Manchester City im Umbruch - die schwierige Suche von Trainer Pep Guardiola nach einer eigenen Identität des Premier-League-Riesen
VonThomas Gaber
Update 16/07/2025 um 13:05 GMT+2 Uhr
Nach einem Jahr ohne Titel ist für Manchester City auch das Unternehmen Klub-WM krachend gescheitert. Verdiente Spieler haben den Verein bereits verlassen, weitere sollen folgen. Pep Guardiola bastelt in seiner zehnten Saison als City-Coach am neuen Kader - wie immer mit prall gefülltem Portemonnaie. Doch die Mannschaft geht ohne Identität und mit einem Wettbewerbsnachteil in die neue Saison.
Pep Guardiola (l.) geht in seine zehnte Saison als Trainer von Manchester United
Fotocredit: Getty Images
Pep Guardiola tauchte für einen Moment ins Teenager-Leben ein. An der Seite seiner Tochter Maria schmetterte der Coach von Manchester City inbrünstig die Oasis-Hymne "Don't Look Back in Anger" mit und hielt dabei stilecht und handelsüblich sein Smartphone Richtung Bühne.
Das Homecoming-Konzert von Oasis im Heaton Park von Manchester am 11. Juli war ein Pflichttermin für den Fan der englischen Band. Guardiola fand unfreiwillig Zeit - das Sommerziel, in den USA Klub-Weltmeister zu werden, hatte er mit seiner Mannschaft krachend verfehlt durch ein peinliches Achtelfinal-Aus gegen den Saudi-Klub Al-Hilal.
Guardiola ließ sich die gute Laune an diesem lauen Sommerabend auch nicht verderben, als die Menge die Aussage von Oasis-Leadsänger und City-Anhänger Liam Gallagher, Guardiola sei der "größte Trainer aller Zeiten", mit Pfiffen und Buhrufen quittierte.
Es war eine willkommene Abwechslung für den spanischen Trainer nach einer verkorksten Saison mit City und dem Reinfall bei der Klub-WM.
340 Millionen Euro Ablöse für sieben Spieler
Die englische Presse war nach der 3:4-Pleite gegen Al-Hilal - wie üblich - wenig zimperlich mit den Skyblues umgegangen. Der "Mirror" schrieb von einer "Erniedrigung", die "Daily Mail" titelte mit dem "Saudi-Schock" und ätzte: "City stand vor einer offenen Tür, doch anstatt hindurchzugehen, stolperten die Spieler über ihre Schnürsenkel und landeten mit dem Gesicht auf dem Boden."
Dabei hatte City im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Topklubs die Mini-Transferphase Anfang Juni voll ausgekostet und mal eben 130 Millionen Euro locker gemacht für die Neuzugänge Tijjani Reijnders (zentraler Mittelfeldspieler vom AC Milan), Rayan Aït-Nouri (Linksverteidiger von den Wolverhampton Wanderers) und Rayan Cherki (rechter Flügelspieler von Olympique Lyon).
Rechnet man die Ausgaben aus dem letzten Wintertranferfenster für vier Spieler (u.a. Omar Marmoush von Eintracht Frankfurt) dazu, kommt City auf 340 Millionen Euro. Geld spielt bekanntlich keine Rolle für den Scheich-Klub, erst recht nicht nach dem am Dienstag verkündeten neuen Ausrüsterdeal. Für die Verlängerung bis 2035 zahlt der Sportartikelhersteller Puma 1,15 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Borussia Dortmund kassiert von der gleichen Firma bis 2034 "nur" 350 Millionen Euro.
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Guardiola versteht Klopp-Ärger über Klub-WM
Quelle: Perform
Grealish, Gündogan, Stones: Guardiola will ausmisten
Das Verhältnis zwischen Investitionen und dem sportlichen Erfolg passt bei City aber nicht (mehr) zusammen. Die Saison 2024/25 endete erstmals seit Guardiolas Premierenjahr in Manchester 2016/17 titellos, verbunden mit einer ungewöhnlichen Pleitenserie (neun in zwölf Spielen) im November/Dezember 2024.
Im Ringen mit den rivalisierenden Golfstaaten Katar und Saudi-Arabien war die Niederlage gegen Al-Hilal für die Klubbesitzer aus Abu Dhabi besonders schmerzlich.
Seit Guardiola bei City ist, zählte der Klub stets zu den Topfavoriten auf den Gewinn der großen Titel. Das ist in diesem Jahr anders. Die Mannschaft befindet sich im Umbruch. City-Urgestein Kevin De Bruyne hat sich der SSC Neapel angeschlossen, Kyle Walker spielt künftig für den FC Burnley.
Jack Grealish, der dem Klub 2022 100 Millionen Euro Ablöse wert war, darf Manchester angeblich für 40 Millionen Euro verlassen. Laut "The Athletic" stehen sechs weitere Spieler zum Verkauf, darunter Ilkay Gündogan, John Stones und Mateo Kovačić. Die Zugänge Reijnders, Aït-Nouri und Cherki haben viel Geld gekostet, große Namen sind jedoch nicht dabei.
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Angeblich auf dem Abstellgleis bei City: Ilkay Gündogan und John Stones
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Wettbewerbsnachteil im Vergleich zu Liverpool und Arsenal
Guardiola wollte die Klub-WM ursprünglich nutzen, um "zu dem zurückzufinden, was wir einmal waren". Eine kaum aufzuhaltende Maschine, die noch 2023 als Triplesieger über den Dingen stand. "Dieser Plan ist gescheitert. City und Guardiola sind weiter auf der Suche nach ihrer Identität", kommentierte der "Mirror".
Die durch die Teilnahme an der Klub-WM verkürzte Vorbereitung auf die neue Saison lässt die Experten auf der Insel zusätzlich zweifeln. "Die City-Spieler hatten gerade mal fünf Tage frei vor dem Trip in die USA. Arsenal und Liverpool haben einen klaren Vorteil, weil sie im Gegensatz zu City quasi drei Wochen Vorbereitungszeit gewonnen haben", sagte Ex-Profi Gary Neville in seinem Podcast.
Zu Beginn des Turniers hatte Guardiola einmal mehr die Strapazen angeprangert und vor einer negativen Langzeitwirkung für sein Team gewarnt: "Ich versuche nicht daran zu denken, sonst würde ich mich zu sehr aufregen. Vielleicht fragen Sie mich im November, Dezember, Januar. Vielleicht sage ich dann: 'Hört zu, das ist eine Katastrophe. Wir sind erschöpft. Die WM hat uns zerstört.'"
Insofern hatte das frühe Aus doch etwas Positives. Manchester City war zwei Wochen früher zu Hause als geplant - und Guardiola durfte wieder mal Teenager sein.
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Williams erklärt Bilbao-Verbleib: "Verein meines Lebens"
Quelle: Perform
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