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Villarreal - Liverpool: Jürgen Klopp und der Stufenplan zum versprochenen Titel

Johannes Mittermeier

Update 28/04/2016 um 15:11 GMT+2 Uhr

Der FC Liverpool spielt im Europa-League-Halbfinale gegen den FC Villarreal. Und Vorsicht: Der Wahnsinnssieg über Borussia Dortmund aus der vorherigen Runde ist letztlich nur etwas wert, wenn die "Reds" ihn veredeln. Trainer Jürgen Klopp spürt schon das Liverpooler Titel-Gen - und veranschaulicht es auf Kosten von Bayer Leverkusen. Auch für Klopp persönlich geht's um viel.

Jürgen Klopp (FC Liverpool)

Fotocredit: AFP

Am Wochenende wurde Jürgen Klopp mit jener Vergangenheit konfrontiert, die er eben noch beschworen hatte. Sein FC Liverpool spielte in der Premier League gegen Newcastle United mit Trainer Rafael Benítez, einem Liverpooler Helden, der Pate stand für Klopps Halbzeitansprache gegen Borussia Dortmund.
Benítez trainierte Liverpool im 2005er Champions-League-Finale, die Wende nach 0:3-Rückstand ist legendär. Elf Jahre darauf erinnerte Klopp an die Nacht von Istanbul.
"Der Glaube, den er uns gegeben hat, war gewaltig", staunte Mittelfeldmann James Milner nach dem Duell mit Dortmund, das schon 2:0 führte. Dann sprach Klopp über Benítez, der BVB erhöhte auf 3:1, und Liverpool gewann 4:3.
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Jürgen Klopp mit Rafael Benítez

Fotocredit: AFP

Das war im Europa-League-Viertelfinale. Jetzt versucht Liverpool, den Wahnsinnssieg samt Wahnsinnshype zu veredeln; es wäre aus ihrer Sicht ja grotesk, wenn alles ertraglos bliebe. In der Vorschlussrunde wartet der FC Villarreal (am Donnerstag ab 21:05 im Liveticker auf Eurosport.de).

Endlich Frieden für die "96"

Vorher wurden die Liverpooler emotional gestriegelt. Elementar für ihr Selbstwertgefühl ist das Ergebnis einer juristischen Untersuchung, die sich mit der Stadionkatastrophe von Hillsborough befasste. Im April 1989 wurden 96 Fans zu Tode gequetscht, exakt 27 Jahre und elf Tage später urteilte ein Gericht vom Versagen der Polizei.
Dazu beschäftigt den LFC gerade der Dopingskandal um Mamadou Sakho, gegen Dortmund noch Torschütze, inzwischen aus dem Verkehr gezogen. Sportlich wird's ohne den Innenverteidiger nicht leichter, obendrein fehlen Kapitän Jordan Henderson, Antreiber Emre Can und der formstarke Stürmer Divock Origi, ein ganzes Gerüst also.
Klopp zaudert nicht, er meint:
Schwung zu haben, bedeutet nicht, die bestmögliche Mannschaft zur Verfügung zu haben. Schwung bedeutet, zum Kämpfen bereit zu sein.
Der Coach begreift die Probleme als Herausforderung, "unsere tolle Truppe hat noch Großes vor in dieser Saison". Gemünzt ist dieser Wahlspruch auf die Europa League, zunächst gegen Villarreal, das Sparta Prag und Bayer Leverkusen eliminierte.

"…weil Leverkusen nie gewinnt"

Den Bundesligisten nutzt Klopp im "Guardian" auch als Abschreckung, um zu verdeutlichen, warum er manche Vereine als Erfolgsklub einstuft - und andere halt nicht. Erstmals, sagt Klopp, habe er dies beim BVB empfunden, als Leverkusen im Meisterschaftskampf drängelte.
Sportdirektor Michael Zorc sagte mir, dass ich mir keine Sorgen machen soll. Er meinte, sie würden sowieso nicht gewinnen, weil Leverkusen nie gewinnt und Dortmund ein Verein sei, der Titel holt. Dasselbe fühle ich hier in Liverpool.
An der Merseyside genießt der 48-Jährige spätestens seit dem Dortmund-4:3 einen gigantischen Kredit. Holt er nun sogar Pokale mit einer Mannschaft, die im Prinzip nicht seine ist, schrillt die Verehrung ins Unermessliche…
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Jürgen Klopp

Fotocredit: Imago

Und wer hat eigentlich jemals behauptet, dass die Europa League graumäusig wäre? Drei Spiele sind es bis zum Triumph - und, ganz nebenbei, drei Spiele zur Champions League, weil der Sieger automatisch in die Gruppenphase 2016/17 rückt. Dies wiederum wäre ein Argument bei Transferverhandlungen, reizvoll vor allem, da Liverpool in der Liga neun Punkte hinter CL-Qualifikationsplatz vier rangiert (ein Spiel weniger). Zuletzt kam Newcastle nach 0:2 zum 2:2.

Klopp versprach Titel binnen vier Jahren

Für Jürgen Klopp baut sich eine Art Stufenplan auf: Europa League, Champions-League-Teilnahme, eigene Einkäufe, dann, irgendwann, der nationale Angriff. Und "silverware", so schnell wie möglich. Bei seiner Vorstellung versprach er den Fans einen Titel binnen vier Jahren, die erste Möglichkeit wurde im Ligapokal-Finale gegen Manchester City vertan. Neues Etappenziel: Basel, am 18. Mai, gegen den FC Sevilla oder Schachtjor Donezk.
Heißt: Villarreal ist wichtiger als das heillos überladene Viertelfinale gegen Dortmund.
Noch wichtiger.
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