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Frankfurt - Bielefeld: Das emotionale Comeback des Marco Russ

Carsten Arndt

Update 01/03/2017 um 08:14 GMT+1 Uhr

Eintracht Frankfurt sichert sich durch einen 1:0-Erfolg gegen Arminia Bielefeld erstmals seit zehn Jahren wieder den Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals. Die eigentliche Geschichte des Tages schreibt allerdings Rückkehrer Marco Russ, der nach seiner Krebserkrankung und knapp zehnmonatiger Leidenszeit erstmals wieder zum Einsatz kommt. Nach der Partie brechen alle emotionalen Dämme.

Marco Russ nach seinem Comeback gegen Bielefeld

Fotocredit: Imago

Ehefrau Janina kullerten die Tränen nur so über das Gesicht. Töchterchen Vida klammerte sich an seinem Vater fest. Auf dem Arm von Papa ging es in die Fankurve der Frankfurter Eintracht.
Um 20.19 Uhr hatte wenige Minuten zuvor eine lange Leidensgeschichte ein emotionales Happy End gefunden. 285 Tage nach seinem letzten Einsatz hatte Marco Russ wieder im Trikot seines Klubs ein Spielfeld betreten. Er wurde mit Sprechchören gefeiert.
"Es war natürlich ein sehr emotionaler Moment für mich", sagte Russ nach der Partie bei "Sky":
Es war eine sehr lange und teilweise auch harte Zeit. Es war weder Aufregung noch sonst irgendwas da. Ich habe das einfach genossen.

Hodenkrebs besiegt

Im Mai 2016 wurde beim Innenverteidiger Hodenkrebs diagnostiziert. Mitten im Kampf um den Klassenerhalt.
Das erste Spiel in der Relegation gegen Nürnberg machte Russ noch mit. Beim zweiten lag der 31-Jährige bereits im Krankenhaus.
Im Oktober 2016 galt er als geheilt. Wenige Tage zuvor hatte die Eintracht seinen Vertrag verlängert. Anfang Januar nahm er erstmals wieder am Mannschaftstraining teil. Nun die emotionale Rückkehr auf den Rasen.

Blum: "Hoffe er hat die Gänsehaut gespürt"

"Er hat eine ganz lange Leidenszeit gehabt und man hat es an den Zuschauern gehört, wie sie ihn gefeiert haben. Das ist dann schon Gänsehaut", sagte Siegtorschütze Danny Blum bei "Sky":
Ich hoffe, dass er die Gänsehaut gespürt hat und dass er sieht, dass die Mannschaft und der Verein komplett hinter ihm stehen.
Drei Minuten vor dem Anpfiff war Russ aus den Katakomben der Commerzbank-Arena gekommen. Zuvor hatte er jeden Spieler einzeln umarmt.
In Trainingsjacke lief er ins Publikum winkend zu seinem Platz auf der Bank. Ganz rechts nahm er Platz. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.

Russ nach 285 Tagen Zwangspause eingewechselt

Zu Beginn der zweiten Hälfte schickte ihn Trainer Niko Kovac mit dem Rest der Auswechselspieler zum Aufwärmen.
In der 49. Minute hob er schon die Arme zum Jubeln, der Schuss von Danny Blum rauschte aber knapp am Tor vorbei. Von außen dirigierte er fortan lautstark und gestenreich die Kollegen auf dem Feld. Ehe er dann endlich selbst eingreifen durfte - mit Verzögerung.
"Ich habe zwei Minuten dagestanden und der Ball ging einfach nicht ins Aus", sagte Russ. Nach 91 Minuten und 54 Sekunden hatte das Warten dann ein Ende. Russ kam für Aymen Barkok in die Partie. Mit einem klaren Auftrag:
Der Trainer hat einfach gesagt ‚Bring das Spiel über die Zeit. Stell dich vor die Abwehr und köpf alles weg, was kommt‘.

Kovac: "Emotionaler Moment"

Dabei war Russ zunächst gar nicht für den Kader vorgesehen. Erst durch Verletzungen rückte er in den Kader. Als es dann noch einmal eng wurde, brachte Kovac den kopfballstarken Russ, um das Ergebnis über die Zeit zu retten:
Es war auch für mich ein sehr emotionaler Moment. Das mitzuerleben und ein Teil dessen zu sein. Wir haben alle gebangt und gehofft. Dass es heute dazu kam, macht uns alle glücklich.

Ein Moment für die Ewigkeit

Besonders glückselig wirkte Frau Janina, die zunächst weinend am Spielfeldrand stand, ehe sie ihren Mann in die Arme schließen konnte.
"Mir war es wichtig, dass alle im Stadion waren, die mich über die Zeit begleitet haben, die für mich da waren. Meine Tochter, meine Frau sowieso. Mein Sohn wollte auch kommen, aber er ist leider ein bisschen krank", erklärte Russ:
Ich habe mich riesig gefreut, dass sie da waren und den Moment mit mir erleben durften.
Ein Moment, den man in Frankfurt und ganz Fußball-Deutschland nicht so schnell vergessen wird.
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