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Mailand-Sanremo: Mathieu van der Poel im Interview zum Duell mit Tadej Pogacar - "Im Training fast getötet"

Andreas Schulz

Update 16/03/2024 um 10:32 GMT+1 Uhr

Mathieu van der Poel geht bei Mailand - Sanremo als Titelverteidiger und Weltmeister ins Rennen. Wie aber will er Topfavorit Tadej Pogacar schlagen? Im Exklusiv-Interview mit Eurosport spricht der Niederländer über die Taktik beim italienischen Radsport-Monument, seine spezielle Vorbereitung auf diesen späten Saisoneinstieg und seine Pläne, in diesem Jahr alle Klassiker in Angriff zu nehmen.

Van der Poel exklusiv: "Sanremo ist immer Chaos"

Mit der Startnummer 1 des Vorjahressiegers von Mailand - Sanremo geht Mathieu van der Poel am Samstag (ab 15:00 Uhr im Liveticker) in sein erstes Straßenrennen des Jahres 2024. Das Ziel ist klar - die Titelverteidigung, selbst ohne Rennpraxis. Dass ein solcher Coup aus dem Stand möglich ist, hat Rivale Tadej Pogacar unlängst ebenfalls in Italien bewiesen:
Bei Strade Bianche siegte der Slowene mit einem epochalen Solo über 80 Kilometer und schockte damit die Konkurrenz. Nicht aber den Alleskönner van der Poel, der seine Erfolgsserie aus den Crossrennen des Winters nun auf der Via Roma fortsetzen will.
Im exklusiven Gespräch mit Eurosport blickt der 29-Jährige auf die Besonderheiten des längsten Rennens der Saison, die Bedeutung der Teamkollegen im taktischen Konzept - und seine Rennbekleidung.
Wie werden Sie reagieren, wenn Pogacar wieder eine frühe Attacke startet, etwa im Anstieg zur Cipressa?
Mathieu van der Poel: Erst einmal denke ich, dass es sehr schwierig ist, es da schon alleine zu versuchen. Von dort ein Solo durchzuziehen, ist wirklich schwer. Aus meiner Sicht ist seine beste Chance auf den Sieg, am Poggio alleine loszufahren. Wir haben gesehen, dass an der Cipressa inzwischen das Rennen immer richtig hart wird, aber da solo zu attackieren? Das würde mich überraschen, aber man weiß nie!
Wie wird Ihre eigene Taktik aussehen?
Van der Poel: Da gibt es keine komplexe Taktik - es geht darum, am Poggio gut platziert zu sein. Dann muss man sehen, was dort passiert. Letztes Jahr habe ich auch die Attacke nicht geplant, man muss einfach darauf hoffen, gute Beine zu haben - das ist das Wichtigste.
Denken Sie oft an Ihren Sieg in Sanremo letztes Jahr zurück und durchleben das Finale nochmals?
Van der Poel: Das ist auf jeden Fall eines der schönsten Rennen, das man gewinnen kann. Es ist super schwierig und gleichzeitig so besonders - wenn man die Abfahrt vom Poggio runterfliegt und dann auf die Via Roma kommt: Das ist ziemlich einzigartig.
Sie starten jetzt erst spät in die Saison auf der Straße, aber dafür hat es das Rennprogramm es jetzt mit allen Klassikern in sich. Wie kann man von Mailand - Sanremo bis zu Lüttich - Bastogne - Lüttich Ende April die Form halten?
Van der Poel: Das ist schwierig, aber genau deswegen haben wir jetzt einen so langen Trainingsblock in Spanien gemacht, um eine richtige stabile Basis nach der Cross-Saison aufzubauen. Letztes Jahr war ich bis zu Paris - Roubaix richtig stark, hatte noch nicht das Gefühl, Form zu verlieren und darum haben wir nun entschieden, in diesem Jahr noch zwei Wochen und damit das Amstel Gold Race und Lüttich dranzuhängen.
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Der Alleskönner: Van der Poels größte Erfolge 2023

Sie sind schon einmal in Sanremo aufs Podium gekommen, ohne davor ein Rennen gefahren zu sein. Wie sah jetzt das spezifische Training für das Rennen aus, es ist ja einerseits extrem lang und verlangt viel Ausdauer, andererseits muss man am Ende sehr explosiv sein?
Van der Poel: Das Training war vor allem richtig hart, ich habe mich da auf Spaniens Straßen schier getötet - aber auch viele Trainingsstunden gesammelt, habe also beides kombiniert. Wir haben es vielleicht härter als in der Vergangenheit gemacht, denn wir wussten ja, dass ich bei Mailand - Sanremo einsteigen würde und ich will direkt in anständiger Form sein.
Sanremo ist immer Chaos und hektisch bis zum Ende.
Wie würden Sie das Rennen beschreiben mit seiner endlosen Anfahrt zur Küste einerseits und den Vollgas-Anstiegen am Ende?
Van der Poel: Die Spannung baut sich mit der Abfahrt vom Turchino-Pass auf und wenn man dann an die Küste kommt, ist es bis zum Ziel extrem schnell, immer Chaos und hektisch bis zum Ende. Die ideale Position im Peloton zu finden, ist auch immer sehr schwer, denn die Straßen sind ziemlich kurvenreich und manchmal auch schmal. Es ist einfach ein richtig schwieriges Rennen. Das macht es aber auch so einzigartig und trotz der Dauer fühlt es sich nie nach einem langen Tag auf dem Rad an, sondern geht ziemlich schnell vorbei.
Welche Bedeutung haben Teamkollegen in der entscheidenden Rennphase - wie wichtig ist es, da noch Edelhelfer so lange wie möglich an seiner Seite zu haben?
Van der Poel: Man muss vielleicht auch bereit sein, einige seiner Fahrer im Anstieg an der Cipressa zu opfern, denn man wird da nicht mit dem ganzen Team rüberkommen: So wie in den letzten Jahren gefahren wurde, ist das nicht realistsich.
Wie wird es nach den Klassikern weitergehen: Eher zur Tour de France oder doch in die Vorbereitung auf das Mountainbike-Rennen bei Olympia in Paris?
Van der Poel: Das haben wir noch nicht entschieden. Noch gibt es mehrere Möglichkeiten und wir schauen uns das nach den Klassikern an und entscheiden dann, was ich machen werde.
Zum Abschluss: Werden Sie morgen weiße oder schwarze Hose zum Weltmeistertrikot tragen?
Van der Poel: Ich tendiere aktuell mehr zu weiß, aber es wird auch irgendwann einen Wechsel geben. Ich weiß es noch nicht - das entscheide ich am Samstagmorgen.
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Weltmeister Mathieu van der Poel - Team Alpecin

Fotocredit: Imago

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Van der Poel exklusiv: Riesenmotivation nach dem Traumjahr

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