Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Olympia 2022 - Global Athlete attackiert IOC: "Steckt den Kopf in den Sand und spielt auf Zeit"

Eurosport
VonEurosport

Update 02/02/2022 um 13:23 GMT+1 Uhr

Rob Koehler, Generaldirektor der Interessensvertretung Global Athlete, wirft dem IOC vor, die Probleme rund um die Olympische Winterspiele von Peking auszusitzen. "Das IOC steckt den Kopf in den Sand. Ich nehme an, die IOC-Führung will, dass die kommenden vier Wochen vorübergehen. Sie spielt auf Zeit, bis niemand mehr an Peking denkt und es mit Paris weitergeht", sagte Koehler der "FAZ".

Die Interessensvertretung Global Athlete kritisiert das IOC rund um IOC-Präsident Thomas Bach

Fotocredit: Getty Images

Das hohe Loblied auf seine Gastgeber hat Thomas Bach bereits mehrfach gesungen, zuletzt in einem exklusiven Interview für die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Effizient und dynamisch sei China im Jahr des Tigers, lobte der IOC-Präsident. Exzellent vorbereitet auf die Winterspiele, beispielhaft nachhaltig und entschlossen im Umgang mit der Pandemie. Ein traumhafter Ausrichter, so wie Bach ihn sich wünscht.
Dass dies in vielen Teilen der Welt etwas anders gesehen wird, dass die USA, Großbritannien, Kanada und einige Länder mehr die Spiele diplomatisch boykottieren, das lässt Bach kalt - zumindest tut er so. Das seien "reine politische Entscheidungen", sagte er, doch für sein IOC gelte die "politische Neutralität", alles andere gefährde "unsere Mission, die Welt zu vereinen".
Den politischen Sturm, der im Vorfeld der Spiele aufgezogen ist, kann der Herr der Ringe nur aussitzen. "Das IOC steckt den Kopf in den Sand. Ich nehme an, die IOC-Führung will, dass die kommenden vier Wochen vorübergehen", sagte Rob Koehler, Generaldirektor von Global Athlete. Bach spiele auf Zeit, "bis niemand mehr an Peking denkt und es mit Paris weitergeht".
Zugegeben: Es sind schwierige Spiele für das IOC und seinen unterfränkischen Leiter. Große Teile der Welt blicken kritisch auf Chinas Null-Covid-Strategie und mit Entsetzen auf die Menschenrechtsverletzungen an den muslimischen Uiguren, den Tibetern oder Mongolen. Auch die eingeschränkte Meinungsfreiheit in China ist keine gute Visitenkarte für Bachs Spiele.

Koehler erwartet Stellungnahme vom IOC

In seiner Heimat halten viele Menschen die Idee einer wertebasierten Sportbewegung unter Bachs Führung für gescheitert. Drastischer äußern sich Menschenrechtler wie Hanno Schedler von der Gesellschaft für bedrohte Völker. Bach sei eine Schande für Deutschland, "weil er nie die Gelegenheit genutzt hat, sich für Menschenrechte in China stark zu machen".
Selbst einige durch die Macht der Ringe an das IOC gefesselte "Verbündete" offenbaren Bedenken. "Ich denke, dass man sich zu den Menschenrechten äußern muss", sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert im "ZDF-Sportstudio". Er hoffe, "dass noch eine Äußerung von Thomas Bach oder dem IOC kommt. Man kann ja auch diplomatisch seinen Protest ausdrücken. Ich denke, das kann man erwarten."
Rob Koehler erwartet vom IOC, zumindest das Versprechen zu erfüllen, sich für die Athletinnen und Athleten einzusetzen. "Das IOC müsste sich hinstellen und sagen: Wir schützen jeden Sportler, der in China protestieren, der seine Meinung sagen will. Aber es hat davor Angst, weil es die chinesischen Autoritäten nicht verärgern will", sagte der Kanadier.

Konflikt zwischen China und Taiwan sorgt für Unruhe

Mit Blick auf China zeige sich, wie das IOC das Organisationskomitee und den Staat gegenüber den Sportlern bevorzugt. Und nicht nur die Sportlerinnen und Sportler müssen zurückstecken. Am Dienstag war bekannt geworden, dass Bachs IOC Druck auf das Nationale Olympische Komitee von Chinesisch-Taipeh (CTOC) ausgeübt hat, damit es an der Eröffnungsfeier teilnimmt.
Taiwans Regierung hatte zuvor angekündigt, dass seine sportlichen Vertreter die Feierlichkeiten meiden würden. Dies wurde mit Reiseproblemen und den strengen COVID-19-Maßnahmen rund um die Spiele in Chinas Hauptstadt begründet.
China beharrt auf dem Standpunkt, der vorgelagerte Inselstaat Taiwan sei ein Teil seines Territoriums. Staatspräsident Xi betonte im vergangenen Herbst, dass die Wiedervereinigung vollzogen werden müsse. Taiwans Außenminister Josef Wu sagte in einem "ZDF"-Interview, es sei "offensichtlich, dass China Taiwan irgendwann angreifen möchte". Ob Bach dann immer noch sein Loblied singt?
Das könnte Dich auch interessieren:
(SID)
picture

Speed, Puls, G-Belastung: So läuft die Vollgas-Fahrt im Olympia-Eiskanal

Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung