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Erling Haaland bei Manchester City: Warum der Norweger die Lösung und nicht das Problem ist

Luca Baier

Update 11/02/2023 um 09:22 GMT+1 Uhr

Fünf torlose Spiele in 2023! Kein Torschuss gegen Tottenham Hotspur! Ist Erling Haaland in der Krise und noch dazu der Grund für die Schwächephase Manchester Citys? Eurosport.de analysiert vor dem Spiel gegen Aston Villa (Sonntag, 17:30 im Liveticker), warum diese Behauptungen schwer haltbar sind. Im Gegenteil: Haaland macht Citys Spiel deutlich flexibler. Er ist die Lösung, nicht das Problem.

Erling Haaland von Manchester City

Fotocredit: Getty Images

Nicht zuletzt angestoßen durch einen Tweet von Ex-Profi Dietmar Hamann entbrannte zuletzt eine Debatte über Erling Haaland.
City sei ein besseres Team ohne den Norweger, selbst wenn er am Ende 40 Ligatore schieße, so der Deutsche sinngemäß.
Manchester City hat im Kalenderjahr 2023 bislang sieben Pflichtspiele absolviert, darunter fünf Ligaspiele. Haaland kam in allen Partien zum Einsatz, dabei sechsmal von Beginn an. Seine Torausbeute: vier Treffer.
Dass nun über Haaland diskutiert wird, liegt wohl eher an den Ergebnissen – drei Niederlagen in sieben Spielen sind für eine Topmannschaft wie City eben nicht normal. Doch ist wirklich Haaland das Problem?

Falsche oder echte Neun? Eine überbewertete Debatte!

Nach dem Abgang von Vereinslegende Sergio Agüero im Sommer 2021 wurde sowohl von Fans als auch von Experten und Journalisten immer wieder ein "echter Neuner" für Manchester City gefordert. Dass Agüero mit seiner Spielweise einer "falschen" immer näher kam als einer "echten" Neun, zeigt wie obsolet diese Diskussion eigentlich ist.
Das Grundprinzip der falschen Neun ist, durch eine variable Positionierung immer wieder Innenverteidiger aus dem Abwehrverbund zu ziehen - in diese Lücken sollen dann andere Spieler oder der Neuner selbst wieder hineinstarten. Ob der Spieler groß und kräftig oder klein und beweglich ist, tut da gar nichts zur Sache.
Schaut man sich die Aktionen von Erling Haaland während der Spiele für City an, sieht man keineswegs einen reinen Strafraumstürmer, der nur vorne parkt und auf Anspiele wartet. Bei der 0:1-Niederlage gegen Tottenham überzeugten die Spurs mit einem hohen Pressing, das Citys Spielaufbau gerade in der Anfangsphase deutlich störte. Immer wieder stellten sie mannorientiert zu und boten City-Torwart Ederson keine Option für eine kurze Eröffnung.
In diesen Phasen zeigte Haaland - übrigens nicht zum ersten Mal in dieser Spielzeit – dass er eben doch ein mitspielender Stürmer ist: Citys Aufbauspieler zeigten sich trotz der Manndeckung sehr nah am eigenen Tor und zogen so viele Gegner mit sich. Haaland gelang es in der ersten halben Stunde gleich drei Mal, mit einem perfekt getimten Lauf ins Mittelfeld zur Anspielstation für Ederson zu werden. Mit guter Technik und seiner Wucht konnte er die Bälle behaupten und auf die nachrückenden Spieler ablegen – Pressing überspielt.
Dass Haaland in der Partie keinen Torschuss abgab war in der Tat ein Novum. Doch auch das ist kein Grund zur Aufregung. Haaland ist generell nicht dafür bekannt, aus großer Distanz abzuziehen, er wählt in der Regel sogar ausschließlich Abschlüsse aus Positionen mit hoher Trefferwahrscheinlichkeit. Dementsprechend abhängig ist er von Zuspielen in die Tiefe oder von Flanken - das betrifft von der Kreisliga bis zur Champions League nun einmal jeden Stürmer.
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Pep Guardiola und Erling Haaland

Fotocredit: Getty Images

Tormaschine Plus - warum Haaland nicht nur an seinen (vielen!) Toren zu messen ist

Haalands Quote für Manchester City ist schlichtweg überragend. In 20 Ligaspielen konnte er schon 25 Tore erzielen - in der Vorsaison kamen die Torschützenkönige Heung-Min Son und Mohamed Salah am Ende der Saison auf 23 Tore. Wettbewerbsübergreifend gelangen Haaland in 28 Spielen sogar 31 Treffer, dazu kommen drei Assists.
Seine Physis bringt er sowohl bei Flanken als auch bei Läufen in die Tiefe ein und hat Manchester City damit ein neues Element gegeben. Zu oft in den letzten Jahren konnte die dominante Spielweise letztlich nicht effizient genutzt werden, da im letzten Drittel die nötige Power fehlte.
Was bei der außergewöhnlichen Quote oft nicht beachtet wird: Haalands Wert für die Mitspieler. Kaum ein anderer Stürmer hat so ein gutes Timing bei Läufen in die Tiefe. Sobald City sich in den Bereich zwischen die Ketten des Gegners kombiniert hat, ist Haaland auf dem Sprung hinter die Abwehr. Damit erhöht er nicht nur die Chancen auf eine Torchance für sich selbst, sondern zieht in den meisten Fällen einen oder mehrere Abwehrspieler auf sich. Diese Zeit und den freigewordenen Raum können dann die anderen Ausnahmekönner wie Kevin De Bruyne oder Bernardo Silva für Dribblings, Abschlüsse oder Steckpässe auf die einlaufenden Flügelstürmer nutzen.
Den im Raum stehenden Vorwurf, Haaland mache das City-Spiel weniger variabel, entkräftet der Norweger nahezu jede Woche aufs Neue. In den letzten Jahren basierte das Offensivspiel der Mannschaft von Pep Guardiola darauf, das Sturmzentrum lange verwaist zu lassen, um an anderer Stelle Überzahl zu schaffen. Erst im letzten Moment – in der Regel bei einem Durchbruch über die Flügel - stießen verschiedene Spieler in den gefährlichen Bereich vor und sollten zum Abschluss kommen.
Mit Haaland hingegen gibt es einen Spieler, der auf der gegnerischen Kette lauert und für alle Eventualitäten bereit ist: Geht es durchs Zentrum, läuft Haaland meistens im Rücken des ballnahen Innenverteidigers (der in dem Moment natürlich nach vorne auf den Ball schauen muss) in die Tiefe. Geht es über die Flügel, startet er mit seiner Wucht auf den ersten Pfosten und ist erste Anspielstation für eine flache Flanke. Oftmals zieht er damit aber auch die Verteidiger auf sich und der gechippte Ball auf den zweiten Pfosten ist die beste Option.

Eurosport-Check:

Auch wenn Erling Haaland aktuell "nur" auf eine menschliche Torquote von fast 50 Prozent kommt und es jetzt ein Spiel ohne Torschuss von ihm gegeben hat, ist er bei Weitem nicht das Problem bei Manchester City. Im Gegenteil: Haaland ist ein großer Teil der Lösung!
Mit ihm spielt Titelverteidiger deutlich variabler als in den letzten Jahren. Er ist der Grund, warum es sowohl mehr Tiefe im Spiel als auch mehr Präsenz bei Hereingaben von außen gibt. Haaland hilft dabei, tief stehende Gegner zu knacken, kann aber auch gegen hoch pressende Mannschaften die Lösung sein.
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