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David Alaba bleibt sich selbst bei Real Madrid treu: Mr. Teflon lässt Kritik abperlen

Dennis Melzer

Update 21/11/2023 um 16:01 GMT+1 Uhr

David Alaba verließ vor zwei Jahren seine Komfortzone beim FC Bayern München, wagte in Madrid ein neues Karriere-Abenteuer. Bei den Königlichen ist er unter Trainer Carlo Ancelotti gesetzt. Zuletzt war der österreichische Nationalspieler aber nicht mehr gänzlich unumstritten, die spanische Presse ging bisweilen hart mit ihm ins Gericht. Doch Mr. Teflon bleibt sich weiterhin treu.

David Alaba von Real Madrid

Fotocredit: Getty Images

David Alaba war nie ein Lautsprecher, vermeidet seit jeher, mit polarisierenden Aussagen aufzufallen.
Clever auf der einen Seite, immerhin weiß der Österreicher um die Mechanismen im Zirkus namens Profi-Fußball. Jedes Wort wird auf die metaphorische Goldwaage gelegt, im Zweifel gegen einen verwendet.
Andererseits könnte man Alaba seine Zurückhaltung als Leisetreterei auslegen. Letzteres tat sein ehemaliger Nationalmannschaftskollege Martin Hinteregger im Sommer – und wählte für seine Kritik drastische Worte.
"Alle, die ich kenne, sagen zu allem Ja und Amen", klagte der selbsternannte Klartext-Redner Hinteregger im Gespräch mit dem Magazin "profil". Als Paradebeispiel nannte er Alaba. "Das ist der perfekte Profi, er ist richtig gescheit. Aber ich frage mich immer, warum Journalisten ihn überhaupt interviewen wollen – da kann man ja gleich die Zirbe (Zirbelkiefer, Anm. d. Red.) da hinten interviewen."

Alaba vs. Hinteregger: "Habe Vorbildfunktion"

Der Vergleich mit einem Baum war neu, Hintereggers Kritik an Alaba nicht. "David Alaba sagt seit zehn Jahren nach dem Spiel die gleichen Sachen. Ist okay, aber das ist halt nicht seine Meinung", erklärte er wenige Monate zuvor in der TV-Sendung "RIESENrad-Sportgrößen im Waggon 28". Hinteregger selbst habe es anders gehandhabt, sei regelmäßig auf Konfrontationskurs gegangen.
Und wie reagierte Alaba auf den Spott? Zunächst war viel Schweigen im Zirbenwalde. Mit einigen Wochen Abstand ging der gebürtige Wiener aber dann doch auf die Vorwürfe ein. "Normalerweise reagiere ich auf solche Dinge nicht, aber ich glaube, ich kann dazu schon mal etwas sagen ...", leitete er gegenüber "Sport Bild" ein. "Ich bin seit über zehn Jahren, ob bei Bayern oder Real, Führungsspieler und habe im Gegensatz zu ihm damit verbunden eine spezielle Vorbildfunktion und meine Worte eine gewisse Bedeutung."
Dementsprechend achte er in der Öffentlichkeit "etwas mehr" auf seine Sätze. Ein verhältnismäßg spitzzüngiger Konter.
Letztlich moderierte Alaba die Giftpfeile aber – ganz Alaba-like – gekonnt weg, ließ das Öl im Feuer wie eine hochwertige Teflonpfanne abperlen. Neben seinen fußballerischen Fertigkeiten eine weitere Qualität, die dem mittlerweile 31-Jährigen auch zuletzt geholfen haben dürfte. Denn: Unlängst sah sich Alaba auch aus sportlicher Sicht mit Kritik konfrontiert.

Alaba nach Derby in der Kritik

Besonders ergiebig fiel diese nach der 1:3-Niederlage Real Madrids gegen den Stadtrivalen Atlético Ende September aus. Die spanische Presse, traditionell nicht zimperlich, schoss sich auf Alaba ein. "Das war wahrscheinlich sein schlechtestes Spiel für Madrid", befand die "as": "Beim ersten Tor leistete er sich einen katastrophalen Fehler. Das war unerklärlich – und beim zweiten Tor gab es ein Déjà-Vu. Ein verhängnisvoller Abend für ihn."
Die Sportzeitug "Marca" kam zu einem ähnlichen Urteil: "Er war bei allen Toren schlecht, verlor seine Gegner ständig aus den Augen." Die "Mundo Deportlivo" hatte ein "schreckliches Spiel" von Alaba gesehen. Der Innenverteidiger kroch kurz nach der bitteren Pleite virtuell zu Kreuze.
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David Alaba erlebte gegen Atlético einen Abend zum Vergessen

