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FC Barcelona: Ousmane Dembélé vor traurigem Jubiläum - warum Neu-Trainer Xavi ihn dennoch adelt

Dennis Melzer

Update 10/11/2021 um 18:50 GMT+1 Uhr

Der FC Barcelona sicherte sich im Jahr 2017 für die vereinsinterne Rekordsumme von 135 Millionen Euro die Dienste des vielversprechenden Talents Ousmane Dembélé. Die hohen Erwartungen erfüllte der Franzose allerdings nie. Auch, weil er fast schon chronisch mit Verletzungen zu kämpfen hat. Sein neuer Trainer Xavi schwärmt nun dennoch von ihm. Hinter dem Lob dürfte jedoch Kalkül stecken.

Ousmane Dembélé vom FC Barcelona

Fotocredit: Imago

"Schon wieder!" titelten die einschlägigen spanischen Sportzeitungen vor wenigen Tagen. Die Zeile und ein Bild, auf dem ein traurig dreinblickender Ousmane Dembélé zu sehen war, reichten aus, um zu vermitteln, was "schon wieder" geschehen war: Eine weitere Verletzung in der so oft unterbrochenen Karriere des 24 Jahre alten Franzosen.
Dembélé, der am vergangenen Mittwoch beim Champions-League-Gruppenspiel bei Dynamo Kiew nach 134 Tagen Zwangspause (Knieverletzung) sein Comeback für den FC Barcelona gegeben und sich dabei stark präsentiert hatte, trug in der ukrainischen Hauptstadt eine Oberschenkelblessur davon. Wie lange er diesmal ausfallen wird, ist unklar.
Recht sicher ist jedoch, dass Dembélé nach der Länderspielpause ein trauriges Jubiläum feiern wird. Übernächsten Samstag, wenn die Katalanen in der heimischen Liga im Derby auf Stadtrivale Espanyol treffen, wird er aller Voraussicht nach sein 100. Pflichtspiel seit seinem Wechsel im Sommer 2017 verletzungsbedingt verpassen.
Zum Vergleich: Insgesamt kommt der Offensivmann bis dato auf lediglich 119 Einsätze für die Blaugrana. Macht eine Einsatzquote von gerade mal 54 Prozent.

Barcelona will mit Dembélé verlängern

Dembélé, der 2017 für die vereinsinterne Rekordsumme 135 Millionen Euro von Borussia Dortmund geholt wurde, hat die großen Hoffnungen, die Barça in ihn steckte, nie erfüllt. Einerseits, weil er - vor allem zu Beginn - immer wieder durch Disziplinlosigkeiten auffiel, andererseits, weil er eben regelmäßig durch Verletzungen zurückgeworfen wurde.
In der Vergangenheit machten immer wieder Gerüchte die Runde, wonach Barcelona seinen kostspieligen, selten zur Verfügung stehenden Flügelspieler loswerden wolle - zuletzt mehrten sich dagegen Meldungen über eine mögliche Vertragsverlängerung.
Da sich der Traditionsklub mit einem riesigen Schuldenberg konfrontiert sieht, müsse Dembélé, dessen Vertrag nur noch bis kommenden Sommer gültig ist und ihm laut der Enthüllungsplattform "Football Leaks" rund 20 Millionen Euro pro Jahr einbringt, aber Gehaltseinbußen in Kauf nehmen, hieß es.
Das Angebot soll aufgrund der bisherigen Erfahrungen besonderer Natur sein. Laut "Sport" habe Barcelona Dembélé ein stark leistungsbezogenes Angebot vorgelegt. Demnach erhalte er ein vergleichsweise kleines Grundgehalt, das durch (Leistungs-)Boni aufgestockt wird.
Die Idee: Sollte Dembélé dauerhaft zur Verfügung stehen, winkt ihm offenbar insgesamt ein Salär, das nur knapp unter seinem aktuellen liegt. Fehlt er jedoch weiterhin oft, ist der Verdienst geringer.
Dass der Verein sich trotz der ständigen Abstinenz Dembélés für eine Weiterbeschäftigung starkmacht, stellte kürzlich auch Barcelonas neuer Trainer Xavi klar. "Den Vertrag von Ousmane Dembélé zu verlängern, ist unsere Priorität", sagte der ehemalige Weltklasse-Mittelfeldspieler im Rahmen seiner Vorstellung.

