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PSG blamiert sich in der Champions League bei Newcastle United: Warnschuss für Trainer Luis Enrique zur rechten Zeit

Robert Bauer

Update 05/10/2023 um 13:08 GMT+2 Uhr

Paris Saint-Germain kommt nicht in Tritt. Die krachende 1:4-Pleite in der Champions League bei Newcastle United war der negative Höhepunkt eines verkorksten Saisonstarts. Obwohl PSG nach den Abgängen von Neymar und Lionel Messi noch in der Findungsphase ist, hagelt es für Trainer Luis Enrique schon Kritik. Dennoch könnte sich das Debakel in Newcastle als Warnschuss zur rechten Zeit herausstellen.

Kylian Mbappé - Paris Saint-Germain

Fotocredit: Getty Images

Kylian Mbappé hatte genug.
Kaum war am Dienstagabend im St. James Park zu Newcastle der Schlusspfiff ertönt, da verschwand der Superstar von Paris Saint-Germain - als erster Spieler seines Teams wohlgemerkt - ohne Umwege in Richtung Kabinentrakt.
Verstecken konnte sich der 24-Jährige vor der harschen Kritik nach der 1:4-Niederlage von PSG beim neureichen Premier-League-Vertreter jedoch nicht.
"Der laut seines Trainers 'beste Spieler der Welt' war ein Schatten seiner selbst", lautete etwa das Urteil der britischen Tageszeitung "The Guardian". Nach Ansicht von Fußball-Experte Cyril Morin von Eurosport in Paris könne "ein Anführer damit nicht zufrieden sein" und die L'Équipe resümierte: "Er hat kaum existiert."
Fairerweise muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass dies am Mittwochabend allerdings auf fast auf alle Akteure der Gästemannschaft zutraf.

Newcastle entzaubert PSG

Immerhin wurde das Starensemble aus Paris vom Tabellenachten der englischen Liga komplett entzaubert.
Miguel Almiron (17.) Dan Burn (39.), Sean Longstaff (50.) und der Ex-Bundesliga-Profi Fabian Schär (90.+1) besiegelten mit ihren Treffern die höchste Niederlage für den französischen Vorzeigeklub in der Champions-League-Gruppenphase seit 2004 (0:3 gegen den FC Chelsea). Daran änderte auch der Premierentreffer von Lucas Hernández (56.) im PSG-Trikot nichts.
"Das war ein Tag zum Vergessen", konstatierte der ehemalige Bayern-Profi Hernández gefrustet bei "RMC Sport", der sich weiter über die individuellen Schnitzer seines Teams ärgerte: "Es liegt an uns, aus unseren Fehlern zu lernen. Wir alle wissen, welche Rolle wir spielen müssen. Und es liegt an uns, dies auf dem Spielfeld zu zeigen, nicht vor Kameras und Mikrofonen."
Dies war zuletzt jedoch bei Weitem nicht immer der Fall.
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PSG verlor mit 1:4 in Newcastle

Fotocredit: Getty Images

PSG kommt unter Enrique nicht in Tritt

Lediglich drei von sieben Ligaspielen gewann der Abonnement-Meister (neun Titel in den vergangenen elf Spielzeiten), der damit nur auf Tabellenplatz fünf rangiert. Zuletzt gab es ein peinliches 0:0 gegen den bis dato Tabellenletzten Clermont Foot. Ganz aus dem Nichts kam die Klatsche in Newcastle somit nicht.
"Paris hat die Saison mit etlichen Veränderungen begonnen. Viele Spieler haben den Verein verlassen, dafür kamen zahlreiche Neuzugänge und auch ein neuer Trainer. Sie versuchen, einen anderen Spielstil aufzubauen. Das benötigt aber noch Zeit", erklärt Fußball-Experte Vincent Bregevin von Eurosport in Frankreich.
Die Frage ist nur, wie viel Zeit Trainer Luis Enrique dafür von Qatar Sports Investments (QSI) - seines Zeichens Klub-Besitzer - und dessen Vorsitzenden Nasser Al-Khelaifi eingeräumt wird. Schließlich hielt sich seit Thomas Tuchel (Juli 2018 bis Dezember 2020) kein Übungsleiter beim Hauptstadtklub länger als eine Spielzeit.
Erste Kritik am ehemaligen spanischen Nationaltrainer wird bereits jetzt laut.

PSG: Enriques Taktik wirft Fragen auf

Enrique vertraute gegen Newcastle - anders als unter anderem beim ersten Champions-League-Auftritt gegen Borussia Dortmund (2:0) - auf ein 4-2-3-1-System, das teilweise sogar zu einem 4-2-4 wurde. Ein Vorhaben, das letztlich krachend scheitern sollte.
"Welche Mannschaft in Europa spielt denn so?", fragte der französische Journalist Daniel Riolo wütend bei "RMC Sport" und gab die Antwort darauf selbst: "Niemand spielt so. Dieses System ist zum Kotzen."
Enrique selbst sah dies jedoch etwas anders. "Das Ergebnis ist ein wenig übertrieben", verteidigte sich der 53-Jährige, es zeige nicht "den Unterschied zwischen den beiden Mannschaften".
Allerdings zeigte sich auch Bregevin von Enriques taktischen Umstellung verwundert: "Das 4-3-3 hat gegen Dortmund gut funktioniert. Es war daher überraschend, dass er zuletzt das System verändert hat. Gegen Marseille (4:0) klappte das ganz gut, gegen Clermont (0:0) weniger und gegen Newcastle gar nicht. Paris hat dadurch die Kontrolle über das Mittelfeld, das Pressing und den Ballbesitz verloren."
Obwohl jene Experimente laut Bregevin "Teil des Prozesses" seien, machte er Enrique dennoch als einen der Hauptschuldigen für das Debakel in Newcastle aus.
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Luis Enrique (L) and Kylian Mbappe (R)

Fotocredit: Getty Images

Paris "im Kollektiv besser als in den vergangenen Jahren"

"Seine Entscheidungen haben dazu geführt, dass die Mannschaft im Vergleich zur Partie gegen Dortmund schlecht gespielt hat. Er kannte die strategische Lösung, wollte aber mit seinen eigenen Ideen ins Verderben rennen", so der Eurosport-Experte. Allerdings hätte es auch den Spielern an mentaler Stärke und Kampfgeist gefehlt.
Es stellt sich daher die Frage, ob die Mannschaft nach den prominenten Abgängen von Neymar und Lionel Messi richtig zusammengestellt ist. "Sie haben zwei Genies verloren, die jederzeit den Unterschied ausmachen können und nicht zuletzt auch mit dem Weggang von Marco Verratti viel Kreativität verloren", bilanziert Bregevin und führt weiter aus:
"Allerdings hat das Zusammenspiel mit Mbappé nicht richtig funktioniert, wodurch sich der sportliche Zusammenbruch in den vergangenen beiden Jahren ein Stück weit erklären lässt. Im Kollektiv scheint PSG nun besser zu sein als in den vergangenen Jahren."
Nun gilt es für Paris, dies schnellstmöglich auf dem Rasen zu zeigen. Ego-Trips wie der von Mbappé nach Abpfiff gegen Newcastle sind dabei nur bedingt förderlich.
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