Fotocredit: Getty Images

"Madridistas, wir haben alle deutlich mehr erwartet. Das war nicht unser Spiel, das war nicht mein Spiel", schrieb er bei "X". Er schob nach: "Wir haben Euch im Stich gelassen, aber wir werden zurückschlagen und zeigen, was Real Madrid ist."
Alaba sollte recht behalten. Seit jenem verhängnisvollen Derby-Abend verloren die Königlichen kein Spiel mehr, blieben zehnmal in Serie ungeschlagen (acht Siege, zwei Niederlagen). Alaba kam dabei allerdings nur fünfmal zum Einsatz, drei Partien verpasste er aufgrund von Adduktorenproblemen, in der Champions League saß er darüber hinaus zweimal hintereinander 90 Minuten lang auf der Bank.
Es könnte also der Eindruck entstehen, dass der langjährige Bayern-Star in der spanischen Hauptstadt unter Carlo Ancelotti nicht mehr völlig unumstritten ist – obwohl mit Éder Militao (Kreuzbandriss) ein potenzieller Konkurrent langfristig pausieren muss. Genährt wurde der Anschein vom Online-Medium "El Nacional", das kürzlich von einem möglichen Alaba-Abgang berichtete.

Real-Boss angeblich unzufrieden

Demnach sei Real-Präsident Florentino Pérez unzufrieden mit den schwankenden Leistungen des Defensivspezialisten, für 40 Millionen Euro würde der spanische Rekordmeister Alaba (Vertrag bis 2026) angeblich ziehen lassen. Zur Einordnung: "El Nacional" ist in Barcelona beheimatet, das Alaba-Gerücht tauchte wenige Tage vor der Partie zwischen dem FC Barcelona und Real auf. Eine kleine Derby-Zündelei.
Die Blancos behielten zwar dank zweier Treffer von Jude Bellingham (68., 90.+2) mit 2:1 die Oberhand, beim Gegentor durch Ilkay Güngogan (6.) machte Alaba jedoch eine unglückliche Figur. Insgesamt spielt Alaba vielleicht keine überragende, aber eine solide Saison. Dass die Verantwortlichen – wie von "El Nacional" skizziert – aber derart enttäuscht vom Routinier sein sollen, erscheint mindestens fragwürdig.
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David Alaba

Fotocredit: Getty Images

Österreichs reichweitenstärkstes Medium, namentlich die "Kronen Zeitung", wollte die kritischen Meldungen aus Katalonien über Exportschlager Alaba offenbar nicht unkommentiert stehenlassen und zog einen namentlich nicht genannten "Spanien-Insider" zurate. "El Nacional ist völlig unbedeutend, das nimmt niemand ernst. Alaba ist und bleibt bei Real ein absoluter Leader, der im Verein und in der Mannschaft ungemein geschätzt wird", wurde besagter Insider zitiert.

Rückkehr zum FC Bayern? Alaba bleibt Alaba

Die Leader-Rolle nimmt Alaba als Kapitän auch in der Nationalmannschaft ein, am Dienstagabend (20:45 Uhr im ) trifft er mit seinem Team auf die deutsche Auswahl, die mit etlichen Alaba-Kumpels aufwartet. "Wir müssen uns vor niemandem verstecken. Auf der anderen Seite kennen wir die Stärken der Deutschen", sagte er auf einer Pressekonferenz. Er ergänzte: "Sie haben Weltklasse-Spieler und sind auch als Team gefährlich."
Daran hätten auch die jüngsten Negativergebnisse des DFB-Teams nichts geändert. Eine diplomatische Einschätzung. Typisch Alaba. Als er erwartungsgemäß auf eine Rückkehr zum FC Bayern angesprochen wurde, gab der dreimalige Champions-League-Sieger einmal mehr den Verbaleskapisten.
"Ich fühle mich in Madrid wirklich sehr wohl, ich habe ganz klare Ziele, die ich natürlich auch verfolgen möchte. Deshalb sind meine Gedanken nirgendwo anders", sagte er. Ein Bekenntnis zum jetzigen Arbeitgeber, ohne etwaige Zukunftsszenarien auszuschließen.
Mr. Teflon bleibt seiner Linie treu. Clever.
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