Drei Dinge, die beim Deutschland-Kantersieg gegen Bosnien-Herzegowina auffielen: Ein DFB-Team mit "Ära"-Potenzial

Deutschland setzt mit einem überragenden 7:0 (3:0) gegen Bosnien-Herzegowina ein Ausrufezeichen in der Nations League. Jamal Musiala und Florian Wirtz ragen aus einer exzellenten Mannschaftsleistung am Samstag in Freiburg noch heraus. Beim Team von Julian Nagelsmann läuft alles rund. Nur um den verletzt ausgewechselten Bayern-Profi Joshua Kimmich gibt es Sorgen. Drei Dinge, die auffielen.

Deutschland wieder Weltspitze? "Sind näher ran"

Quelle: Perform

Julian Nagelsmann war hochzufrieden. "Es war nahezu perfekt", lobte der Bundestrainer die deutsche Nationalmannschaft nach dem begeisternden 7:0 gegen Bosnien und Herzegowina in Freiburg bei "RTL".
Jamal Musiala riss die Fans mit seinem Führungstor nach 1:18 Minuten erstmals aus den Sitzen. Tim Kleindienst (23.) und Kai Havertz (37.) trafen ebenfalls vor dem Seitenwechsel. Mit Florian Wirtz war auch die vierte Offensivkraft aus der Startelf erfolgreich, sogar doppelt: per Flatter-Freistoß (50.) und Abstauber (57.). Joker Leroy Sané (66.) und erneut Kleindienst (79.) besorgten den Endstand.
Experte Lothar Matthäus sprach von "Traumfußball" und meinte: "Das war eines der besten Spiele, das ich von der deutschen Nationalmannschaft jemals gesehen habe."
Dass Jungstar Wirtz erstmals in seiner Profikarriere einen Freistoß direkt ins Tor schoss, schrieb sich Nagelsmann derweil ein klein bisschen auch selbst zu. "Ich habe ihn vorgestern im Training noch ein bissl kritisiert, dass er das immer trainiert, aber keiner reingeht", berichtete er: "Er hat gesagt, dass er ganz kontrolliert schießt, ich solle ruhig bleiben."
Drei Dinge, die uns in Freiburg auffielen.

1.) Dieses DFB-Team hat "Ära"-Potenzial

Die neue Ära ist angebrochen. Endgültig. Die Installierung von Bundestrainer Julian Nagelsmann, seine Herangehensweise an Taktik und Kaderzusammenstellung, die explosive Entwicklung von Musiala und Wirtz, die klare Verteilung der Rollen und die Festigung einer Spielidee im Jahr 2024 wird in der Zukunft sehr wahrscheinlich als der Start in eine neue, langersehnte starke Phase des deutschen Fußballs gesehen werden.
Die ausgezeichnete Leistung bei der Gala gegen Bosnien-Herzegowina verdeutlichte: Es passt alles zusammen. Die EM im eigenen Land war nur ein Vorgeschmack darauf, was noch kommen kann. Wie die Spieler die Philosophie von Nagelsmann leben und umsetzen, ist die Basis und wohltuende Klarheit. Weiterentwicklung gibt es offensichtlich in punkto Konterabsicherung und Gegenpressing.
"Wir haben ein unglaublich gieriges Spiel abgeliefert, auch nach den Wechseln gab es keinen Bruch. Das Gegenpressing war das beeindruckendste für mich", analysierte Nagelsmann. Zweite Bälle landeten am Samstag ausschließlich in deutschen Reihen. Konsequent wurde der Gegner schon im Spielaufbau entscheidend gestört. Mit Ball ging es direkt aggressiv nach vorne mit einstudierten Tiefenläufen und Spielwitz.
Mit diesen Mitteln ging rasend hinter die letzte Kette. Die Spieler waren schnell, der Ball lief noch schneller. Das hohe Ergebnis war komplett verdient. Auch die Breite im Kader passt, jeder spürt die Konkurrenz im Nacken und gibt alles. Es herrscht ein positives, stark leistungsorientiertes Klima in der Nationalmannschaft.
Die Haltung ist aufrecht, stolz und die Brust breit - vor allem mit Blick auf die EM 2026, aber auch die darauffolgenden großen Turniere. Dieses Team mit dieser Idee hat das Potenzial, eine Ära zu prägen wie die "goldene Generation" der Spanier (2008 bis 2012). Auch diese haben natürlich nicht geschlafen in den vergangenen Jahren und war im Sommer noch ein Stück weiter als Deutschland.
Doch der Abstand zu dieser Top-Nation schrumpft stetig. Ist Deutschland schon wieder Weltspitze? "Wir sind dabei!", antwortete "RTL"-Experte Lothar Matthäus. Der muss es schließlich (auch) wissen.

