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IOC sperrt Russland für Olympische Winterspiele 2018 in PyeongChang

VonSID

Update 05/12/2017 um 22:21 GMT+1 Uhr

Kein Olympia-Ausschluss, aber nur ein Start unter neutraler Flagge: Russland ist im größten Doping-Skandal der letzten Jahrzehnte um die Höchststrafe herumgekommen, muss aber dennoch kräftig büßen. Das IOC verzichtete bei seiner Entscheidung in Lausanne auf einen Komplett-Ausschluss für die Winterspiele in PyeongChang (9. bis 25. Februar), traf die Großmacht dennoch an empfindlicher Stelle.

Russland gesteht systematisches Doping

Fotocredit: SID

"Es war ein beispielloser Angriff auf die Integrität der olympischen Bewegung und des Sports", sagte IOC-Präsident Thomas Bach. Darum habe das IOC-Exekutivkomitee ausgewogene Sanktionen für die systematische Manipulation ausgesprochen.
Demnach wird es in Südkorea keine russisches Mannschaft, keine russische Hymne und keine russische Flagge geben. Das russische olympische Komitee ROC wurde suspendiert, russische Sportler dürfen nur als neutrale Athleten ("Olympic Athletes of Russia") starten - wenn sie nachweisen können, dass sie nicht Teil des Dopingsystems waren. Die Entscheidungen darüber treffen nicht wie vor den Sommerspielen 2016 in Rio die Fachverbände, sondern die neu geschaffene unabhängige Behörde für Doping-Testverfahren ITA.
Das IOC stellte Russland in Aussicht, die Suspendierung zur Schlussfeier außer Kraft zu setzen, wenn das Land noch nicht näher definierte Bedingungen erfüllt. "Dies soll einen Strich unter die schädigende Episode ziehen und als Katlaysator für einen von der WADA geleiteten effektiveren Anti-Doping-Kampf dienen", sagte Bach.
Es tue ihm sehr leid für alle Athleten, die unter dieser Manipulation gelitten hätten:
Wir werden nun mit der IOC-Athletenkommission nach Möglichkeiten suchen, um die Momente wieder aufleben zu lassen, die sie auf der Ziellinie oder auf dem Podium verpasst haben.

Kommission ermittelt: staatliches Dopingsystem?

Eine Kommission unter der Leitung des ehemaligen Schweizer Bundesrates Schmid hatte in den letzten Monaten ermittelt, inwiefern russische Polizei und Geheimdienste an dem zwischen 2011 und 2015 angewandten Staatsdoping-System beteiligt waren und ihre Ergebnisse am Dienstag der 14-köpfigen Exekutive präsentiert - abgeschirmt von den etwa 200 anwesenden Journalisten aus aller Welt.
"Das ist ein guter Tag für den Weltsport und ein guter Tag für den deutschen Sport. Es ist eine sehr ausgewogene Entscheidung. Auf der einen Seite drakonische Strafen für die Strippenzieher, auf der anderen Seite die Wahrung der Rechte der hoffentlich sauberen individuellen Athleten", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann in der "ARD":
Der heutige Tag wird ein historischer sein für die Sportgeschichte.
Man darf nun gespannt sein, wie Russland auf die Strafe reagiert. Für Mittwoch hat Staatspräsident Wladimir Putin eine Stellungnahme angekündigt. Die russischen Verantwortlichen hatten in der Vergangenheit zwar Fehler im Anti-Doping-Kampf eingeräumt, ein staatlich unterstütztes Dopingsystem aber stets bestritten und die Vorwürfe von WADA-Sonderermittler Richard McLaren und dem Whistleblower Grigorij Rodtschenkow als westliche Propaganda abgetan.
"Ein olympischer Boykott hat noch nie etwas gebracht. Ich sehe auch keinen Grund für einen Boykott durch russische Sportler, weil wir den sauberen Athleten erlauben zu starten", sagte Bach:
Diese Athleten können eine Brücke bauen in die Zukunft eines sauberen Sports statt eine neue Mauer zu errichten.
Kreml-Sprecher Dimitri Peskow hatte am Montag erklärt, dass sein Land keinen Boykott erwäge, aber Putins Entscheidungsgewalt betont. Dieser hatte im Vorfeld die nun getroffene IOC-Maßnahme als "Erniedrigung des Landes" bezeichnet. Die staatliche Medienholding WGTRK, zu der unter anderem der Fernsehsender Rossija 1 gehört, kündigte am Dienstagabend umgehend an, die Winterspiele nicht übertragen zu wollen.

Russland in keiner Weise repräsentiert

Laut Exekutiv-Entscheid soll Russland bei den Winterspielen überhaupt nicht vorkommen. Neben dem Verbot sämtlicher russischer Embleme wurde der ehemalige Sportminister und heutige Vize-Premier Witali Mutko lebenslang von den Olympischen Spielen ausgeschlossen. Zudem verhängte das IOC eine Geldbuße in Höhe von 15 Millionen Dollar, die dem Anti-Doping-Kampf zugute kommt. Diese Summe habe der Ringeorden das Untersuchungsverfahren gekostet.
Vor Schmid hatte bereits die Kommission des Schweizer IOC-Mitglieds Denis Oswald die einzelnen Proben der im McLaren-Bericht aufgetauchten russischen Athleten untersucht und harte Strafe verhängt. 25 russische Sotschi-Starter - darunter drei Olympiasieger - wurden lebenslang für alle Funktionen bei Olympischen Spielen gesperrt.
Spannend wird sein, wie der Fußball-Weltverband auf die Strafe reagieren wird. Die FIFA steht bislang fest an der Seite des WM-Gastgebers Russland - und an der von WM-OK-Chef Mutko.
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