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Drei Dinge, die bei Armenien gegen Deutschland auffielen: Hofmann wird für Flick unverzichtbar

Thomas Gaber

Update 15/11/2021 um 09:44 GMT+1 Uhr

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gewinnt auch die siebte Partie unter Hansi Flick. Im letzten Qualifikationsspiel auf dem Weg zur WM 2022 in Katar gibt der Bundestrainer beim 4:1-Sieg in Armenien einigen Spielern aus der zweiten Reihe eine Chance. Doch nicht jeder kann sich empfehlen. Dafür avanciert ein Gladbacher zu Mr. Unverzichtbar für die DFB-Elf. Drei Dinge, die auffielen.

Jonas Hofmann (M.) konnte sich für weitere Einsätze im DFB-Team empfehlen

Fotocredit: Getty Images

Der sportliche Wert des letzten WM-Qualifikationsspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen Armenien war überschaubar. Die Mannschaft von Bundestrainer Hansi Flick war bereits fix qualifiziert für die Endrunde Ende 2022 in Katar, Armenien hatte nur noch eine Minichance auf den zweiten Platz in der Gruppe J, der zur Playoff-Teilnahme berechtigt.
Flick nutzte die Gelegenheit und gab einigen Spielern der zweiten Garde die Möglichkeit, sich zu zeigen. Marc-André ter Stegen stand anstelle von Manuel Neuer im Tor, Jonathan Tah und Matthias Ginter spielten in der Innenverteidigung, David Raum auf links und Florian Neuhaus vor der Abwehr im zentralen Mittelfeld im letzten Länderspiel des Jahres.
Seine Spieler bescherten Flick letztlich souverän den siebten Sieg im siebten Spiel als Löw-Nachfolger. "Wir haben unser Ziel, 27 Punkte, erreicht. Es ist nicht alles top gelaufen, aber die Art und Weise, wie wir Fußball spielen, die Mannschaft mit Freude und Spaß, das ist schon richtig klasse", sagte der Bunestrainer.
Drei Dinge, die beim Spiel Armenien gegen Deutschland auffielen.

1. Wenig Licht und viel Schatten bei Florian Neuhaus

Im Verein kam der 24-Jährige in den letzten Wochen wenig zum Zug. Zu Saisonbeginn noch Stammspieler, flog Neuhaus bei Borussia Mönchengladbach am sechsten Spieltag aus der ersten Elf und kehrte seitdem nicht mehr zurück. Während Gladbachs Sportdirektor Max Eberl von der "normalen Entwicklung" eines vielversprechenden Spielers sprach, der nun mal Leistungsschwankungen unterliegt, beschwerte sich Neuhaus öffentlich über zu wenig Einsatzzeit.
Die bekam er am Sonntagabend im DFB-Team. Flick verzichtete auf Leon Goretzka und stellte stattdessen Neuhaus ins zentrale Mittelfeld - mit eher überschaubarem Erfolg. Sein Passspiel hatte der Gladbacher unter Kontrolle und holte in seiner besten Szene den Elfmeter vor dem 2:0 durch Ilkay Gündogan heraus, als er sich tief in der armenischen Hälfte aufhielt, einen klasse Doppelpass mit Thomas Müller spielte und im Strafraum nur noch unfair am Torschuss gehindert werden konnte.
Doch Neuhaus unterliefen auch einige Fehler. Mitte der ersten Halbzeit vertändelte er den Ball auf Höhe der Mittellinie und leitete auf diese Weise einen Konter der Armenier ein, den Tah mit viel Mühe an der eigenen Strafraumlinie zunichtemachen konnte. Ein ähnlich leichtfertiger Ballverlust passierte Neuhaus noch einmal nach der Pause.
Zudem verursachte er den Foulelfmeter vor dem Ehrentreffer der Gastgeber, weil er im Zweikampf einen Schritt zu spät kam und seinem Gegenspieler auf den Fuß trat - ein eher plumpes Foul, das vom Schiedsrichter folgerichtig mit Strafstoß bewertet wurde.
Neuhaus ließ sein großes Potenzial aufblitzen, muss aber seine Fehlerquote drastisch reduzieren, wenn er eine Rolle spielen will bei der Vergabe der 23 Plätze für den deutschen WM-Kader.

