EM 2016 - Joachim Löw übers DFB-Team: "Wir schrauben unsere Ansprüche nicht nach unten"

"Sie werden stark sein. Frankreich hat viel Erfahrung, aber auch viele gute, junge und schnelle Spieler, vor allem in der Offensive. Sie gehören zu den Topfavoriten."

"Das weiß ich schon, aber das werde ich zunächst der Mannschaft mitteilen." Zur Erklärung: Der etatmäßige Kapitän Schweinsteiger wird aufgrund seiner Fitnessdefizite ja nicht von Beginn an auflaufen.

"Er hat sich körperlich sehr gut vorbereitet, das war auch im Training zu sehen. Er wird bereit sein für diese EM."

"Die Spanier sind nach wie vor extrem gut. Einen Test werde ich nie so bewerten wie ein Turnier- und Qualifikationsspiel. Es gibt viele spanische Spieler, die immer noch auf allerhöchstem Niveau sind, mit hoher individueller Klasse, klarer Philosophie und hervorragender Ausbildung. Spanien zählt für mich zu den absoluten Topfavoriten."

"Die gibt es selbstverständlich. Boateng, Neuer, Müller, Khedira, Kroos, Hummels sind im Spielerrat und somit in der Hierarchie oben angesiedelt. Diese Spieler haben sich nach der WM hervorragend entwickelt. Nach den Abgängen von Lahm, Klose, Mertesacker hat sich herauskristallisiert, dass diese Spieler führen können und auch auf andere schauen - das ist sehr wichtig. Schweinsteiger ist der Kapitän, wir arbeiten seit zwölf Jahren zusammen, er hat die Mannschaft schon seit Jahren geführt. Er ist mein Ansprechpartner."

"Im Moment gibt es zwei Möglichkeiten, die für mich in Frage kommen: Einmal Mustafi - oder Höwedes nach innen ziehen und einen anderen außen spielen lassen. Beide haben schon länger nicht mehr mit Boateng zusammengespielt, deshalb lasse ich mir natürlich etwas Zeit und warte Trainingseindrücke ab."

"Wir haben uns mehr Zeit genommen für Standardsituationen, weil wir taktisch und technisch weiter sind als früher. Es herrscht eine gewisse Spannung und Konzentration, die vielleicht nicht immer so vorhanden war, weil Standard-Training ja etwas Trockenes ist. Bei defensiven Standards haben wir zuletzt einige Treffer hinnehmen müssen, das war in den Jahren vorher nicht so und wird nochmal ein wichtiger Schwerpunkt in dieser Woche."

"Wir wissen, dass genügend Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden, die wir gar nicht so wahrnehmen. Keiner fühlt sich unsicher, wir konzentrieren uns auf unsere Arbeit, das ist auch richtig so. Wir kennen Ähnliches aus Brasilien und Südafrika."

"Finanziell würden wir wahrscheinlich besser abschneiden, wenn wir in der Vorrunde ausscheiden (lacht), es fallen Spieler aus, die noch vor Wochen und Monaten eine wichtige Rolle in meinen Planungen gespielt haben: Reus, Gündogan, Rüdiger, zudem sind Schweinsteiger und Hummels angeschlagen. Aber wir werden nicht jammern, sondern versuchen, aus unseren Möglichkeiten das Beste zu machen, ich vertraue den Spielern, die hier sind. Für mich ist wichtig, dass wir Lösungen finden, deshalb schrauben wir unsere Ansprüche nicht nach unten. Wir haben klare Zielsetzungen, wie wollen wir auftreten, wie wollen wir spielen, wo wollen wir hinkommen."

"Es geht darum, dass die Mannschaft noch an ihrer Spritzigkeit arbeitet, um die richtige Frische zu erreichen. Unsere Trainingsinhalte: Defensive Organisation, Spiel gegen eine starke Defensive - und wie verhält man sich gegen gefährliche Konter? Das sind Dinge, die uns über Monate begleiten."

"Er hat selber entschieden, sich mit eigenem Trainer fit zu halten. Das war keine Anweisung von uns, es war Eigeninitiative. Tah ist sehr professionell und liegt auch im Urlaub nicht auf der faulen Haut. Er hat drei Wochen etwas gemacht, natürlich kein Mannschaftstraining."

"Wenn wir unsere Stärken einbringen am Sonntag, werden wir sicherlich einen erfolgreichen Auftakt haben."

"Hummels hat heute das erste Training mit Ball absolviert, da sehe ich auch eine sehr, sehr positive Entwicklung. Wir werden das Programm steigern. Podolski kommt heute Nachmittag. Kimmich hat eine starke Erkältung, Weigl eine leichte Verhärtung in der Wade."

