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Robert Huth spielt bei Leicester City die Saison seines Lebens

Tobias Hlusiak

Update 12/02/2016 um 21:53 GMT+1 Uhr

Leicester City fegt durch die Premier League. Ganz Europa reibt sich die Augen und feiert mit Jamie Vardy und Riyad Mahrez zwei Stars, die vorn für Spektakel sorgen. Dabei verdient auch ein harter Arbeiter Applaus: Robert Huth.

Robert Huth von Leicester City

Fotocredit: Imago

Robert Huth ist groß. Sehr groß. Hinter seinem Kreuz finden bequem zwei Mittelgewichtsboxer Platz. Er ist ein Abwehrspieler, sein Spiel schnörkellos und das Auftreten kühl und abgeklärt. Er mag es nicht, im Mittelpunkt zu stehen. In der Öffentlichkeit noch viel weniger.
Kurzum: Robert Huth ist der Prototyp des Anti-Glamour-Boys im Fußball. Kleine Jungs mit Huth-Trikots sucht man nicht nur in Deutschland vergebens. Die tragen Messi-, Ronaldo- oder Neymar-Schriftzüge spazieren.
Huth ist das nicht nur egal, es ist ihm sogar recht. Bevor er gegen Ende des vergangenen Jahres ausführlich mit "11 Freunde" sprach, hatte er acht Jahre lang kein Interview gegeben. Im Fußball-Geschäft eine unendlich lange Zeit.

Seit 2009 ohne Adler auf der Brust

In Deutschland hatte man den 31-jährigen Hünen fast vergessen. Dabei war Huth einst Nationalspieler. Sogar beim Sommermärchen 2006 war er dabei. Sein letztes von 19 Länderspielen absolvierte er 2009 beim 7:2 über die Vereinigten Arabischen Emirate. Dann wurde es still um ihn. Bis jetzt...
Denn Robert Huth ist Teil der vielleicht romantischsten Geschichte der aktuellen Fußball-Saison: Er glänzt beim englischen Tabellenführer Leicester City.
Nach 25 Spieltagen führen die "Foxes" die Liga an. Mit fünf Punkten Vorsprung auf Tottenham Hotspur. Gerade erst haben Huth und Co. Manchester City auswärts mit 3:1 gedemütigt. Bei noch 13 ausbleibenden Spielen gilt Leicester längst nicht nur bei den eigenen Fans als Favorit auf den Titel. Nun steht das nächste Spitzenspiel beim FC Arsenal (Sonntag ab 13:00 Uhr im Liveticker bei Eurosport.de) an.
"Wir sind weiterhin nur Außenseiter und schauen von Spiel zu Spiel", sagt Huth in einem seiner wenigen TV-Interviews direkt nach dem historischen Sieg in Manchester, zudem er ganz nebenbei zwei Tore beigesteuert hatte. "Wir denken nicht an die Tabelle. Wir kommen einfach jeden Tag zur Arbeit und arbeiten hart."
Der Deutsche kennt das Geschäft. Er ist lange dabei. Am 1. Januar 2001 kam er als 16-Jähriger aus Berlin in die Jugend des FC Chelsea, arbeitete hart an sich und erhielt in den Jahren 2003, 2004 und 2005 jeweils die Auszeichnung als "Bester Jugendspieler" der "Blues". Dann kam Roman Abramowitsch mit einem Sack voll Geld und änderte alles.
Huth orientierte sich um, spielte für Middlesborough und Stoke im unteren Mittelfeld der Liga, bis er im Januar 2015 nach Leicester kam. Der Klub kämpfte damals gegen den Abstieg, was den Innenverteidiger wunderte. Die Mannschaft sei stark und habe in diesen Tabellenregionen nichts verloren, sagte er und sollte Recht behalten.

Gefürchtetes Innenverteidiger-Duo

Im Trikot von Leicester City wirkte Huth in 38 Spielen mit. Davon gewann er 21, holte elf Unentschieden und verließ den Platz nur sechs Mal als Verlierer (drei Mal davon in seinen ersten fünf Spielen). Ohne Sommerpause ergibt das genau eine komplette Saison mit 74 Punkten. Das reichte in den vergangenen vier Jahren mindestens zu Platz fünf. In dieser Spielzeit - da sind sich viele Experten einig - könnte eine solche Ausbeute sogar zum Titel reichen.
Zusammen mit dem Jamaikaner Wes Morgan bildet Huth beim Tabellenführer eines der gefürchtetsten Innenverteidiger-Duos der Liga. Die beiden Haudegen halten den pfeilschnellen Zauberfüßen vor ihnen den Rücken frei. Sie glänzen mit kompromisslosem Spiel, Zweikampfstärke und klaren Aktionen. Die große Bühne überlassen sie lieber Jamie Vardy, Riyad Mahrez und Co.

Huth ein Mann für Löw?

Teil der Viererkette ist auch der ehemalige Schalker und Mainzer Christian Fuchs. Und weil sein Buddy Huth so ungern Interviews gibt, spricht der Österreicher an, was mit Blick auf die Europameisterschaft und die Verletzung von Jérôme Boateng alle denken: "Joachim Löw könnte an Robert denken, ja. Er hätte es verdient, ich würde es ihm gönnen. Er nimmt das ganze Team mit durch seine Art. Er macht die Tore ja auch, weil er die Gegner kräftemäßig übertrumpft."
Joachim Löw selbst äußerte sich zum Thema Huth zuletzt im Jahr 2011. Damals sagte der Bundestrainer: "Robert Huth hat zwar eine gute Saison gespielt, aber in meinen Planungen spielt er keine Rolle mehr."
Ob sich seine Meinung noch einmal ändert?
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Robert Huth (Mitte) trifft für Leicester City bei Manchester City

Fotocredit: Imago

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