Xavi: Dembélé? "Könnte der Beste der Welt auf seiner Position sein"

Doch damit nicht genug, der Welt- und Europameister ließ vor allem mit einem anderen Statement aufhorchen: "Er könnte der beste Spieler der Welt auf seiner Position sein", lobte er und erklärte die Bedingungen, die Dembélé für die gewünschte Entwicklung erfüllen muss: "Ousmane muss viel arbeiten, er hat das Potenzial, bei Barça als Weltklassespieler den Unterschied zu machen. Aber er muss konstant sein."
Konstanz, ein Begriff, der Dembélé höchstens noch aus Dortmunder Zeiten geläufig sein dürfte. Eine Saison lang spielte das damalige Top-Talent für die Schwarz-Gelben, verpasste lediglich zwei Pflichtspiele, keines davon aufgrund einer Verletzung. Am Ende der Spielzeit 2016/17 standen 49 Einsätze zu Buche, hinzu kam eine eindrucksvolle Quote von zehn Toren und 23 Vorlagen. Zahlen, die Barcelona damals animierten, tief in die Tasche zu greifen.
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Ousmane Dembelé

Fotocredit: Imago

Dass Dembélé enormes Potenzial hat, ist unbestritten, entsprechend ist Xavis Adelung auch nicht gänzlich aus der Luft gegriffen. Dass Xavi, der den strauchelnden FCB aus der Misere führen soll, aber solche Töne anstimmt, dürfte neben Wertschätzung noch einen weiteren Grund haben.
Barcelona möchte unbedingt mit Dembélé verlängern, weil er im Falle eines zeitnahen Verkaufs ansonsten zu einem absoluten Verlustgeschäft werden würde.
Nur im kommenden Winter-Transferfenster könnte Barça noch eine Ablöse für den Nationalspieler generieren, diese würde aufgrund der geringen Vertragslaufzeit und mit Blick auf die Verletzungsanfälligkeit Dembélés aber äußerst unlukrativ ausfallen. Wird der Kontrakt ausgedehnt, könnte der klamme Riese für den flinken Edeltechniker künftig deutlich mehr Geld fordern, sollten die Zeichen eines Tages auf Trennung stehen.

Newcastle United lockt Dembélé offenbar

Ob Xavis Avancen rechtzeitig kommen, bleibt vorerst noch offen. Zwar habe Dembélé laut der spanischen Zeitung "Sport" seine Berater darüber informiert, Barcelona weiterhin die Treue halten zu wollen, besagte Agenten sollen ihren Klienten jedoch jüngst auch bei anderen Vereinen angeboten haben.
Der neureiche Premier-League-Klub Newcastle United wurde beispielsweise als möglicher Abnehmer gehandelt, die Offerte der Magpies soll in punkto Gehalt auch deutlich lukrativer sein.
Ein vorzeitiger oder gar ablösefreier Abgang im Sommer 2022 würde Barcelona schwer treffen. Dembélé, beziehungsweise die Summe, die die Spanier einst für ihn bezahlten, ist einer der Gründe, warum es finanziell so schlimm um den Verein bestellt ist.
Die Mentalität, das Geld mit vollen Händen auszugeben, ohne adäquate Einnahmen zu verbuchen, äußerte sich auch in den Verpflichtungen von Philippe Coutinho oder Antoine Griezmann. Für Coutinho, der 2018 vom FC Liverpool kam, zahlte Barcelona ebenfalls 135 Millionen Euro, Weltmeister Griezmann von Atlético Madrid war den Verantwortlichen um Ex-Präsident Josep Bartomeu 2019 satte 120 Millionen Euro wert.

Dembélé, Coutinho, Griezmann: Barcelonas teure Missverständnisse

Was Dembélé, Coutinho und Griezmann weiterhin eint? Sie brachten nie oder nur in Ansätzen die Leistung, die Barça sich erhofft hatte. Während Dembélé stets blieb, wurde Coutinho zwischenzeitlich an den FC Bayern ausgeliehen, der eine Kaufoption über 120 Millionen Euro aber verstreichen ließ.
Griezmann kehrte Barcelona zwei Jahre nach seiner aufsehenerregenden Ankunft schon wieder den Rücken, wechselte zurück zu dem Colchoneros, die im Anschluss an das aktuelle Leihgeschäft über eine Kaufpflicht verfügen sollen. Diese soll bei 40 Millionen Euro, also 80 Millionen Euro unter der einstigen Ablöse liegen.
In Dembélés Fall soll ein ähnliches Szenario unbedingt vermieden werden. Ein "schon wieder" wäre auf mehrlei Ebenen fatal.
Xavis Lob könnte also ein Klammern an den letzten Strohhalm sein. Im Idealfall findet Dembélé nach seiner neuerlichen Verletzung endlich in die Spur und wird wertvoll für Barcelona – oder spült nach seiner Vertragsverlängerung zumindest ordentlich Geld in die Kassen zurück.
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