2.) Oh, wie schön ist Wusiala

Was können wir uns als deutsche Fußball-Nation glücklich schätzen, solche Schätze wie Musiala und Wirtz in unserer Mannschaft zu haben. Sind sie in Top-Form, nicht angeschlagen und spielen sich gegen einen durchschnittlichen Gegner wie Bosnien-Herzegowina in einen Rausch, scheinen sie unaufhaltbar - "Wusiala" ohne Limit.
"Für mich geht es wie beim Kopfball um die richtige Positionierung. Das trainiere ich. Es hat Spaß gemacht", sagte Musiala. Während der Bayer von Jahr zu Jahr im Profi-Bereich kompletter wird und jetzt sogar sein Kopfballspiel perfektioniert hat, beweist Bayer-Profi Wirtz, was für ein "Zocker" er ist.
Seine Vorarbeit zum 3:0 für Havertz, sein frecher Freistoß zum 4:0 mit überragender Technik, sein verschmitzter Blick danach: Jeder Fan muss diese Kombination mögen. Selbst wenn wie in Freiburg passiert, ausnahmslos alle Deutschen ein sehr gutes Spiel zeigen, stechen diese zwei Zauberfüße noch heraus.
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Neu entdecktes Kopfballungeheuer: Jamal Musiala

Fotocredit: Getty Images

Auch wer in der Vergangenheit Zweifel hatte, Musiala und Wirtz funktionierten nicht zusammen in einem Team, sieht sich mittlerweile getäuscht. Das passt sogar überragend gut. Denn auch menschlich passt es. Sie haben keine Allüren, keine Eifersucht, begreifen sich nicht als Superstars und geben sich auch nicht so.
Im Gegenteil: Sie entwickeln sich stetig weiter und bestechen durch fußballerische Intelligenz. Sie machen wie einst beim FC Bayern den Unterschied wie Franck Ribéry und Arjen Robben. Redet der Gegner von Deutschland, kommt er an "Wusiala" gedanklich nicht vorbei.
Dass sie Deutschlands Faustpfand für die EM 2026 sind, ist klar. Lothar Matthäus brachte es in seiner Rolle als "RTL"-Experte auf den Punkt: "Sie sind die Hoffnungsträger für die nächsten 15 Jahre."
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Florian Wirtz strotzte vor Spielfreude

Fotocredit: Getty Images

3.) Belastungssteuerung-Herzegowina

Okay, das Team von Sergej Barbarez befindet sich in einem Prozess der Wandlung. Doch der Weg für den Trainer und sein Team ist noch sehr weit, will es zu den Top-Mannschaften in Europa aufschließen. Noch immer hat Barbarez als Nationaltrainer keinen Sieg verbucht - und am Samstag wurde einmal mehr deutlich, warum das so ist.
Kompakt und kämpferisch sollten die Bosnier auftreten, das Zentrum verdichten und die Außen nicht an den Ball lassen. Doch schon mit dem Rückstand in der zweiten Minute brach die Moral ein - und das Konzept damit auch. Das spricht nicht für ein gefestigtes Team.
Routinier Edin Dzeko, der eventuell noch ein bisschen Ruhe hätte ausstrahlen können, saß zu Beginn zudem noch auf der Bank. In der Offensive regierte "König Zufall". Der 34-jährige Ermin Bicakcic, derzeit bei Eintracht Braunschweig in der 2. Bundesliga aktiv, war ebenso überfordert mit den deutschen Angriffswellen wie seine zahlreichen Nebenmänner in der Defensive.
Die Fünferkette ließ sich wiederholt komplett auseinanderziehen, von Tiefenläufen düpieren, von Geschwindigkeit abhängen. In der Abwehr fehlte nicht nur die Überzeugung, sondern schlicht Qualität. So wurde Bosnien-Herzegowina in Freiburg schnell zu "Belastungssteuerung-Herzegowina", optimal für Deutschland, das schon in der ersten Halbzeit mit dem 3:0 alles klarmachte und in der zweiten Halbzeit ab der 58. Minute beim Stand von 5:0 reichlich Wechsel vornehmen konnte.
Die Klubs werden es diesem schwachen Gegner danken. Nur Kapitän Kimmich blieb länger auf dem Feld und musste in der 73. Minute verletzt ausgewechselt werden. Der Motor des FC Bayern gab nachher aber Entwarnung ("nur eine Vorsichtsmaßnahme").
Insgesamt bleibt mit Blick auf "BiH" festzuhalten: Barbarez, das war und ist (noch) nix.
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Nagelsmann nach 7:0: "Ich bin kein Heilsbringer"

Quelle: Perform


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