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FC Liverpool mit Desaster beim AFC Bournemouth - doch Jürgen Klopp mimt den Philosophen

Johannes Mittermeier

Update 05/12/2016 um 10:08 GMT+1 Uhr

Der FC Liverpool verschenkt in der Premier League beim AFC Bournemouth zweimal einen Zwei-Tore-Vorsprung und verliert noch 3:4 (2:0). Das war's mit einer schmucken Serie, in der Tabelle rutscht Liverpool etwas ab. Vereinsikone Jamie Carragher kritisiert nicht nur Keeper Loris Karius, während sich Trainer Jürgen Klopp erstaunlich milde präsentiert - eher philosophisch denn bissig.

Jürgen Klopp im Spiel gegen Bournemouth

Fotocredit: Imago

Am Ende des Torsos stand Jürgen Klopp mit zerzaustem Haar am Seitenrand, sein Blick hatte etwas Wirres, seine Aussagen nicht.
"Absolut verdienter Sieg für Bournemouth", sagte Klopp nach einem denkwürdigen 3:4 (2:0) seines FC Liverpool am 14. Premier-League-Spieltag beim AFC Bournemouth - dahin war eine Serie von elf ungeschlagenen Spielen, trotz zweimaligem Zwei-Tore-Vorsprung. Klopp bilanzierte:
Wir haben es weggegeben und statischen Fußball gespielt. Allein unsere Schuld.
Dabei lief's positiv an für die "Reds". Nationalspieler Emre Can schickte Sadio Mané, der traf cool (20.). Als Divock Origi erhöhte (23.), glaubten alle an eine weitere rauschende Ball-Nacht Liverpools, das nicht mit Spektakel gegeizt hatte in dieser Saison.
Unzufrieden war zu diesem Zeitpunkt nur einer: der "German Guy" mit den Grimassen. "2:0 vorne, aber nicht gut gespielt", kommentierte Klopp später. "Die erste Halbzeit war nicht perfekt." Und die zweite ein Desaster mit trügerischem Vorlauf. Callum Wilson verkürzte (56./Elfmeter), Can drehte einen Schuss vom Strafraumeck in den Winkel, schön anzuschauen (64.).
Es nutzte halt nichts.

Carragher: Kritik an Karius - und ganz Liverpool

In der finalen Viertelstunde brach das Unheil über ein seltsam sorgloses Liverpool herein. Ryan Fraser schloss einen Konter ab (76.) und flankte dann auf Steve Cook, schon rappelte es wieder im Kasten von Loris Karius - 3:3 in der 78.
Der Epilog war Nathan Aké vorbehalten, andererseits aber dem Ex-Mainzer Karius, der bei Bournemouths 4:3 kräftig assistierte. Einen Versuch aus spitzem Winkel klatsche er ab, Aké bedankte sich (90.+3), das Stadion explodierte, und Klopp musste sich erklären.
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Frust pur: Liverpool nach der Pleite in Bournemouth

Fotocredit: AFP

"Kein Problem", sagte er zu Karius. "Wenn du Fehler machst, wirst du kritisiert. Ich bin sicher, irgendjemand hat auch Jamie Carragher in dessen Karriere kritisiert." Der Konter richtete sich gegen Liverpool-Legende Carragher, der Karius vorhielt, sich "massiv steigern" zu müssen: "Er hat mich noch in keiner Partie überzeugt."
Carragher sagte übrigens noch etwas, und das war durchaus markant. "Es passiert zu oft, dass Liverpool auseinanderfällt, sobald es unter Druck gerät." Mit Klopp, seit Oktober 2015 im Amt, führte der LFC bereits das vierte Mal mit zwei Toren, ohne zu gewinnen (zuvor 2:2 vs. Sunderland, 2:3 vs. Southampton, 2:2 vs. Newcastle).

Jürgen Klopp fast vorweihnachtlich milde

In 23 Premier-League-Auswärtsspielen mit dem deutschen Coach kassierten sie 38 Treffer und blieben bloß viermal ohne Gegentor, dennoch war Klopp eher philosophisch denn bissig gestimmt. Etwa so:
Niemand wird als Sieger geboren, du musst aus so etwas lernen.
Oder so:
Es gibt gute Dinge, auch in der Niederlage.
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Nathaniel Clyne (l.) für Liverpool gegen Bournemouth

Fotocredit: AFP

Während des Spiels gerierte sich der 48-jährige mit extrovertiertem Habitus, kennen wir ja. "Ich versuchte zu helfen, als ich noch Einfluss nehmen konnte. Da war ich verärgert. Jetzt nicht mehr." Und weil's so passend war, eine weitere Version aus der Klopp'schen Lebensweisheitsschule:
Du musst das Momentum mitnehmen.
Darauf wird es tatsächlich ankommen. Mit 30 Punkten ist Liverpool in der Tabelle auf Rang drei abgerutscht, hinter dem FC Arsenal (31) und Primus FC Chelsea (34), der den achten Sieg am Stück einfuhr (3:1 bei Pep Guardiolas Manchester City). Die nächsten Liverpooler Aufgaben heißen West Ham United, FC Middlesbrough und FC Everton, mal sehen, wie die Bescherung ausfällt.
Klopp präsentierte sich fast vorweihnachtlich milde: "Es sind drei verlorene Punkte, aber im Dezember wird niemand Meister, und niemand steigt ab."


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