Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

3 Dinge, die bei Aserbaidschan-Deutschland auffielen: Joachim Löw und Jens Lehmann uneins

Johannes Mittermeier

Update 28/03/2017 um 08:41 GMT+2 Uhr

Die deutsche Nationalmannschaft schafft beim 4:1 (3:1) gegen Aserbaidschan den fünften Sieg im fünften Qualifikationsspiel, die WM 2018 in Russland rückt nahe. Bernd Leno feiert ein Pflichtspieldebüt ohne persönliche Auszeichnung - die staubt André Schürrle ab. Derweil können sich Bundestrainer Joachim Löw und TV-Experte Jens Lehmann nicht einigen: War die Leistung nun überzeugend oder nicht?

Joachim Löw

Fotocredit: Imago

1. Leno: Debüt ohne Dekoration

Kalt war's in Baku, es wehte ein steifer Wind, doch die deutsche Nationalmannschaft ließ keine Frischluft in jene Bücher, die von Blamagen gegen sogenannte "Fußballzwerge" berichten. Anders war in Aserbaidschan trotzdem etwas: der Torwart Bernd Leno in einem Pflichtspiel, es war nämlich sein erstes fürs DFB-Team.
Im Test gegen England (1:0) stand noch Marc-André ter Stegen zwischen den Pfosten, Manuel Neuer fehlte ja wegen Wadenproblemen, weshalb Jens Lehmann - früher Nationalkeeper, heute "RTL"-Experte - in die Runde fragte: "Was würde Joachim Löw machen, wenn Neuer bei einem Turnier ausfällt?"
Oliver Bierhoff - früher Nationalstürmer, heute Nationalmannschaftsmanager - gab die diplomatischste aller Antworten: "Jeder Torhüter hat seine Qualitäten. Es wäre eine schwierige Wahl, aber wir hoffen natürlich, dass wir nie vor sie gestellt werden."
Diesmal also Leno, der chancenlos war, als ihn der Auer Zweitligaprofi Dimitri Nasarow überwand (31. Minute). Einigermaßen unglücklich lief's dennoch, da eine DFB-Rekordserie stoppte, nach 678 gegentorlosen Minuten.
Bei Leno fiel auf, dass er nicht auffallen konnte. Afran Ismailow zielte daneben (42.), gegen Nasarow verkürzte er geschickt den Winkel (53.). Es war kein Debüt für Dekorationen, trotz mutiger Hausherren. Bereits zur Halbzeit lobte Lehmann mit Blick auf deren Coach Robert Prosinecki: "Aserbaidschan hat fußballerisches Potential, einen Trainer, der selber gut Fußball spielen konnte, und macht es somit attraktiv."

2. Schürrle, Müller und der DFB-Luftkurort

André Schürrle und Thomas Müller - früher zuverlässige Schützen, heute oft Jäger ohne Tor - nutzten den Auftritt im Luftkurort DFB-Team, um vermisste Abschlussqualitäten zu demonstrieren. Erstmals seit Oktober 2015 dufte der Dortmunder Schürrle in einer deutschen Startelf ran, und Lehmann unkte:
Bei seinem Potential hätte er viel häufiger von Anfang an spielen müssen. Heute sollte der Beginn einer guten Entwicklung sein.
Lehmann, der Prophet? Schürrle war nicht nur der eifrigste Deutsche - er war der Beste. In der 19. Minute glückte ihm sein erstes Länderspieltor seit Juni 2015, kurz nach Nasarows Ausgleich bediente er Müller mit einem Schnittstellenpass, so genial wie präzise, und der Bayer finalisierte mit technischer Eleganz (35.).
"Es liegt viel am Vertrauen", betonte Schürrle, zuvor war er dauerpräsent, wie bei einem Distanzversuch (56.) und seinem Knaller zum 4:1 (3:1) unter die Latte (81.). Indes wuselte der Zehner Müller dort herum, wo Lukas Podolski gegen England in den DFB-Exodus schritt. Der ewige Kölner ist weg, "Müller wird mit seinem Humor in diese Rolle schlüpfen", sagte Lehmann. Zu Podolskis 49 Länderspieltoren fehlen Müller zwölf, allein in dieser WM-Quali reüssierte er fünfmal.
"Es ist gut, wenn wir den ein oder anderen Spieler ein bisschen aufbauen können", bemerkte Löw.

3. Löw und Lehmann: Ein Spiel, zwei Meinungen

Und sonst so? Mehr Pflicht als Kür, was klar war, weil's nie angenehm ist als turmhoher Favorit. Allerdings wurde der DFB-Vortrag weder vom frechen Gegner noch der zwischenzeitlich belebten Kulisse beeinflusst.
Müller stellte die Weichen, Mario Gomez erhöhte (44.), der Rest: eher Spritsparmodus. Schürrle besorgte den Endstand beim fünften Sieg im fünften Quali-Spiel, wodurch Deutschland die Teilnahme an der WM 2018 in Russland kaum zu nehmen ist.
picture

Jens Lehmann

Fotocredit: SID

Während Lehmann analysierte, wurde sein Mund von einem feinen Lächeln umringelt:
Sehr gut. Spielfreude, gute Kombinationen, jeder hat sich reingehängt. Kompliment!
Mit Interview-Gast Löw war das nicht abgesprochen. Wer nichts von den 90 Minuten sah, erst Lehmann und dann Löw lauschte, musste wohl glauben, dass die Herren zwei unterschiedliche Spiele verfolgt hatten. Jedenfalls war der Bundestrainer nur "bedingt zufrieden", denn:
Die Art und Weise entspricht nicht ganz unserem Anspruch. Wir hatten Nachlässigkeiten drin, einige Abspielfehler, ein paar Automatismen haben gefehlt. Man hat gemerkt, dass wir vier Monate nicht zusammengespielt haben.
Lehmann relativierte, dass diese Automatismen "entschuldbar" wären, was Löws Mimik eher nicht abänderte. Dabei wurde auch dieses Resümee manifestiert: Deutsche Nationalmannschaft - früher manchmal holpernd und rumpelnd, heute ein seriöser Qualifikationsbetrieb.
picture

U21-Highlights Deutschland vs. England: Festival verpasster Chancen

Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung