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DFB | 5 Fragen zu Löws WM-Analyse: Und was ändert sich jetzt?

Katharina Wiedenmann

Update 30/08/2018 um 09:00 GMT+2 Uhr

Zwei Monate nach dem Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Russland haben Bundestrainer Joachim Löw und Manager Oliver Bierhoff in der Münchener Allianz Arena ihre WM-Analyse präsentiert. Löw übte dabei auch Selbstkritik und warf einen Blick auf die anstehenden Veränderungen in der DFB-Elf. Eurosport.de beantwortet die wichtigsten Aussagen und Erkenntnisse.

Joachim Löw

Fotocredit: Imago

1. Wie selbstkritisch ist der Bundestrainer?

Die große Frage nach dem finalen Grund für das historisch schlechte WM-Turnier war für Joachim Löw nicht leicht zu benennen. Es habe nicht nur "den einen Grund gegeben", so der 58-Jährige.
"Es gibt nichts zu beschönigen. Bei diesem Turnier sind wir alle weit unter unseren Möglichkeiten geblieben und haben zu Recht die Quittung dafür bekommen", stellte der Bundestrainer klar.
Auch mit der Selbstkritik hielt sich Löw nicht zurück. Das sture Festhalten am Ballbesitzspiel der vergangenen Jahre habe das Ausscheiden in der Vorrunde herbeigeführt, so Löw. "Es war mein größter Fehler zu glauben, dass wir mit einem Ballbesitzsystem durch die Vorrunde kommen. Ich wollte das auf die Spitze treiben und noch mehr perfektionieren. Das war fast schon arrogant", nahm der 58-Jährige das blamable Aus auch auf seine Kappe.

2. Was will Löw spielerisch anpassen?

Ein großer Teil der Analyse bezog sich auf die Vergleiche zwischen den Weltmeisterschaften 2010, 2014 und 2018. Im Weltmeisterjahr 2014 habe man die perfekte Balance im Spiel gefunden, sagte Löw.
"Eine große Ausgewogenheit zwischen Offensive und Defensive" habe zum großen Erfolg in Brasilien geführt. Diese "goldene Mitte", wie Löw erklärte, sei das Ziel für den Neustart bei der DFB-Elf. Löw kritisierte im Hinblick auf die WM in Russland:
Wir haben weniger in Sprints und intensive Läufe investiert. Wir sind zwar viel gelaufen, aber es hat die hohe Intensität gefehlt. Wir haben weniger geradlinig als 2014 gespielt und waren auch zu langsam im Spielaufbau. Beim Passspiel haben wir zu lange gebraucht. Wir müssen unsere Spielweise adaptieren und neue Möglichkeiten finden, um flexibler, variabler und stabiler zu sein. Wir dürfen in einigen Spielen nicht mehr dieses ganz hohe Risiko einfordern.
Löw monierte auch den fehlenden Enthusiasmus in Russland: "Wir haben es nicht geschafft, neue Schlüsselreize zu setzen und das Feuer so zu entzünden, dass es eine riesige Flamme gibt." Mit dem Jetzt-erst-recht-Gefühl will Löw die Leidenschaft und Einsatzbereitschaft in der DFB-Elf neu entfachen.

3. Wie verändert sich der Kader?

Nach den Rücktritten von Mario Gomez und Mesut Özil stehen die meisten etablierten Spieler und Weltmeister von 2014 weiter zur Verfügung. Einzig auf Sami Khedira wird Löw in den kommenden Spielen bewusst verzichten.
In einem langen Gespräch erklärte er dem Juventus-Spieler seine Beweggründe: "Ich habe ihm gesagt, dass ich Raum und Platz für einige Änderungen schaffen möchte." Diese Entscheidung sei aber nicht endgültig:
Im Moment steht er nicht im Aufgebot, danach werden wir sehen, wie die Leistung ist.
Einen großen Umbruch sieht der Bundestrainer nicht als notwendig an: "Es lag nicht an einzelnen Spielern. In der Summe haben wir nicht geliefert. Es wird wichtig sein, die richtige Mischung aus Erfahrung und jungen, hungrigen Spielern zu finden."

4. Welche personellen Konsequenzen gibt es?

Die größte Veränderung betrifft Co-Trainer Thomas Schneider. Der 45-Jährige wird beim DFB die Leitung der Scouting-Abteilung übernehmen. Nach der WM 2014 hatte Schneider den Posten des Assistenten von Hansi Flick übernommen.
"Wir wollten bewusst einen Fachmann und Trainer im Scouting-Team haben", erklärte Löw die Entscheidung. Der bisherige Scouting-Chef Urs Siegenthaler soll übergeordnete Aufgaben übernehmen.
Zudem beenden Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt und DFB-Physio Klaus Eder nach über 30 Jahren aus Altersgründen ihre Arbeit.

5. Wie steht Löw zu Özil?

Auch zur Causa Özil nahm der Bundestrainer erstmals Stellung. Vom Rücktritt des 92-fachen Nationalspielers habe er durch einen Anruf des Beraters erfahren. "Der Spieler selbst hat mich nie angerufen. Bis heute nicht. Normalerweise war es immer so, dass Spieler mit mir gute Gespräche geführt haben, wenn sie zurücktreten wollten", sagte Löw.
Die Enttäuschung war dem Bundestrainer deutlich anzumerken. Löw meinte weiter:
Ich habe seitdem mehrmals versucht ihn anzurufen, habe ihm SMS geschickt. Aber ich habe ihn nie erreicht. Mesut hat sich also für einen anderen Weg entschieden. Das muss ich so akzeptieren.
Nach dem Foto von Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan habe man die Situation komplett unterschätzt. Özils Rassismus-Vorwürfe des Weltmeisters wies Löw aber entschieden zurück und stellte klar: "Mesuts Vorwurf, es hätte Rassismus beim DFB gegeben, ist völlig überzogen. Es gab in meiner Mannschaft niemals auch nur im Ansatz Rassismus."
Trotz des unschönen Endes blickte Löw positiv auf die gemeinsame Zeit zurück: "Wir haben viel Positives zusammen erlebt. Er war einer der besten deutschen Spieler der letzten 20 Jahre. Das wird immer bleiben."
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