2. Jonas Hofmann macht richtig Spaß

Im Gegensatz zu Neuhaus zählt sein Gladbacher Vereinskollege zu den Gewinnern der Reise nach Eriwan. Als Schienenspieler auf der rechten Seite aufgeboten, überzeugte Hofmann mit seinem Offensivdrang gegen extrem tief stehende Armenier.
Vor allem in der ersten Halbzeit wurden viele Angriffe der DFB-Elf über rechts aufgebaut, so dass Hofmann viele Aktionen hatte. Er versuchte in einem etwas trägen deutschen Spiel immer wieder die Tempoverschärfung, spielte auch den einen oder anderen Risikopass und verstand sich gut mit Thomas Müller, der oft auf den rechten Flügel auswich.
Das Führungstor durch Kai Havertz bereitete Hofmann mit einer perfekten Hereingabe von rechts nach einem Doppelpass mit Müller vor. "Das war genau das Mittel, um hinter die Fünferkette der Armenier zu kommen", sagte "RTL"-Experte Lothar Matthäus. "Hofmann hat das in dieser Situation sehr gut gelöst."
Seine gute Leistung krönte der 29-Jährige in der 64. Minute mit seinem zweiten Länderspieltor. Deutschland setzte die Armenier mit aggressivem Pressing unter Druck, Hofmann antizipierte einen Querpass, schnappte sich den Ball, legte ihn am letzten Verteidiger vorbei und schob die Kugel aus zwölf Metern ins rechte Eck.
"Gegenpressing, Gegenpressing. Eine ganz tolle Aktion der deutschen Offensivspieler, die den Fehler der Armenier erzwingt. Und Hoffmann ist dann derjenige, der souverän mit Kopf abschließt", lobte Matthäus.
Hofmann avanciert unter Flick immer mehr zum unverzichtbaren Spieler auf der rechten Seite. In den sieben WM-Qualispielen stand er fünf Mal in der Startelf, meistens als klassischer Rechtsverteidiger. In Armenien bewies er, dass er in einer offensiveren Rolle zurechtkommt.

3. Flach spielen, hoch gewinnen

Schon nach wenigen Sekunden war klar erkennbar, mit welchen (bescheidenen) Mitteln Armenien den übermächtigen Gegner stoppen will: In einem ultradefensiven 5-4-1, wobei "Stürmer" Sargis Adamyan von 1899 Hoffenheim auch erst knapp 30 Meter vor dem eigenen Tor angreift.
In der ersten Viertelstunde konnte die DFB-Elf damit wenig anfangen. Es mangelte an der Bewegung, mitunter stellten sich sechs (!) Spieler in vorderster Linie zu den fünf armenischen Abwehrspielern und warteten auf verwertbare Bälle. Sie bekamen bloß keine, weil fast jeder deutsche Angriff nach Schema F erfolgte: Hoher Chipball zwischen die beiden Ketten oder gleich der lange Hafer nach ganz vorne.
"Wir haben am Anfang viel zu viele lange Bälle gespielt", sagte Hansi Flick, der hörbar über die Außenmikrofone nach etwa 15 Minuten seinen Spielern zurief: "Lasst den Ball laufen, spielt flacher." Unmittelbar danach fiel das Führungstor nach schnellen flachen Pässen über die Flügel.
Generell wurde die deutsche Mannschaft immer dann gefährlich, wenn das Tempo erhöht wurde und der armenische Abwehrriegel über die Außenbahnen aufgerissen wurde.
Flick war mit dem Auftritt seiner Mannschaft in der Offensive zufrieden, will aber im Spiel mit dem Ball vor allem an zwei Dingen arbeiten: "Ich sage es immer wieder: Positions- und Passspiel müssen besser und vor allem genauer werden. Denn wenn wir so hoch stehen, um den Gegner permanent unter Druck zu setzen, dass müssen wir sauber spielen, um keine Konter zuzulassen."
Bis er wieder mit den Nationalspielern arbeiten kann, muss sich Flick allerdings gedulden. Für März 2022 plant der DFB mit zwei Testspielen, dann auch gegen europäische Topteams wie Spanien oder Frankreich.
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