Drei Dinge, die bei Deutschland gegen Frankreich auffielen: Nationalmannschaft ist die Flick-Ketten los

Unter Rudi Völler läuft's: Nach turbulenten Tagen mit der 1:4-Blamage gegen Japan und dem Rauswurf von Bundestrainer Hansi Flick zeigte sich die deutsche Nationalmannschaft beim 2:1-Sieg gegen Frankreich wie gelöst und begeisterte die Fans in Dortmund. Völler brachte Benjamin Henrichs, Jonathan Tah und Thomas Müller in der Startelf - und landete damit drei Volltreffer. Drei Dinge, die auffielen.

Völler über Sieg gegen Frankreich: "Unglaublich gut gefightet"

Quelle: Perform

Negativserie beendet und "La Ola" im Dortmunder Stadion - der deutschen Nationalmannschaft ist der Neustart nach dem Flick-Aus mit dem 2:1-Sieg gegen Frankreich gelungen.
"Es tut uns und dem gesamten DFB gut, dass wir gegen so einen starken Gegner so eine Leistung gebracht haben, vor allem in der ersten Halbzeit. Nach der Pause haben wir wunderbar gefightet", resümierte Völler, der ein einmaliges Comeback als Bundestrainer gab.
Thomas Müller hatte Deutschland bereits in der 4. Minute in Führung gebracht, Leroy Sané auf 2:0 erhöht (87.). Frankreichs Elfmetertor durch Antoine Griezmann (89.) kam für den Vize-Weltmeister zu spät.
Drei Dinge die uns in Dortmund auffielen.

1.) DFB-Team befreit sich von den Flick-Ketten

Die letzten Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft waren durch die Bank schlecht, bisweilen sogar beschämend. Eine Trennung von Hansi Flick war infolgedessen alternativlos. Der Ex-Bundestrainer hatte sich verexperimentiert und seine Spieler in ein Korsett gepresst, aus dem sie nicht mehr herauskamen.
Gegen Frankreich war noch längst nicht alles gut, aber vieles doch um Welten besser. Ob Einsatz, Zweikampfhärte, Disziplin, Positionsspiel, Mut oder die lange vermisste Spielfreude - Deutschland spielte gegen eine der besten Mannschaften Europas so, wie man es von einer immer noch großen Fußballnation und einem EM-Gastgeber erwarten muss.
Das One-Game-Interims-Trainertrio aus Rudi Völler, Hannes Wolf und Sandro Wagner hatte die Spieler an ihrer Ehre gepackt und offensichtlich die richtigen Worte gefunden.
"Es war gleich positive Energie zu spüren. Deutschland hat eine starke erste Halbzeit gespielt, vor allem die ersten zehn Minuten waren exzellent", sagte "ARD"-Experte Bastian Schweinsteiger in der Halbzeitpause.
Die Mannschaft wirkt wie gelöst von den Flick-Ketten und hielt kämpferisch gegen zunehmend dominante Franzosen bis zum Ende dagegen. Deutschland ließ sich auch von der frühen verletzungsbedingten Auswechslung von Kapitän Ilkay Gündogan nicht aus der Ruhe bringen.
In der Spieleröffnung und der Kreativität im letzten Drittel hat die DFB-Elf noch viel Luft nach oben. Aber auch da war das Frankreich-Spiel ein großer Schritt nach vorne.
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Der Spaß ist zurück: Marc-Andre ter Stegen (l.) und Leroy Sané

Fotocredit: Getty Images

2.) Benjamin Henrichs - Deutschlands Linksverteidiger Nummer eins

Ob Nico Schotterbeck oder Robin Gosens - Flick traf zuletzt unglückliche Personalentscheidungen auf der Linksverteidigerposition. Gegen Frankreich spielte einer, der normalerweise auf der anderen Seite zu Hause ist.
Benjamin Henrichs ist Stammspieler auf rechts bei RB Leipzig. Der 26-Jährige hat zwar Erfahrung auf links, die liegt allerdings einige Jahre zurück. Für seine Ex-Klubs Bayer Leverkusen und AS Monaco sowie in der deutschen U21 lief Henrichs öfter als Linksverteidiger auf, für Leipzig in der letzten Saison aushilfsweise zweimal.
Völler ging mit Henrichs Nominierung für die Startelf voll ins Risiko - zumal der Gegenspieler Kingsley Coman hieß. Nach nur drei Minuten wurde Völlers Mut belohnt. Nach einem Doppelpass mit Serge Gnabry fand Henrichs mit einer scharfen Hereingabe Thomas Müller in der Mitte, der die Vorlage des Leipzigers zum 1:0 verwertete.
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Völler erleichtert: "Glück hat nur der Tüchtige"

Quelle: Perform

Henrichs hatte im Laufe des Spiels weitere gute Offensivaktionen und biss sich ins Duell mit Coman. Ganz auszuschalten ist der Flügelspieler vom FC Bayern nie, auch Henrichs sah ein-, zweimal Comans Hacken. Doch er konnte Coman weitgehend in Schach halten und gewann wichtige Bälle.
"Wir wollten neue Impulse setzen und den Fans endlich wieder etwas zurückgeben. Die Zuschauer haben uns überragend unterstützt, es war ein richtig geiles Gefühl auf dem Platz", sagte Henrichs.
Es gibt für den neunen Bundestrainer, wer auch immer es sein möge, keinen Grund, in den anstehenden Länderspielen gegen die USA und Mexiko einen anderen links hinten spielen zu lassen als Henrichs.
Auch Rechtsverteidiger Jonathan Tah lieferte eine starke Leistung ab und bekam ein Extra-Lob von Völler: "Er ist seit Wochen in Leverkusen in Topform und das hat erneut gezeigt. Das war sicher sein bestes Länderspiel."

3.) Müller geht voran - Deutschland hat doch noch Führungsspieler

Thomas Müller ist seit längerer Zeit Standby-Profi bei der Nationalmannschaft. Die Länderspielereise nach Wolfsburg und Dortmund durfte er nur mitmachen, weil sich Niclas Füllkrug verletzt hatte.
Gegen Frankreich war der Bayern-Star mal wieder von Beginn an dabei und zahlte das Vertrauen mit Bravour zurück. Nach einer unnachahmlichen Müllerschen Ballannahme (War es der Unterleib oder der Hoden?) wuchtete er die Kugel zur frühen Führung ins Netz und setzte ein ohnehin begeisterungsfähiges Publikum in Dortmund in Ekstase. Mit seinem 45. Länderspieltor zog er mit Karl-Heinz Rummenigge gleich.
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Thomas Müller und Serge Gnabry

Fotocredit: Getty Images

Müller sorgte aber nicht nur für den ultimativen Befreiungsschlag, sondern trieb seine Mitspieler immer wieder lautstark an und entpuppte sich später auch mit Kapitänsbinde als der so sehnlich gewünschte Führungsspieler.
Er ging weite Wege, ließ sich oft fallen und brachte sich so auch als Wandspieler ein. Der 34-Jährige lieferte den Beweis, dass er der deutschen Nationalmannschaft immer noch viel geben kann.
"Wir wussten, dass wir gegen Frankreich viel leiden und sehr viel laufen müssen. Nach unser starken Anfangsphase kamen wir doch unter Druck, haben aber im Verbund sehr gut verteidigt", sagte Müller in der "ARD".
Überbewerten wollte er den Sieg nicht: "Das war ein emotionaler Befreiungsschlag, aber wir wissen, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben."
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Völler zur Flick-Nachfolge: "Mein Wunsch wäre es..."

Quelle: Perform

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