Nottingham Forest auf den Spuren der Goldenen Ära - qualifiziert sich das Überraschungsteam für die Champions League?

Mehr als die Hälfte dieser Premier-League-Saison ist gespielt und noch immer sorgt der Blick auf die Tabelle für Staunen: Denn hinter dem FC Liverpool rangieren nicht etwa die schillernden Klubs aus Manchester oder der FC Chelsea auf Rang drei, nein. Dort behauptet sich Nottingham Forest punktgleich mit dem FC Arsenal im Kampf um die Königsklasse - und wird sogar als Titelkandidat gehandelt.

Slot überrascht mit Aussagen: Nottingham großer Titelkonkurrent

Quelle: Perform

Träumen die Fans von Borussia Mönchengladbach in spielerisch biederen Zeiten gerne von den Goldenen Siebzigern, in denen die Fohlen mit Zehner-Legende Günter Netzer und Rekordtorjäger Jupp Heynckes von Titel zu Titel stürmten, dürfte es in der Vergangenheit bei den Anhängern von Nottingham Forest ähnlich gewesen sein.
Nach dem Premier-League-Abstieg im Jahr 1999 dümpelten die "Tricky Trees" mehr als zwei Jahrzehnte durch die Niederungen der englischen Unterklassen. Als 23 Jahre später endlich der Wiederaufstieg ins englische Oberhaus gelang, war die Euphorie riesig.
Trotz rekordverdächtiger Transfersummen dank Investor Evangelos Marinakis stolperten Forests Fußballer fortan aber nur so durch die Eliteliga. Als 16. (2022/23) und 17. (2023/24) entkam der Traditionsklub zweimal bloß knapp dem erneuten Abstieg.
Doch: In dieser Saison entpuppt sich Nottingham als eine Art Phönix aus der Asche. Schon zu Saisonbeginn überzeugte der Verein aus den East Midlands mit starken Leistungen. Seit Dezember hat der Erstligist dann aber noch einmal mehrere Gänge zugelegt.

Espírito Santo bringt goldene Ära zurück

Neun Pflichtspiele in Serie ist das Überraschungsteam der Premier League mittlerweile ungeschlagen. Mit 44 Punkten aus 22 Partien beträgt der Rückstand auf Spitzenreiter Liverpool nur sechs Zähler, die zweitplatzierten Gunners sind nur noch durch das Totverhältnis vorne.
Die Form stimmt, der Tabellenplatz auch. Die Folge: Forest ist auf dem Sprung in die Champions League - und wandelt auf den Spuren seiner Goldenen Ära.
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Nuno Espírito Santo brachte die "Tricky Tees" wieder auf Kurs.

Fotocredit: Getty Images

Englischer Meister, zweimal Europokalsieger der Landesmeister, dazu den europäischen Supercup und zweimal den englischen Ligapokal: Zwischen 1977 und 1980 dominierte der Provinzklub unter dem legendären Teammanager Brian Clough den nationalen wie europäischen Fußball.
Von solchen Erfolgen ist Nottingham heutzutage weit entfernt, selbstverständlich. Eine Wiederholung der ruhmreichen Forest-Ära scheint ausgeschlossen. Doch unter Teammanager Nuno Espírito Santo, seit Dezember 2023 im Amt, ging es sprunghaft bergauf. Die Basis dafür: eine starke Defensive, die der Portugiese mit seinem runderneuten Kader im Handumdrehen formte.

Defensive als "Schlüsselbereich für Forest"

Nach dem Fast-Abstieg in der Vorsaison hätte der Umbruch im Sommer kaum größer ausfallen können. 21 Profis gingen, elf neue Spieler kamen für mehr als 100 Millionen Euro. Jung und entwicklungsfähig sollten die Neuzugänge sein, einzig Aston-Villa-Leihspieler Álex Moreno (31) war älter als 26 Jahre.
Eines der neuen Gesichter: Innenverteidiger Nikola Milenkovic. Der serbische Nationalspieler ging von der AC Florenz den Weg nach Nottingham - und schlug dort ein wie eine Bombe.
An der Seite des Brasilianers Murillo sorgt der Serbe hinten für Stabilität. "Viele Leute sprechen über Elliot Anderson und Morgen Gibbs-White (Mittelfeldspieler, d. Red.), und das zurecht. Aber ich bin auch sehr beeindruckt von den beiden Innenverteidiger, Milenkovic und vor allem Murillo. Sie spielen großartig", erklärt der britische Eurosport-Reporter Pete Sharland.
Dem England-Kenner zufolge ist "die Verteidigung der Schlüsselbereich für Forest in dieser Saison". Das belegt auch ein Blick auf die blanken Zahlen. Mit nur 20 Gegentreffern stellt Nottingham gemeinsam mit dem FC Liverpool die zweitbeste Defensive der Premier League, einzig der FC Arsenal (19) ist noch besser.
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Starker Abwehrverbund: Nikola Milenkovic (l.) und Murillo.

