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FC Bayern feiert bei Klub-WM sechsten Titel: Warum den Münchenern die kalte Dusche droht

Patrick Strasser

Update 12/02/2021 um 11:08 GMT+1 Uhr

Der FC Bayern hat sich am Donnerstagabend als zweiter Klub der Geschichte das Sextuple gesichert - nach dem FC Barcelona im Jahr 2009. Trainer Hansi Flick schwärmte nach dem Triumph von seiner Mannschaft: "Es ist herausragend, was sie geleistet hat." Einziger Wermutstropfen in Katar: Der positive Corona-Test von Thomas Müller, der länger ausfallen könnte. Vielleicht sogar in der Königsklasse.

Der FC Bayern gewinnt die FIFA Klub-WM

Fotocredit: Getty Images

Klub-Weltmeister, das Sextuple eingesackt - oder wie es "Mister Body" Robert Lewandowski nannte: Sixpack. Der FC Bayern München ist im Olymp, hat gewonnen, was man nur gewinnen kann.
Die Landung in der Realität wird eine harte sein für die Überflieger von der Säbener Straße, nächste Aufgabe: Bielefeld. Am Montagabend empfängt der Allesgewinner in der heimischen Allianz Arena zum Bundesliga-Duell Aufsteiger Arminia.
Riecht nach grauem Alltag und eventuell nach einer Sensation? Ungewiss. Klar ist nur: Die Bayern werden nach ihrer Rückkehr aus Katar, wo sie am Persischen Golf Temperaturen von 20 bis zu 25 Grad genossen, schockgefrostet. In München herrschen teils zweistellige Minusgrade. Ein eiskalter Boden der Tatsachen.
Und was macht Hansi Flick, der Sextuple-Trainer, der Spielerkumpel und Menschenversteher? Er gibt den Gewinnern der Klub-WM erst einmal zwei Tage frei. "Ab Sonntag bereiten wir uns auf Bielefeld vor", meinte der 55-Jährige.
Ein Tag muss zur Vorbereitung reichen vor dem Wiedereintritt in die Bundesliga-Erdatmosphäre.

Sixpack gelang zuvor nur dem FC Barcelona

In Doha sind die Bayern abgehoben, schrieben Geschichte. Manuel Neuer & Co. wurden Klub-Weltmeister, besiegten im Endspiel des FIFA-Turniers die UANL Tigres aus Mexiko mit 1:0.
Rechtsverteidiger Benjamin Pavard sorgte per Abstauber nach Kopfballvorlage von Robert Lewandowski für den goldenen Treffer (59.). Ein Weltfußballer bereitet vor, ein Weltmeister von 2018 vollstreckt. Nach 1976 und 2001 (Weltpokal in jeweils nur einem Spiel) sowie 2013 (2:0 im Finale gegen Raja Casablanca) der vierte Weltmeister-Titel als Vereinsteam.
Damit haben die Nimmersatten das historische Sextuple gewonnen - als erster deutscher Verein. Zuvor war solch ein Stempel der Machtdemonstration eines Vereins nur dem FC Barcelona unter Trainer Pep Guardiola gelungen (2009).
Bayern glänzt nun also mit sechs Richtigen in einer Saison, da die Klub-WM zur vorherigen Spielzeit zählt. Zum Double im Juni/Juli kam der Champions-League-Triumph im August in Lissabon mit dem 1:0 im Endspiel gegen Paris Saint-Germain, sicherlich der wertvollste Titel.
Garniert wurde die Siegesserie mit den beiden Supercup-Erfolgen im Herbst, auf nationaler und internationaler Ebene. Und nun die Krönung in Katar.
"Glückwunsch an meine Mannschaft, sie hat etwas Historisches geschafft mit dem sechsten Titel", meinte Flick, sonst stets beherrscht und voller Realismus. Diesmal aber war er, gezeichnet von anstrengenden Tagen, doch etwas ergriffen: "Das ist auch für den erfolgreichen FC Bayern die beste Saison. Wir sind alle sehr, sehr stolz auf die Mannschaft. Es ist herausragend, was sie geleistet hat. In den letzten Tagen war viel Unruhe da, trotzdem hat sie herausragend gespielt."
Sprach's und dachte nicht nur an den verzögerten Hinflug vom Flughafen Berlin-Brandenburg und die dadurch um fast einen halben Tag verspätete Ankunft, sondern vor allem an: Thomas Müller.

