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Niko Kovac bei AS Monaco wegen Unstimmigkeiten entlassen - Kroate begeht ähnliche Fehler wie bei Bayern München

Pascal Steinmann

Update 03/01/2022 um 13:35 GMT+1 Uhr

Nach anderthalb Jahren verlässt Niko Kovac die AS Monaco. Am Neujahrstag vermeldete der Klub aus dem Fürstentum die Entlassung des Kroaten. Zwar konnte die Mannschaft in dieser Spielzeit sportlich nur bedingt überzeugen, ausschlaggebend für die Trennung waren aber offenbar andere Gründe: Wie beim FC Bayern verlor der 50-Jährige die Kabine und brachte wichtige Schlüsselspieler gegen sich auf.

Niko Kovac während seiner Zeit als Coach der AS Monaco

Fotocredit: Getty Images

Mit vier mageren Sätzen verabschiedete die Association Sportive de Monaco Trainer Niko Kovac am Neujahrstag auf ihrer Webseite.
Selbst auf ein "Dankeschön" oder die obligatorischen "besten Wünsche" verzichtete der Klub aus dem Fürstentum in seiner Mitteilung. Eine herzlose Verabschiedung, die Bände sprach. Denn aus sportlicher Sicht hätten die 18 Monate von Kovac in Monaco durchaus Anlass zur Dankbarkeit geboten.
Im Sommer 2020 ersetzte der Kroate Roberto Moreno, der mit der Mannschaft in der Vorsaison nur auf Rang neun gelandet war. Der frühere Bayern-Coach kämpfte in seiner ersten Spielzeit mit den Monegassen lange um die Meisterschaft und führte das Team am Ende der Saison mit nur fünf Zählern Rückstand auf Meister Lille in die Champions-League-Qualifikation.
Auch seine Debütsaison in München war erfolgreich verlaufen: Beim FC Bayern hatte er in seinem ersten Jahr das Double gewonnen.
"Ich war ein wenig überrascht, als ich von der Entlassung Kovacs erfahren habe", erklärt Fußball-Experte Raphaël Brosse von Eurosport Frankreich. "Er hat sehr gute Arbeit in Monaco geleistet. Sie haben sehr attraktiven Fußball gespielt, sehr offensiv und mit viel Einsatz", analysiert Brosse.

Kovac bekommt sportlich die Kurve

Zwar verpasste Kovac in den Qualifikationsspielen gegen Schachtjor Donetsk im August den Einzug in die Champions League, aber in der Europa League qualifizierte man sich souverän als Gruppensieger für das Achtelfinale. In der Ligue 1 startete die Mannschaft zwar schwach in die Spielzeit und lag zwischenzeitlich nur auf Rang 19. Doch Kovac bekam vor den Weihnachtsferien noch die Kurve.
Von den vergangenen sieben Ligaspielen verlor Monaco nur bei Paris Saint-Germain (0:2) und schob sich damit zurück in Schlagdistanz im Kampf um die Champions-League-Ränge. "Das Jahr 2021 ist insgesamt positiv verlaufen. Die erste Hälfte unserer Saison ist vielleicht nicht perfekt, aber wir haben Zeit zu reagieren. Wir werden analysieren und im Januar gestärkt zurückkommen", sagte Vizepräsident Oleg Petrov nach dem Hinrundenabschluss.
Zum Jahresausklang gewann die AS Monaco 2:1 gegen Stade Rennes. "Das ist, was wir gebraucht haben, insbesondere vor den Weihnachtsferien", lobte Kovac nach dem letzten Spiel des Jahres.
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Niko Kovac ist nicht mehr Trainer der AS Monaco

Fotocredit: Getty Images

"Mit einem Sieg heimzufahren und die Lücke zu ihnen und zum Rest der Liga zu schließen, ist gut", sagte er und schob nach: "Jetzt werden wir schöne Weihnachtsferien haben."
Doch 2022 kehrt Kovac nicht zurück ins Fürstentum.