"Wir haben uns für Tah entschieden. Ich wollte ganz bewusst einen Innenverteidiger haben, der nominell auf dieser Position spielen kann. Er war sowieso im engeren Kreis vor dieser EM - und ist seit drei Wochen individuell im Training, das war ganz wichtig. Die Basis stimmt also."

"Der gestrige Tag war natürlich getrübt von Rüdigers Verletzung. Wenn so etwas am ersten Tag passiert, ist es natürlich sehr unglücklich. Es tut mir sehr leid für Toni, weil er sich kontinuierlich entwickelt hat. Er war in einem sehr, sehr guten Formzustand, das war sehr überzeugend, Dynamik, Zweikampfstärke und sein großartiger Wille, in den Spielen und Trainingseinheiten."

"Ich freue mich über die große Anzahl an Fans, die uns begleiten werden. Wir werden Fan-Botschaften an allen Spielorten haben."

"Wenn wir Europameister werden, hätten wir Ausgaben von 23 Millionen zu erwarten und Einnahmen von 25 Millionen." Zu ersterem Posten zählen Prämien, Personalkosten, Sicherheit und "erhebliche Ausgaben für Spielorthotels".

DFB-Präsident Reinhard Grindel eröffnet die Veranstaltung und dankt für den Empfang in Evian.

So, in wenigen Augenblicken sollte es losgehen mit der PK. Noch lässt Löw auf sich warten...

Jetzt ist es offiziell: Der Leverkusener Jonathan Tah ist von Bundestrainer Löw für den verletzten Rüdiger nachnominiert worden. Das bestätigte Bayer-Sportchef Rudi Völler dem "Kölner Express". Der 20-jährige Tah soll schon mittwochs ins Mannschaftsquartier kommen, bisher hat er ein Länderspiel bestritten.

Pechvogel Rüdiger erhält nach seiner folgenschweren Fraktur eine Menge Zuspruch der Kameraden. Thomas Müller schrieb auf Facebook:

In einer halben Stunde beginnt die PK mit Löw und Grindel, anschließend bittet DFB-Reporter Dirk Adam zu einem Facebook-Livestreaming mit zwei Journalisten-Kollegen. Nicht verpassen!

Mats Hummels trainierte weiterhin individuell, während Lukas Podolski am Sonntag Vater einer Tochter geworden war und dadurch einen Tag Babyurlaub erhielt. Der Angreifer wird erst am späten Mittwoch in Evian erwartet.

Ohne Joshua Kimmich und Julian Weigl und damit nur noch mit 18 Spielern absolvierte Deutschland am Mittwochmorgen sein zweites Mannschaftstraining in Evian. Bayerns Kimmich fehlte wegen einer Erkältung, der Dortmunder Weigl laboriert an leichten muskulären Problemen. Er soll nach DFB-Angaben am Donnerstag wieder ins Training einsteigen können.

Mesut Özil ist glücklicherweise fit und gesund nach Evian gereist.

Fernab der Rüdiger-Personalie arbeiten sich Bastian Schweinsteiger und Mats Hummels an die Mannschaft heran. Eurosport-Kommentator Sigi Heinrich findet, dass beide von der besonderen "Streichelzoo"-Mentalität von Bundestrainer Löw profitieren. Hier gibt's klare Kante!

Die Frage, die alle umtreibt, ist naturgemäß die schwere Rüdiger-Verletzung - persönlich tragisch für den jungen Innenverteidiger. Löw und sein Trainerteam aber müssen nun entscheiden, welchen Spieler sie für Frankreich nachnominieren. Jonathan Tah von Bayer Leverkusen gilt als Favorit, auch Hoffenheims Sebastian Rudy, der noch im erweiterten 27er Kader stand, wäre eine defensive Alternative, genau wie Matthias Ginter (Borussia Dortmund), ein Mitglied der Truppe von 2014.

Möglicherweise denkt Löw auch anders und holt sich einen offensiven Mann wie die Leverkusener Karim Bellarabi oder Julian Brandt an Bord. Beide teilen das Rudy-Schicksal. Wir machen den Check.

Eurosport-Redakteur Dirk Adam wird die deutsche Mannschaft in den kommenden Wochen vor Ort begleiten. In seinem ersten Blog schildert er die Eindrücke rund ums DFB-Team.

Den ersten Schock musste Weltmeister Deutschland nach der Ankunft im EM-Trainingslager in Evian schon verkraften: Antonio Rüdiger fällt für das Turnier aus. Der Innenverteidiger zog sich ohne Fremdeinwirkung einen Kreuzbandriss im rechten Knie zu

Hallo und herzlich willkommen zur Pressekonferenz der deutschen Nationalmannschaft. Ab 12:30 Uhr stellen sich Bundestrainer Joachim Löw und DFB-Präsident Reinhard Grindel den Fragen. Eurosport.de ist live dabei.