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Franck Ribéry und der dritte Frühling in Florenz: Neue Rolle bringt den Kick

Florian Bogner

Update 30/09/2019 um 13:32 GMT+2 Uhr

Franck Ribéry wird beim Auswärtssieg des AC Florenz in der Serie A beim AC Milan (3:1) als Matchwinner gefeiert - nicht nur von den eigenen Fans. Trainer Vincenzo Montella ist voll des Lobes, hat aber auch selbst einigen Anteil am dritten Frühling des 36 Jahre alten Franzosen. Die leidenschaftlichen Tifosi geben Ribéry derweil den Extra-Boost für seine Glanzleistungen in Serie.

Franck Ribéry - AC Florenz

Fotocredit: Getty Images

Und plötzlich erhob sich sogar ein Teil der Milan-Fans. Als Franck Ribéry am Sonntagabend in der 89. Minute für die Associazione Calcio Firenze Fiorentina im Guiseppe-Meazza-Stadion das Feld verließ, wurden ihm stehende Ovationen entgegengebracht.
Kein Wunder: Ribéry, 36, hatte dem Spiel zuvor seinen persönlichen Stempel aufgedrückt. Der Reihe nach: ein bestechendes Solo beschwor die Florenzer Führung herauf (14.), in der 78. Minute steuerte der Franzose selbst nach einem frechen Haken im Strafraum das 3:0 bei.
Dazwischen hatte er die Milan-Spieler derart entnervt, dass ihn Mateo Musacchio nur rotwürdig stoppen konnte (55.).
Der Milan-Innenverteidiger hatte ihn - ähnlich der Szene mit Jorge Meré beim Spiel zwischen dem 1. FC Köln und Hertha BSC - nahe der Mittellinie mit gestrecktem Fuß am Schienbein getroffen.

Franck Ribéry glänzt in neuer Rolle

"Ribéry war einfach umwerfend. Er hat den Applaus des ganzen Stadions verdient", schwärmte sein Trainer Vincenzo Montella nach dem 3:1-Erfolg vom quietschfidelen 36-Jährigen.
Ein Teil des Beifalls darf Montella aber durchaus für sich selbst verbuchen. Denn so wie Montella Ribéry spielen lässt, konnte sich der Franzose in der Serie A neu erfinden.
Nach einem Fehlstart mit zwei Niederlagen stellte der Coach auf 3-5-2 um - mit den eigentlichen Flügelstürmern Ribéry und Federico Chiesa im vordersten Angriff.
Der Kniff ging voll auf: Ribéry gehörte seitdem in jedem Spiel zu den Besten der Viola, mit acht Zählern auf vier Partien hat sich die Fiorentina in der Tabelle ins Mittelfeld vorgearbeitet.

Schlüsselszene gegen Cristiano Ronaldo

"Ja, ich bin alt, aber ich fühle mich auf dem Platz jung", sagte Ribéry nach dem Auswärtssieg in Mailand:
Ich war hungrig, als ich nach Florenz kam, und es begeistert mich, dass es das junge Team so gut macht.
Die Herzen der Viola-Fans hat Ribéry bereits im Sturm erobert. Eine Schlüsselszene: Als er beim 0:0 bei Juventus Turin nach einem eigenen Ballverlust über das halbe Feld zurücksprintete, um niemand geringerem als Cristiano Ronaldo den Ball abzunehmen.
"Phänomen, Phänomen", skandierten die Fiorentina-Fans anschließend frenetisch, als Ribéry später das Spielfeld verließ. Rocco Commisso, der neue Klub-Eigner, jubelte danach euphorisch: "Haben Sie Ribéry mit 36 gesehen? Er hat besser gespielt als Cristiano Ronaldo!"

Von wegen nur ein Marketing-Gag

Sportdirektor Daniele Pradè klopft sich seither wohl regelmäßig selbst auf die Schulter, den Franzosen zwar ablösefrei, aber auch für ein fürstliches Gehalt verpflichtet zu haben.
"Einige dachten vielleicht, Ribérys Verpflichtung sei nur eine Marketing-Aktion gewesen, aber er zeigt, dass es nicht so ist. Ribéry ist ein großartiger Spieler und ein Vorbild für die Jüngeren", sagte Pradè bereits in Turin und fügte vergangene Woche gegenüber "Brivido Sportivo" an:
Jedes Mal wenn ich ihn sehe, wie er jüngeren Teamkollegen Anweisungen gibt, fühle ich mich gerührt. Champions wie er erhöhen das Niveau aller Spieler in der Mannschaft. Alle Spieler verbessern sich allein durch seine Anwesenheit.

Franck Ribéry mit drei Torbeteiligungen in Folge

Seinen dritten Frühling hat der Franzose seit Turin mit je einer Torbeteiligung in den drei folgenden Spielen gegen Atalanta Bergamo (2:2), Sampdoria Genua (2:1) und eben in Mailand fortgesetzt.
"Ribéry ist ein Spieler, für den die Zeit stillsteht", schrieb die Sporttageszeitung "Tuttosport" nach der glorreichen Nacht von San Siro.
"Ribéry - wie ein Tenor an der Scala: Applaus auf offener Bühne", kommentierte der "Corriere dello Sport": "Ribéry flößt der Mannschaft Vertrauen ein und bringt sie auf Erfolgskurs."
"Es kommt selten vor, dass ein Gegner in der Giuseppe-Meazza-Arena derart gefeiert wird", fasste die "Gazzetta dello Sport", die Ribéry die Bestnote aller Spieler gab, zusammen. Die renommierte rosa Sporttageszeitung hatte nach dem 2:1 gegen Samp schon geschrieben, Ribéry sei "ein Zauberer, der den Kaviar verteilt".

Extra-Boost durch die Tifosi

Ribéry sorgt im Trikot der Fiorentina vor allem mit immenser Laufbereitschaft für Furore. In seiner neuen Rolle kommt ihm dabei jedoch entgehen, dass er den Ball weiter vorne in den Fuß oder Lauf gespielt bekommt, und er nicht mehr, wie oft beim FC Bayern, von der Mittellinie zu Sprints antreten muss.
Die Tifosi geben ihm dabei offenbar einen Extra-Boost. "Ich mag die Menschen und die Mentalität - und insbesondere mag ich diese Atmosphäre", sagte Ribéry vor kurzem: "Wenn die Fans glücklich sind, bin ich es auch."
Dass Florenz gut passen könnte, hatte sich Luca Toni bereits gedacht. Ribérys Ex-Partner aus Bayern-Tagen erklärte bei "Sport1": "Ich glaube, dass er gut dahin passt, weil die Tifosi sehr leidenschaftlich sind. Franck brauchte diese starken Gefühle, deswegen ist der Wechsel zur Fiorentina auch perfekt für ihn."
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Ribéry von Fans in Florenz frenetisch empfangen

Ribéry könnte in Lila "seinen Spaß am Fußball ausleben"

Ein Laster aus alten Bayern-Tagen kam jedoch auch schon in Florenz zum Tragen: Ribérys Aversion gegen Auswechslungen. Hier musste Montella schon die Wogen glätten. Zur Presse meinte der 45 Jahre alte Coach jedoch schlau: "Es ist schön zu sehen, wenn ein Spieler durchspielen will."
Und noch schöner, wenn er so entscheidend agiert, dass sogar die Fans der Gegner klatschen.
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