AS Roma - José Mourinho: Die Gründe für den Roma-Absturz unter "The Special One"

Jonas Klinke

Update 19/11/2021 um 13:01 GMT+1 Uhr

Im September grüßte Trainer José Mourinho mit der AS Roma in der Serie A von der Tabellenspitze. Inzwischen ist der Klub nur noch Sechster und es herrscht Tristesse und Frust. Seit der 1:6-Blamage in der Conference League beim FK Bodö/Glimt geht es für die Roma und ihren Star-Trainer bergab. Der öffentliche Druck auf den Portugiesen nimmt zu und das liegt nicht nur am sportlichen Misserfolg.

José Mourinho - AS Rom

Fotocredit: Getty Images

José Mourinho erklärte zuletzt im chinesischen TV, dass er sich inzwischen nicht mehr als "The Special One", sondern eher "The Experienced One" nenne würde: "Denn im Grunde ist alles, was mir jetzt im Fußball passiert, ein Déjà-vu. Es ist etwas, das mir schon einmal passiert ist."
Doch auch für ihn hat der Fußball immer noch ein paar Überraschungen parat. So wie am 21. Oktober dieses Jahres.
Aspmyra-Stadion Bodö, Norwegen. Conference League. Mourinho reist mit seiner AS Rom nach zwei Siegen aus den ersten beiden Spielen als Tabellenführer in den hohen Norden und es ist eigentlich völlig klar, dass seine Römer dort den dritten Dreier holen werden.
Der Kader des FK Bodö/Glimt hat gerade einmal einen Marktwert von 14,6 Millionen Euro, Rom ist 429,25 Millionen Euro wert und hatte am Sonntag zuvor in der Serie A Tabellenführer SSC Neapel ein 0:0 abgetrotzt. Was soll schon schief gehen?
Der Ausgang ist bekannt. Es folgte das "Wunder von Bodö", das für Mourinho zu einem großen Albtraum wurde: 1:6 - die totale Blamage.

Von der Anfangseuphorie um Mourinho ist nichts mehr übrig

Dieses Debakel von Bodö steht sinnbildlich für die Entwicklung des Hauptstadt-Klubs in den vergangenen Wochen. Von der anfänglichen Euphorie um Mourinho, der bei seiner Ankunft im Sommer von einigen Römer Fans als "Papst" begeistert empfangen wurde und mit dem Klub nach dem 3. Spieltag gar von der Tabellenspitze grüßte, ist nichts mehr übrig geblieben.
In der Liga gab es Anfang November eine 2:3-Niederlage gegen den Tabellen-16. FC Venedig, die Giallorossi (dt. "die Gelb-Roten") rutschten auf Rang sechs ab. In der Conference League kam man im Rückspiel gegen Bodö/Glimt zuhause nur zu einem 2:2. Mourinhos Status bröckelt gewaltig. Was ist da nur passiert?
"Ich denke, die schwere Niederlage gegen Bodö/Glimt war der Wendepunkt für Mourinho. Während und nach diesem Spiel hat Mourinho mehrere Spieler wie Borja Mayoral, Gonzalo Villar und Marash Kumbulla abgesetzt und teilweise die Kontrolle über die Mannschaft verloren", sagt Simone Pace von Eurosport Italien.
Danach holte Rom aus den nächsten fünf Spielen nur noch einen Sieg (gegen den Tabellen-19. Cagliari Calcio). "Sicherlich war auch ein bisschen Pech dabei, aber der Mourinho von heute ist nicht mehr der selbstbewusste Trainer wie zu Saisonbeginn", analysiert Pace weiter.
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Bodö/Glimt jubelt (im Hintergrund), José Mourinho schimpft - die AS Roma verlor im Oktober beim norwegischen Meister 1:6

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Mourinho kritisiert Spieler und das Roma-Management

Dies zeigte sich auch nach der Niederlage in Venedig, als Mourinho sich öffentlich über einen gegebenen Elfmeter ärgerte und gar einen Komplott witterte: "Die Regeln werden von denen gemacht, die noch nie Fußball gespielt haben, aber sie sind die Mächtigen, die entscheiden."
Ein bekanntes Muster beim Portugiesen. Sobald es nicht läuft, attackiert er gerne mal Offizielle oder auch die Medien, auch um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und den öffentlichen Druck von seinen Mannschaften zu nehmen. Doch zuletzt mussten auch die Spieler Kritik einstecken. Mit Sätzen wie "diese Mannschaft ist nicht besser als die im vergangenen Jahr" und "ich bete, dass sich kein Spieler verletzt", wird er sich im Management und bei den Spielern kaum Freunde gemacht haben.
Aus Sicht von Simone Pace muss Mourinho aufpassen: "Vor zwölf Jahren (in der Meistersaison, Anm. d. Red) war er die Seele von Inter, auf der Bank und bei den Medien. Heute jedoch kann er mit seinem Verhalten die Dinge noch mehr verkomplizieren."

Ein Sturm-Duo als Weg aus der Krise?

Insbesondere da seine Spieler aktuell wohl viel eher motivierende Worte bräuchten. Denn viele Akteure konnten ihre gute Frühform nicht halten. Bestes Beispiel ist Tammy Abraham. Der 24-jährige Stürmer kam im August für 40 Millionen Euro vom FC Chelsea und legte einen beeindruckenden Start hin: In den ersten fünf Liga-Spielen schoss er zwei Tore und legte zwei Treffer auf. In der Conference League gelangen ihm in den ersten beiden Partien jeweils ein Tor. Doch danach haperte es beim Engländer gewaltig.
Erst beim 2:3 beim FC Venedig traf er wieder. Offenbar auch dank Mourinhos Hilfe. "Mourinho braucht die Tore von Abraham und hat deshalb gegen Venedig taktisch umgestellt. Er spielte mit drei Verteidigern und zwei Stürmern (Abraham und Elmur Shomurodov, Anm. d. Red.). Meiner Meinung nach muss Mourinho bei diesem Sturm-Duo bleiben, denn Abraham machte gegen Venedig eines seiner besten Spiele mit der Roma. Zusätzlich zum Treffer zeigte er ein gutes Zusammenspiel mit Shomurodov", erklärte Pace von Eurosport Italien.
Anscheinend hat Mourinho also noch Ideen, wie er die Roma wieder in die Erfolgsspur bringen kann, auch wenn sie gegen Venedig sich noch nicht im Ergebnis ausgewirkt haben.
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Seine Tore braucht die AS Roma: Tammy Abraham

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Eurosport-Experte: "Der Verein vertraut Mourinho"

Deshalb glaubt Pace auch nicht, dass der 58-Jährige trotz des öffentlichen Drucks vor der Entlassung steht: "Trotz der jüngsten negativen Ergebnisse vertrauen Klub-Eigentümer Dan Friedkin und der gesamte Verein Mourinho und seiner Arbeit. Im Moment ist Mourinho nicht in Gefahr, entlassen zu werden."
Klar ist für unseren Kollegen von Eurosport Italien aber auch: "Wenn weitere Niederlagen kommen, wird man sich natürlich Gedanken über die Zukunft des 'Special One' machen."
Mourinho weiß das. Schließlich ist er nun ja nicht mehr nur "Special One", sondern auch "The Experienced One". Und daher sollte möglichst schnell ein Sieg her. Am besten direkt am Sonntag (20:45) beim FC Genua.
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