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Manchester United - Theater um Cristiano Ronaldo torpediert Erik ten Hags Pläne: Warum die harte Hand nicht reicht

Dennis Melzer

Update 29/07/2022 um 13:13 GMT+2 Uhr

Erik ten Hag wurde mit der schwierigen Aufgabe betraut, dem gefallenen Riesen Manchester United zu altem Glanz zu verhelfen. Zuletzt griff der niederländische Trainer offenbar zu strengen Maßnahmen, um Disziplin in seine Truppe zu bekommen. Nur einer torpediert den eingeschlagenen Weg noch vor dem Start der neuen Saison durchgehend: Superstar Cristiano Ronaldo.

Cristiano Ronaldo will ManUnited verlassen

Fotocredit: Getty Images

Erik ten Hag ist ein Fußballfanatiker, ein Akribie-Aficionado, der nichts dem Zufall überlassen möchte. Bereits während seiner Zeit bei Ajax Amsterdam haftete dem Niederländer der Ruf des Pedanten an. Als Ajax 2018 gegen die PSV Eindhoven die Meisterschaft verspielte, wurde ten Hags Art medial als möglicher Grund gehandelt: "Ten Hags obsessive Arbeitsweise bringt keine Forschritte", schrieb das "Algemeen Dagblad" seinerzeit.
Im Anschluss gewann ten Hag dreimal in Serie den Titel in der Eredivisie (die Saison 2019/20 wurde wegen Corona vorzeitig abgebrochen), in der Champions League begeisterte sein Team 2019 ganz Europa, verpasste das Finale aufgrund eines späten Gegentores nur knapp (gegen Tottenham 2:3, 90.+6).
Ten Hags Qualität als Trainer wurde seither nicht mehr infrage gestellt, vielmehr avancierte er zu einem der gefragtesten Übungsleiter Europas.
Nach viereinhalb Jahren kehrte er vor einigen Wochen der Amstel den Rücken und heuerte bei Manchester United an. Ten Hag soll den einstigen Riesen, der in der Vorsaison auf einem enttäuschenden sechsten Rang gelandet war, wieder auf die Beine hieven. Ein Vorhaben, das nach dem Abdanken von United-Ikone Sir Alex Ferguson niemandem so recht gelungen war.

Ten Hag mit strengen Regeln

Ten Hag, der Disziplin-Freund, regiert offensichtlich gleich zu Beginn schon mit harter Hand. Wie englische Medien übereinstimmend berichten, führte der 52-Jährige neue, strenge Regeln ein. Seine Spieler dürfen in Wochen, in denen eine Partie ansteht, keinen Alkohol mehr trinken – also beinahe die gesamte Saison. Zudem sollen die Spieler regelmäßig gewogen und mit einer Strafe belegt werden, sollten sie außer Form sein.
Privatköche mussten abdanken, den Profis wird empfohlen, die vom Klub bereitgestellte Nahrung zu sich zu nehmen. Bei gemeinsamen Teamessen soll die Nutzung von Handys nun strengstens verboten sein. Diejenigen, die sich nicht daran halten, werden zur Kasse gebeten. Ob es hilft, wird sich zeigen – zumindest unterstreicht das Ganze, dass ten Hag einen klaren Plan verfolgt, um den Erfolg zurück ins Old Trafford zu holen.

Cristiano Ronaldo sorgt für Wirbel

Nur einer seiner Schützlinge – so der Eindruck der vergangenen Wochen – tanzt dem strengen Coach auf der Nase herum: Superstar Cristiano Ronaldo. Seit geraumer Zeit liebäugelt der Portugiese, dessen Vertrag beim englischen Rekordmeister noch bis 2023 gültig ist, mit einem Wechsel. Unter anderem der FC Bayern beschäftigte sich mit CR7, zuletzt wurde er mit einem Wechsel zu Atlético Madrid in Verbindung gebracht. Auch bei United-Konkurrent FC Chelsea soll Ronaldo diskutiert worden sein.
Ronaldo wolle kommende Saison in der Champions League spielen, dementsprechend habe der 37-Jährige die Klubleitung über seinen Wechselwunsch informiert. Den Trainingsstart Anfang Juli hatte Ronaldo aus "privaten Gründen" verpasst, auch auf der Vorbereitungstour, die ManUnited durch Australien und Thailand führte, suchte man den Angreifer vergeblich.
Nachvollziehbar, dass Ronaldos Abwesenheit die Transfergerüchte weiter befeuerte. Ten Hag wollte von angeblichen Abwanderungsgedanken jedoch nichts wissen. "Dass er gerade nicht bei uns ist, hat private Gründe", sagte er vor zwei Wochen auf einer Pressekonferenz.

Ten Hag: "Cristiano steht nicht zum Verkauf"

Er stellte darüber hinaus klar: "Wir planen in dieser Saison mit Cristiano Ronaldo und damit hat sich das. Ich freue mich darauf, mit ihm zu arbeiten. Cristiano steht nicht zum Verkauf. Cristiano ist Teil unserer Pläne und wir wollen zusammen Erfolg haben."
Ten Hags Machtwort verhallte jedoch schnell, das Wechselttheater ging und geht nach wie vor weiter. Erst am Dienstag kehrte Ronaldo nach Manchester zurück. Im Schlepptau hatte er seinen Berater Jorge Mendes, es soll zu Gesprächen gekommen sein, an denen laut "Sky Sports" auch Ferguson beteiligt gewesen sei.
Die "Times" berichtete, dass Ronaldo und Mendes im Rahmen der Zusammenkunft noch einmal deutlich gemacht haben, dass der Europameister von 2016 unbedingt weg möchte. Nach Informationen der "Daily Mail" habe der Routinier die Verantwortlichen der Red Devils um eine Vertragsauflösung gebeten.
Für ten Hag und dessen Planungen ist die Posse freilich fatal, bei Ronaldo reicht die harte Hand offensichtlich nicht. Die Frage, ob er auf den mit Abstand besten Scorer der Vorsaison (24 Tore, drei Vorlagen) zurückgreifen kann oder eben nicht, sollte im Interesse aller bald geklärt werden. Für eine Akribie-Aficionado dürfte es nichts schlimmeres geben, als Ungewissheit.
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