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FC Sevilla: Der eingeschworenste Haufen der Welt

Tom Müller

Update 22/08/2020 um 09:06 GMT+2 Uhr

Der FC Sevilla hat es wieder getan. Die Andalusier haben sich durch das 3:2 im Endspiel gegen Inter Mailand zum sechsten Mal in 14 Jahren den Titel in der Europa League gesichert. Eine fast surreale Erfolgsgeschichte in dem Wettbewerb, zu dem der Klub eine ganz besondere Liebesbeziehung pflegt - und in dem das "kleine" Sevilla mit immer neuem Personal regelmäßig Heldengeschichten schreibt.

Der FC Sevilla feiert den sechsten Titel in der Europa League

Fotocredit: Getty Images

Es war die Szene des Finals. Die Szene, die an diesem Freitagabend um die Welt ging.
In der 74. Minute hob Diego Carlos ab. Mit einem astreinen Fallrückzieher (und etwas Hilfe von Inter Mailands Romelu Lukaku) versenkte der Innenverteidiger den Ball zum 3:2-Endstand und hob den FC Sevilla zurück auf den Europa-League-Thron.
Ausgerechnet Carlos, der noch in der 3. Minute mit einem ungestümen Foul an Lukaku einen Elfmeter und die daraus resultierende Führung für die Italiener verursacht hatte.
Nach dem Schlusspfiff konnte der 27-Jährige die Tränen nicht mehr zurückhalten und weinte auf der Ersatzbank, ehe er mit seinen Teamkollegen, mit seiner Familie den Pokal im Rheinenergiestadion in Köln in die Höhe streckte.
"Dieser Titel war so wichtig für uns, ich bin so glücklich darüber, was der Klub alles für mich getan hat", sagte ein aufgelöster Matchwinner: "Ich kehre jetzt mit einer Trophäe, einem Tor und einer schwangeren Frau heim!" Carlos hatte offenbar erst während des Finalturniers vom nahenden Babyglück erfahren.

"FC Europa League": Sevilla schraubt am Rekord

Für Sevilla, den "FC Europa League", der eine ganz besondere Liebesbeziehung mit diesem Wettbewerb führt, ist es bereits der sechste Titel innerhalb der vergangenen 14 Jahre. Sechs Siege bei sechs Finalteilnahmen, 26 Siege in den letzten 27 K.o.-Duellen – eine schier unglaubliche Erfolgsserie.
Die Andalusier haben es einmal mehr geschafft, in einem Endspiel über sich hinauszuwachsen, in dem eigentlich wenig für sie sprach. Inter hatte auf dem Papier die besseren Einzelspieler, die bessere Abwehr, die klangvolleren Namen. Dazu das 5:0 aus dem Halbfinale gegen Schachtjor Donezk im Rücken. Und doch jubelte am Ende wieder das "kleine" Sevilla.
"Ich habe keine Ahnung, warum das so ist. Wir hatten schon heute morgen das Gefühl, dass das heute unser Tag wird. Nach der Teambesprechung kam dieses Gefühl auf, dass wir eine große Familie sind", verriet Luuk de Jong, der als Ex-Gladbacher in Köln mit zwei Kopfball-Treffern (12./33.) seine ganz eigene Heldengeschichte schrieb:
"Das konnte man auch während des Spiels sehen. Auch die Ersatzspieler sind heiß und wenn sie ins Spiel kommen, sind sie sofort wichtig. Das ist einfach eine super Mannschaft."

FC Sevilla: Schon immer ein eingeschworener Haufen

Die Sevillistas waren schon immer ein eingeschworener Haufen, auch wenn von der Erfolgs-Elf von 2016, die Jürgen Klopps Liverpool damals mit 3:1 bezwingen konnte, nur noch Ever Banega gegen Inter in der Startelf stand. Kapitän Jesús Navas, der zwischenzeitlich bei ManCity unter Vertrag stand, aber nach vier Jahren zurückkehrte, hatte bereits die Finals 2006 und 2007 miterlebt.
Die anderen Helden vergangener Titel - Maresca, Beto, Kanouté, Bacca, Coke - verließen Sevilla relativ bald wieder. Nur der Geist von Antonio Puerta, der vor fast genau 13 Jahren bei einem Ligaspiel gegen Getafe auf dem Feld zusammenbrach und drei Tage später im Krankenhaus verstarb, hielt Sevilla immer zusammen. Und tut es heute noch.
Navas widmete den Titel sogleich Puerta und dem im Juni 2019 bei einem Autounfall ums Leben gekommenen Rekord-Europa-League-Sieger Juan Antonio Reyes (zweimal mit Atlético, dreimal Sevilla). "Das ist für alle, die nicht bei uns sein können", sagte Navas.
Der Rest war Party. "Das ist ein großartiger Klub. Ich hoffe, die Fans können feiern, wenn auch mit Vorsicht", so Coach Julen Lopetegui: "Wir müssen feiern, der Titel ist für sie (die Fans, Anm d. Red.) für Puerta und für alle, die uns lieben."

Europa-League-Titel Balsam für Lopeteguis Seele

Auch für Lopetegui ist dieser Titel Balsam für die Seele. Gerade einmal zwei Jahre ist es her, da wurde der Baske kurz vor der WM-Endrunde in Russland als Spaniens Nationaltrainer gefeuert, weil er schon für die neue Saison bei Real Madrid angeheuert hatte. Dort war für ihn aber auch nach nicht einmal vier Monaten schon wieder Schluss.
In Sevilla, bei diesem besonderen Klub, scheint er wieder sein Glück gefunden zu haben. Wie so viele.
Lopetegui weiß jedenfalls, was es heißt, ein Sevillista zu sein: "Auch wenn wir nicht gewonnen hätten, würde ich diese Jungs lieben. Aber heute nehmen wir die Trophäe mit nach Hause. Wir haben immer daran geglaubt."
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