Tour de France 2021: Ausrufezeichen auf Königsetappe - Pogacar holt ersten Sieg in Gelb
VonFelix Mattis
Publiziert 14/07/2021 um 17:27 GMT+2 Uhr
Tadej Pogacar hat am gefürchteten Col du Portet die 17. Etappe der Tour de France 2021 gewonnen und sich damit sein erstes Siegerfoto im Gelben Trikot der Frankreich-Rundfahrt gesichert. Der Slowene gewann die vorletzte Bergetappe der Tour am Ende des 16 Kilometer langen Pyrenäen-Anstiegs vor Jonas Vingegaard und Richard Carapaz, die dadurch auch auf die Gesamtränge zwei und drei vorrückten.
Tadej Pogacar holt seinen ersten Sieg im Gelben Trikot
Fotocredit: Getty Images
"Das Team hat jetzt jeden Tag hart gearbeitet. Die Etappen bisher waren gut für Fluchtgruppen und daher haben wir verteidigt. Heute konnten wir die Gruppe besser kontrollieren und die Jungs haben einen tollen Job gemacht. Am Ende habe ich mich noch sehr gut gefühlt, also haben wir es probiert", freute sich Pogacar, der im 2.215 Meter hohen Ziel inmitten eines Wolkenmeeres ekstatisch an seinem Trikot riss, um zu zeigen, was er gerade geschafft hatte: Den Sieg in Gelb.
Er wurde am Col du Portet zum ersten Fahrer seit Geraint Thomas' Sieg in L'Alpe d'Huez 2018, der im Maillot Jaune eine Massenstart-Etappe gewinnen konnte - und zum jüngsten Etappensieger in Gelb seit Didi Thurau im Jahr 1977 in Chamonix gewann.
"Es war super hart. Jeder Tag in Gelb ist schön, aber das war ein fantastischer Tag", so der Tour-Titelverteidiger, der damit auch seinen Vorsprung in der Gesamtwertung noch einmal um einige Sekunden ausbaute.
Dabei hatte Carapaz den Slowenen 1,3 Kilometer vor dem Ziel noch mit einem harten Antritt herausgefordert, nachdem der Ecuadorianer zuvor sieben Kilometer lang nur am Hinterrad gefahren war.
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Carapaz gekontert: Pogacar lässt sich seinen Sieg nicht klauen
Quelle: Eurosport
"Nur ich und Jonas haben gearbeitet, ich habe mehrmals versucht wegzugehen, aber Jonas und Richard waren sehr gut heute. Erst im Sprint konnte ich sie dann schlagen. Jonas sagte zu mir, dass Carapaz blufft. Ich war mir da auch sicher, dann hat er attackiert", so Pogacar.
Der Mann in Gelb hat jetzt 5:39 Minuten Vorsprung auf Vingegaard und 5:43 Minuten auf Carapaz. Der bisherige Gesamtzweite Rigoberto Uran (EF Education – Nippo) brach nach Pogacars zweiter Attacke im Schlussanstieg etwa 7,5 Kilometer vor dem Ziel etwas ein und verlor bis oben 1:49 Minuten. Der Kolumbianer ist mit 7:17 Minuten Rückstand auf Gelb nun Vierter.
17 Sekunden hinter ihm folgt der Australier Ben O'Connor (Ag2r – Citroen), der am Col du Portet Tagesfünfter wurde. Wilco Kelderman (Bora – hansgrohe) kam dort als Sechster an und ist mit jetzt 8:06 Minuten Rückstand auf Pogacar auch weiterhin Gesamtsechster. Der Niederländer war in der Abfahrt vom vorletzten Berg gestürzt und wurde anschließend von Emanuel Buchmann wieder an die Spitze gebracht.
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Highlights: Pogacar lässt die Muskeln spielen - Uran bricht ein
Quelle: Eurosport
Keine Veränderungen gab es in den anderen Sonderwertungen: Mark Cavendish (Deceuninck – Quick-Step) büßte am Zwischensprint einen Punkt gegen Michael Matthews (BikeExchange) ein und hat noch 36 Zähler Vorsprung im Kampf ums Grüne Trikot.
Wout Poels (Bahrain Victorious) verteidigte sein Bergtrikot mit nun 78 Zählern, hat wegen dessen Tagessieg jetzt aber nur noch deren elf Vorsprung auf Pogacar, der wiederum neben Gelb auch weiterhin das Weiße Trikot als bester Nachwuchsfahrer hält.
Der Rennverlauf:
Es dauerte zu Etappenbeginn knapp 20 Kilometer, bis sich nach mehreren Attacken die Ausreißergruppe des Tages um den Österreicher Lukas Pöstlberger (Bora – hansgrohe), der es mehrmals versucht hatte, bildete. Sechs Mann fanden sich vorne zusammen und fuhren bis zu 8:30 Minuten Vorsprung heraus.
Diesen Abstand hielten sie auch bis zum Zwischensprint bei Kilometer 113 in Bagneres-de-Luchon, wo Michael Matthews (BikeExchange) im Hauptfeld ein Pünktchen fürs Grüne Trikot auf dessen Träger Mark Cavendish (Deceuninck – Quick-Step) gutmachte.
Nun begann der erste der drei Anstiege des Tages zum Col de Peyresourde und die Spitzengruppe blieb lange beisammen. Im Hauptfeld attackierten dagegen nun Elie Gesbert und Nairo Quintana (Arkéa – Samsic) – der Kolumbianer hatte 2018 am Col du Portet gewonnen - gemeinsam und nahmen auch Bergtrikotträger Wout Poels (Bahrain Victorious) mit. An dem Trio fuhr bald Pierre Latour (TotalEnergies) vorbei und dann fielen die drei ins Hauptfeld zurück, während der Franzose Jagd auf die Spitzengruppe machte.