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Liverpool-Coach Slot adelt "Tricky Trees"

Forest-Teammanager Espírito Santo verdiene "Anerkennung für die Art und Weise, wie er es schafft, seine Mannschaft schwer knacken und schlagen zu lassen", betont Sharland: "Das ist eines der Dinge, die wir oft bei Nuno gesehen haben. Er festigt seine Teams immer, wenn er sie übernimmt."
Nicht nur zu sehen, sondern auch zu spüren bekommen hatten das die Liverpooler im Topspiel am Dienstag. Beim 1:1 (0:1) im City Ground verzweifelte die Elf von Reds-Coach Arne Slot am dicht gestaffelt Defensivverbund der Gastgeber und dem glänzend aufgelegten Keeper Matz Sels.
Auch im zweiten Premier-League-Duell in dieser Saison verpasste Liverpool damit drei Punkte. Am vierten Spieltag hatte es gegen die "Tricky Trees" sogar eine 0:1-Niederlage gegeben - die bislang einzige Ligaschlappe unter Jürgen-Klopp-Nachfolger Slot.
"Wir sollten enttäuscht sein", hatte der 46-Jährige hinterher gesagt, dem aufmüpfigen Gegner allerdings seinen höchsten Respekt gezollt. Dabei erhob er den Underdog sogar zu einem Konkurrenten im Titelkampf.

Bei der Torausbeute Luft nach oben

Slot zufolge stehe Nottingham nicht aus Glück dort, "wo sie stehen. Sie hatten auch schon schwierige Spiele, bei United, bei City, zweimal gegen uns. Sie haben bewiesen, dass sie ein Team sind, das ganz oben mitspielen kann. Wenn ihre Spieler fit bleiben, glaube ich nicht, dass sie noch viele Punkte verlieren werden."
Nottinghams letzte Niederlage datiert vom 14. Spieltag bei Manchester City (0:3). Anschließend jedoch eilten Espírito Santos Überflieger von Erfolg zu Erfolg, sieben Siege in Serie standen zu Buche - darunter der erste Auswärtscoup bei Manchester United (3:2) seit 30 Jahren oder das 2:1 gegen Champions-League-Teilnehmer Aston Villa.
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Chris Wood schultert einen Großteil der Offensiv-Last bei Nottingham

Fotocredit: Getty Images

Zwar riss die beeindruckende Siegesserie zuletzt gegen Liverpool. Das Remis jedoch war zweifellos ein Punktgewinn und kein -verlust für Forest.
Dass das Überraschungsteam seinen Höhenflug auch in den kommenden Wochen fortsetzt, dafür scheint vieles zu sprechen - trotz der offensiv nicht ganz so ergiebigen Torausbeute. So stellen die bis dato erzielten 33 Treffer den Negativwert in den Top Ten der Tabelle dar, wenngleich Sturm-Routinier Chris Wood (14 Tore) vorne bislang auf ähnlichem Niveau überzeugt wie Milenkovic und Co. hinten.

Hält Forest die Verfolger auf Abstand?

Sollten die "Tricky Trees" weiter so auftrumpfen, könnte das Polster auf Platz sechs, den ersten Nicht-Champions-League-Rang, sogar noch anwachsen. Dort liegt aktuell der FC Chelsea mit schon sieben Punkten Rückstand auf Forest.
Nottingham und die Königsklasse - was vor der Saison wie ein Fiebertraum der Fans wirkte, scheint nun also mehr und mehr Kontur anzunehmen.
"Ehrlich gesagt, halte ich das durchaus für möglich", meint auch Eurosport-Reporter Sharland. Zwar könnten Teams wie Chelsea oder City, die derzeit "zu kämpfen haben", durchaus noch nach oben klettern: "Aber werden es beide? Es ist möglich, aber auch keine Garantie."
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Quelle: Perform


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