Thomas Müller droht für Champions-League-Partie auszufallen

Während der Tage von Katar hat sich Müller - ohne eine Ahnung davon zu haben, wo und wann - mit dem Coronavirus infiziert. Ein Test am Mittwoch brachte beim Weltmeister von 2014 völlig überraschend ein positives Ergebnis, alle anderen Profis im Kader waren negativ. Daher wurde bei Müller erneut getestet - negativ.
Also musste ein dritter Test, übrigens keine Schnelltests, sondern die verlässlichere PCR-Methode, die im Labor untersucht wird, Klarheit bringen - und der war wieder positiv. Also sperrte der Weltverband FIFA Müller für das Finale.
Ihm gehe es den Umständen entsprechend gut, hieß es, er zeige keinerlei Symptome. Allerdings war der Frust über das Verpassen des Finals und die Isolation vom Team natürlich groß. Der Ex-Nationalspieler konnte den 28. Titel seiner Profi-Laufbahn nur ganz allein in einem Hotelzimmer vor dem Fernseher verfolgen.
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Bayern-Trainer Flick: So geht es dem coronaerkrankten Müller

Müller wird mindestens zwei Spiele verpassen

Der Verein hat für Müller laut Infos der "Bild" einen Privatjet für die Rückreise organisiert. Aufgrund der Infektion kommt natürlich kein Linienflug infrage.
Weil der Staat Katar nicht auf eine Quarantäne vor Ort besteht, könnte der Mittelfeldspieler bereits in der Nacht auf Freitag nach München zurückfliegen - fast parallel zur Mannschaft.
"Nach seiner Rückkehr nach München wird sich Thomas Müller umgehend in Quarantäne begeben", so schreibt der Verein auf seiner Homepage. Für zehn Tage.
Erst mit einem negativen Testergebnis kann er die Quarantäne beenden, wird aber mindestens zwei Bundesliga-Partien und wohl auch das Champions-League-Auswärtsspiel bei Lazio Rom (23.2.) verpassen.

Joshua Kimmich: "Wir haben das Ding auch für Thomas geholt"

"Er ist etwas müde, aber ich denke, das ist normal, wenn man so eine Diagnose bekommt, da geht einem einiges durch den Kopf", meinte Flick und richtete den Blick nach vorne: "Jetzt müssen wir schauen, dass wir ihn so schnell wie möglich zurückbekommen."
Das Mitgefühl der Teamkollegen war dem allseits beliebten Müller, als Motivator und Lautsprecher der verlängerte Arm des Trainers, sicher. "Für Thomas war es bitter, dass er nicht dabei war", sagte Joshua Kimmich und betonte: "Wir haben das Ding auch für ihn geholt und alle anderen, die bei uns nicht dabei sein konnten."
In der Kabine hielten die Profis sämtliche Trikots der Abwesenden in die Kamera.
Im Finale fehlte neben den verletzten Alexander Nübel und Tanguy Nianzou Kouassi auch Javi Martínez und Leon Goretzka, die nach ihren Corona-Infektionen zwar aus der häuslichen Quarantäne entlassen worden waren, aber wegen Trainingsrückstand nicht an der Klub-WM teilnehmen konnten.
Dazu kurzfristig Jérôme Boateng, beim 2:0 im Halbfinale gegen Afrika-Vertreter Al Ahly aus Kairo, noch im Einsatz. Der Innenverteidiger war bereits am Mittwoch aus persönlichen Gründen abgereist.
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Flick über Klub-WM-Titel: "Haben Historisches geschafft"

Lewandowski schwärmt vom "Sixpack"

Es war ein schweres Stück Arbeit gegen die Tigres aus Monterrey, die überraschend den brasilianischen Vertreter Palmeiras im Halbfinale mit 1:0 ausgeschaltet hatten. In der ersten Halbzeit wurde den Münchenern ein Treffer nach Überprüfung durch den Videoschiedsrichter annulliert. Lewandowski hatte in der Schussbahn von Joshua Kimmichs Treffer gestanden und Tigres-Torhüter Nahuel Guzman die Sicht behindert (19).
Zweite gute Gelegenheit: Leroy Sané, anstelle von Müller in der Startelf, ballerte einen Linksschuss ans Lattenkreuz (34). Doch dank Pavards Näschen beim Offensivausflug konnten die Münchner am Ende im Education City Stadium, eigens für die Winter-WM 2022 errichtet und erst im vergangenen Jahr eröffnet, feiern.
"Das Sixpack ist etwas Besonderes, eine große Geschichte - nicht nur für Bayern München, für den ganzen Fußball", meinte Lewandowski, der von der FIFA zum besten Spieler des Turniers gekürt wurde und fügte beinahe pathetisch hinzu: "Wie wir gespielt haben, das bleibt lange, lange Zeit."
Selbst bei einer eiskalten Dusche gegen Bielefeld.
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