Spieler stagnieren unter Kovac

Denn trotz der sportlichen Kehrtwende im Spätjahr zogen die Verantwortlichen zum Jahresbeginn die Reißleine. Allen voran Klub-Boss Dmitry Rybolovlev soll einem Bericht der "L'Équipe" zufolge mit dem Trainer gehadert haben. "Das Management hat das Gefühl, dass sich verschiedene Spieler mit hohem Potenzial nicht so entwickelt haben wie erwartet", erklärt Brosse.
Gerade Spieler wie das 21 Jahre alte Supertalent Aurélien Tchouaméni, Mittelfeldspieler Youssof Fofana oder der Brasilianer Jean Lucas verpassten demnach die nächste Entwicklungsstufe. Zudem kritisierte die Mannschaft offenbar die taktischen Anweisungen ihres Trainers.
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Niko Kovac ist nicht länger Monaco-Trainer

Fotocredit: Eurosport

Auch in München hatten verschiedene Spieler in ihrer Entwicklung unter dem 50-Jährigen stagniert. "Man kann nicht versuchen, 200 km/h auf der Autobahn zu fahren, wenn sie nur 100 schaffen", hatte Kovac im Oktober 2019 in Bezug auf die Qualitäten seines Kaders in München gesagt.
Nach seiner Entlassung in München schaltete Hansi Flick mehrere Gänge hoch und gewann mit demselben Kader das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League. Spieler wie Alphonso Davies, Serge Gnabry oder Leon Goretzka explodierten unter dem heutigen Nationaltrainer nach dem Abgang von Kovac.

Tischtuch zwischen Mannschaft und Trainer zerschnitten

Ausschlaggebend für die Entlassung im Fürstentum waren die sportlichen Gründe schlussendlich aber nur zu Teilen: "Es ist bekannt, dass Kovacs autoritäres Management bei den Spielern nicht gemocht wurde", erklärt Fußball-Experte Brosse.
Auch die "L'Équipe" hatte berichtet, dass es zwischen Mannschaft und Trainer zu Zerwürfnissen gekommen war, schrieb sogar von einem "quasi-militärischen" Führungsstil. Wie beim FC Bayern 2019 scheiterte Kovac in Monaco an seinem Umgang mit der Mannschaft.
Bei den Bayern war Kovac nach einer starken ersten Saison mit dem Double-Gewinn im zweiten Jahr entlassen worden, beim deutschen Rekordmeister hatte sich der Trainer ebenfalls mit der Mannschaft überworfen. "Es hat sicherlich Strömungen innerhalb der Mannschaft gegeben, die den Trainer weghaben wollten", hatte Uli Hoeneß nach der Trennung verraten.
Insbesondere der spätere Leistungsträger Thomas Müller spielte unter Kovac kaum eine Rolle. "Wenn Not am Mann sein sollte, wird er mit Sicherheit auch seine Minuten bekommen", hatte der Kroate öffentlich gesagt, dafür heftige Kritik geerntet und sich später entschuldigt.
Doch in Monaco unterlief ihm derselbe Fehler erneut.
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Niko Kovac nimmt Kapitän Wissam Ben Yedder vom Feld

Fotocredit: Getty Images

Im Fürstentum verscherzte es sich Kovac allen voran mit seinem Kapitän und Top-Torschützen Wissam Ben Yedder. Auch den 31-Jährigen zählte er öffentlich an. Vor dem Spiel gegen Paris Saint-Germain kritisierte der Kroate auf der Pressekonferenz die Defensivleistung seines Angreifers: "Ohne den Ball erwarte ich mehr."

Kovac mit selben Fehlern wie in München

Obwohl der tunesische Mittelstürmer mit 14 Treffern mit Abstand die meisten Tore bei den Monegassen erzielte, stand er in den zurückliegenden sechs Spielen nur drei Mal in der Startelf. Lediglich in zwei der 19 Begegnungen in der Ligue 1 spielte Ben Yedder über die volle Distanz.
Mittelfeldspieler Fofana, der in der vergangenen Saison noch Schlüsselspieler war, fand sich in dieser Spielzeit ebenfalls oftmals ohne erkennbaren Grund auf der Bank wieder. "Das Band zwischen Kovac und vielen Spielern war zerschnitten oder zumindest angerissen", begründet Fußball-Experte Brosse von Eurosport Frankreich die Trennung.
Die Parallelen zu seiner Zeit beim Rekordmeister sind bemerkenswert: Auch in München hatte Kovac in der ersten Saison sportlich überzeugt. Auch in München hatten viele Spieler im zweiten Jahr unter Kovac den nächsten Schritt verpasst. Auch in München hatte sich Kovac mit zentralen Spielern überworfen und die Kabine verloren.
Auf ähnliche Art und Weise erlebt der gebürtige Berliner innerhalb von rund zwei Jahren nun seine zweite Entlassung.
Anders als in München geht Kovac in Monaco aber ohne Dank und gute Wünsche.
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