00 Uhr und 16:00 Uhr im Büro und spiele von 17:00 Uhr bis 20:00 Uhr Fußball. Es funktioniert gut, auch wenn die Tage natürlich lang sind. Hier auf den Färöern ist die Distanz zu den einzelnen Partien eher gering. Für das am weitesten entfernte Auswärtsspiel fahren wir eine Stunde mit dem Auto, also sind die Reisestrapazen nicht zu groß. Auf internationaler Ebene ist das natürlich etwas anderes, aber das findet nicht so oft statt, dass es zum Problem wird.
Ihre Leistungen haben auch international für einiges an Aufsehen gesorgt. Gab es schon Anfragen von internationalen Klubs?
Frederiksberg: Ich hab einige Angebote bekommen und bin von mehreren Spielerberatern kontaktiert worden, aber ich werde in Klaksvik bleiben.
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Arni Frederiksberg (KI Klaksvik) im Spiel gegen Ferencvaros Budapest

Fotocredit: Getty Images

Wie fühlt es sich an, ein Teil der ersten färöischen Mannschaft zu sein, die ein Spiel auf europäischer Ebene gewinnen konnte?
Frederiksberg: Es ist eine großartige Erfahrung und etwas, auf das ich sehr stolz bin. Ich spiele jetzt seit drei Jahren für diesen Klub und neben der Meisterschaft war das Erreichen der Gruppenphase unser Hauptziel. Wir haben jetzt einige Spiele absolviert und unsere Ziele haben sich verändert. Wir wollen in die K.o.-Phase.
Die Einführung der Conference League wurde seinerzeit nicht nur mit Begeisterung aufgenommen. Kritiker sahen Geldgier als die Motivation für die UEFA, diesen neuen Wettbewerb ins Leben zu rufen. Wie stehen sie zu dem Turnier?
Frederiksberg: Wir haben anfangs nicht groß über die Conference League nachgedacht, weil sich niemand vorstellen konnte, dass es einem färöischen Team möglich ist, sich für eine Gruppenphase zu qualifizieren. Daher bin ich gerade einfach nur froh, dass dieser Wettbewerb geschaffen wurde, weil wir zeigen konnten, dass der Glaube an sich selbst sogar für einen kleinen Verein alles möglich macht.
Im Profi-Fußball ist die Belastung für die Spieler oft ein Thema, wenn die Teams alle drei bis vier Tage spielen müssen. Sie haben zusätzlich noch einen "echten" Job. Wie gehen sie mit dieser Menge an Stress um?
Frederiksberg: Ich versuche den Stress in fröhliche Gedanken umzuwandeln. Unsere Mannschaft besteht aus älteren Spielern, die eine Menge zusammen erlebt und dadurch viel Erfahrung mit solchen Situationen haben. Deswegen geht es nicht so sehr um die Belastung, sondern mehr darum, diese Erfahrungen zu genießen. Heutzutage findet ein Großteil der Jobs sowieso online am Laptop statt, deswegen ist es gut möglich, von unterwegs zu arbeiten.
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Árni Frederiksberg (r., Nummer 17) 2020 im Trikot der färöischen Nalmannschaft gegen Schweden

Fotocredit: Getty Images

In der Qualifikation für die Champions League gegen den FK Molde haben Sie im Hinspiel zwei Tore geschossen. War das das beste Spiel Ihrer Karriere?
Frederiksberg: Schwierig zu sagen. Die Duelle mit Ferencváros Budapest (zwei Tore bei 3:0-Sieg, Anm. d. Red.) und dem BK Häcken (zwei Tore, ein verwandelter Elfmeter im Elfmeterschießen, Anm. d. Red.) haben für mich eine größere Bedeutung, da mehr auf dem Spiel stand und ich auswärts jeweils zwei Tore geschossen habe. Aber zuhause gegen Molde zu gewinnen war eben auch ein fantastisches Erlebnis.
Wie weit kann Ihre Mannschaft in der Conference League kommen?
Frederiksberg: Wie gesagt: Unser Ziel hat sich geändert. Wir sind jetzt nicht mehr nur damit zufrieden, uns für die Gruppenphase qualifiziert zu haben, sondern wollen auch weiterkommen. Wir haben drei Spiele absolviert und gesehen, dass wir die Möglichkeit haben uns durchzusetzen, wenn alles passt. Aktuell sollten wir aber noch nicht darüber hinaus schauen, sondern in jedem Training dafür arbeiten, dass wir unser Ziel erreichen.
Woher kommt dieser Lauf des KÍ Klaksvik so plötzlich?
Frederiksberg: Die DNA des Klubs geht zurück auf die knapp 5.000 Menschen, die hier leben. Die Leute aus Klaksvik arbeiten hart, sind mutig und glauben an sich selbst. Wenn die Einwohner auf den KÍ schauen, wollen sie genau das auch von der Mannschaft sehen.
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Arni Frederiksberg (r.) im Champions-League-Qualifikationsspiel gegen Ferencvaros Budapest

Fotocredit: Getty Images

Die Conference League ist zwar nicht der profitabelste Wettbewerb im Fußball, aber der Lauf von Klaksvik bedeutet trotzdem auch eine große Finanzspritze für den Verein. Was bedeutet das für den Klub?
Frederiksberg: Die Saison in der färöischen Liga ist seit einigen Tagen vorbei und wir haben zum dritten Mal in Serie die Meisterschaft gewonnen. Unser Hauptziel bleibt im kommenden Jahr dasselbe: Wir wollen besser sein als in der Spielzeit davor. Der KÍ Klaksvik arbeitet mit einem Budget von zehn Millionen dänischen Kronen (ca. 1,34 Millionen Euro, Anm. d. Red.) und dieses Jahr werden die Einnahmen inklusive der Gruppenphase circa 30 Millionen dänische Kronen (ca. vier Millionen Euro, Anm. d. Red.) betragen. Aber durch die ganzen Reisen und die diversen Kriterien, die der Klub erfüllen muss, wird nicht genug Geld übrig bleiben, um den Fußball hier grundlegend zu verändern. Fußball auf den Färöern wird größtenteils von lokalen Unternehmen finanziert und die Sponsoren-Verträge sind nicht sonderlich groß. Alle hiesigen Spieler haben neben dem Fußball entweder eine Arbeit oder gehen zur Schule. Nur einige der ausländischen Spieler sind Profis und ich glaube nicht, dass sich das in den nächsten Jahren ändern wird.
Fühlt ihr als Mannschaft Druck, wenn ihr gegen vermeintlich größere Gegner auflauft?
Frederiksberg: Im Gegensatz zu größeren Klubs haben wir keinen Druck. Wenn ein größerer Verein nicht gegen die "Fischer" von den Färöern gewinnt, ist das meistens wahnsinnig peinlich für den Verein und die Liga, in der er spielt, und sorgt dafür, dass der Trainer gefeuert wird. Wir benutzen das, um uns zu motivieren, was eine Art positiven Druck schafft, der uns jedes Mal hilft, unsere Leistung abzurufen.
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