Oben am Bergpreis der 1. Kategorie, den sich Anthony Turgis (TotalEnergies) sicherte, lagen die sechs Spitzenreiter 3:25 Minuten vor Latour und etwas mehr als vier Minuten vor dem nun von UAE Team Emirates angeführten Hauptfeld.
Perez fährt allein davon
Im Col de Val Louron-Azet zerfiel dann die Spitzengruppe und auch Pöstlberger musste sich 36 Kilometer vor dem Ziel zurückfallen lassen, als nur noch Anthony Perez (Cofidis), Dorian Godon (Ag2r – Citroen) und Turgis vorne beisammen blieben. Vier Minuten weiter hinten holte am Fuß des Berges das inzwischen stark dezimierte Hauptfeld auch Latour zurück.
Es dauerte nicht lang, bis sich an der Spitze Perez auch seiner letzten beiden Begleiter entledigte und allein weiterfuhr – bei zum Hauptfeld stabil bleibendem Vorsprung: 3:45 Minuten nach dem Cofidis-Fahrer kamen die Favoriten über den Gipfel des Col de Val Louron-Azet, angeführt von Bergtrikotträger Poels. In der Abfahrt kam Godon noch einmal zu Perez vor und das Duo begann den 16 Kilometer langen Schlussanstieg mit noch immer knapp vier Minuten Vorsprung.
Zwölf Kilometer vor dem Ziel hatten die beiden Spitzenreiter nur noch 3:30 Minuten Vorsprung, während im Favoritenfeld nun Rafal Majka das Tempodiktat übernahm und nur noch knapp 20 Mann beisammen waren. Unter dem Majka-Tempo verloren dann sofort weitere Fahrer den Anschluss, darunter auch der Gesamtneunte Guillaume Martin (Cofidis) und der Gesamtachte Enric Mas (Movistar).
Pogacar eröffnet die Kämpfe ums Gesamtklassement
Unterdessen schüttelte Perez auch Godon wieder ab, verlor aber nun rasch an Boden gegen die Favoriten, die an der 10-Kilometer-Marke nur noch 1:15 Minuten zurücklagen. Neun Kilometer vor Schluss versuchte Pello Bilbao (Bahrain Victorious) einen Vorstoß, doch einen knappen Kilometer später am Ende des kurzen Flachstücks zur Mitte des Schlussanstiegs holte Majka ihn zurück, scherte aus und ließ damit Pogacar von der Leine.
Der Mann in Gelb beschleunigte sofort, doch Vingegaard, Uran und Ben O'Connor sowie Carapaz und Castroviejo blieben zunächst bei ihm und flogen gemeinsam an Perez vorbei. Einen weiteren Angriff des Slowenen später waren dann 7,5 Kilometer vor dem Ziel nur noch Vingegaard und Carapaz an seinem Hinterrad – mit Uran einige Meter dahinter.
Der Kolumbianer verlor dann zunehmend an Metern, bekam aber Hilfe von seinem Teamkollegen Sergio Higuita, der mit O'Connor zu ihm aufschloss. Doch auch Kelderman, David Gaudu (Groupama – FDJ) und Bilbao kamen nochmal zum Kolumbianer hin, so dass sich hinter den drei Spitzenreitern ein Sextett bildete, das um Platz vier in der Gesamtwertung kämpfte.
Carapaz scheint zu leiden, attackiert dann aber
Aus diesem Sextett heraus versuchte es Gaudu gut fünf Kilometer vor dem Ziel noch mit einem Vorstoß, doch Pogacar, Vingegaard und Carapaz lagen bereits mehr als eine halbe Minute vor dem Franzosen. An der Spitze teilten sich nur Pogacar und Vingegaard die Führungsarbeit, während der Ecuadorianer Carapaz froh zu sein schien, mithalten zu können.
Drei Kilometer vor dem Ziel lag das Trio Infernale 50 Sekunden vor Gaudu und 1:12 Minuten vor Uran, O'Connor, Kelderman, Bilbao, Dylan Teuns und Higuita, der in der Gruppe weiterhin das Tempo machte. Pogacar setzte 2.000 Meter vor Schluss noch einmal einen Angriff, doch Vingegaard blieb am Hinterrad des Slowenen kleben und auch Carapaz ließ sich nicht abschütteln. Dasselbe wiederholte sich 300 Meter später erneut.
Gleichzeitig verringerte sich der Abstand zu den Verfolgern nun leicht, weil Pogacar sich zwischen seinen Angriffen zu erholen versuchte. Und dann geschah das Unerwartete: 1,2 Kilometer vor dem Ziel gab Carapaz Vollgas, flog an seinen beiden Begleitern vorbei und stürmte in Richtung Ziel. Pogacar folgte, doch Vingegaard musste abreißen lassen.
Pogacar holt sich den Sieg
Vor dem Schlussspurt kämpfte sich der Däne dann aber doch noch einmal heran und so ging es zu dritt auf die letzten 100 Meter, wo dann Pogacar noch einmal fester aufs Pedal drückte, um sich seinen Sieg im Gelben Trikot vor Vingegaard und Carapaz zu sichern.
Bei den Verfolgern setzte sich auf den letzten Metern noch O'Connor ab und fuhr hinter Gaudu als Fünfter ins Ziel. Kelderman quälte sich als Sechster über den Strich, während Uran am Hinterrad von Higuita die meiste Zeit verlor und nur Neunter wurde.
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Stage 18 profile: Pau - Luz Ardiden
Quelle: Eurosport
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