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Tour de France 2023 - Drei Dinge, die auffielen: Jasper Philipsen macht sich unnötig unbeliebt

Felix Mattis

Update 20/07/2023 um 21:58 GMT+2 Uhr

Es roch alles nach einem Massensprint auf der 18. Etappe der Tour de France zwischen Moutiers und Bourg-en-Bresse. Doch am Ende der 184,9 Kilometer retteten sich dann doch die Ausreißer bis ins Ziel und Kasper Asgreen sorgte endlich für den ersten Tageserfolg von Soudal - Quick-Step. Dabei hatten sich die Sprinter-Teams gehörig verzockt, und zwar nicht erst am Ende. Drei Dinge, die auffielen.

Highlights: Sprint-Teams verzocken sich - Asgreen erlöst Soudal Quick-Step

Kasper Asgreen hat seinem Team Soudal - Quick-Step die Tour gerettet. Nach dem Aus von Fabio Jakobsen holt der Däne endlich den ersehnten Etappensieg.
Für Asgreen endete damit eine lange persönliche Leidensphase, die bei der Tour im vergangenen Jahr begonnen hatte.
Damals stieg er vor der 9. Etappe aus, ein Erschöpfungssyndrom beendete seine ganze Saison.
Dass Asgreen und seine drei Ausreißer-Begleiter Jonas Abrahamsen (Uno-X), Victor Campenaerts und Pascal Eenkhoorn (beide Lotto - Dstny) am Donnerstag die Sprinter düpierten, lag an ihren starken Beinen und wohl auch einem taktischen Fehler der Konkurrenz.
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Voigts Top 5: Die besten Ausreißer der Tour-Geschichte im Ranking

Drei Dinge, die auffielen:

1. Das Feld verpokert sich viel zu früh

Gleich nach dem Start der Etappe in Moutiers setzten sich Abrahamsen, Asgreen und Campenaerst vom Feld ab. Schnell fuhren sie 90 Sekunden heraus, doch dann begannen die Teams Alpecin - Deceuninck, Jayco - AlUla und DSM - firmenich bereits mit der Nachführarbeit dahinter.
Unbedingt wollten sie in Bourg-en-Bresse für einen Massensprint sorgen und das starke Trio deshalb nicht zu weit weglassen. Doch genau darin lag wohl der Fehler, der die Sprinter am Ende des Tages den Sieg kostete. Denn erstens investierten die Helfer von Jasper Philipsen, Dylan Groenewegen und Sam Welsford somit sehr lange schon viel Kraft, um die Spitze immer nur etwa eine Minute vor sich zu halten, und zweitens luden sie rund 70 Kilometer vor dem Ziel die Konkurrenz zu weiteren Angriffen ein.
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Eine Frage der Arroganz? Sprinterteams verpokern sich

"Das Feld spielt es nicht mehr so schlau. Sie gehen auf eine Minute runter und dann kann eben leicht jemand nach vorne springen. Das war unsere Taktik: Pascal (Eenkhoorn, A.d.R.) dann noch nachzuschicken", urteilte Campenaerts nach dem Rennen.
Eenkhoorn stieß so anfangs des letzten Renndrittels zur Spitzengruppe hinzu und seines war letztlich wohl das entscheidende Paar Beine, das den Ausreißern genug Power gab, um den Sprintern den Sieg zu klauen.

2. Philipsen verliert erneut Sympathiepunkte

Die Gefahr, die vom Zuwachs für die Spitzengruppe ausgehen würde, hatte Jasper Philipsen knapp 80 Kilometer vor Schluss erkannt. Deshalb setzte er im Anstieg zur Côte de Boissieu nach, als Eenkhoorn eine erste Attacke ritt. Der Vorsprung der Spitzenreiter war zu diesem Zeitpunkt auf gut 40 Sekunden zusammengeschmolzen, weil das Peloton zu hart nachgeführt hatte.
Die Teams von Philipsen, Groenewegen und Co. reagierten zwar indem sie das Tempo drosselten und sich auf der Straße breit machten, doch zu spät: Quentin Pacher (Groupama - FDJ) attackierte und dann setzte eben auch Eenkhoorn nach und wollte zur Spitze vor. Philipsen sprintete dem Niederländer hinterher, schaute ihn böse an und drängte ihn an den Straßenrand, um den Angriff zu unterbinden - sehr zum Missfallen von Kollegen und Fans.
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Philipsen mit fragwürdiger Aktion: "Der will ihn fast abdrängen!"

"Wenn man eine Nummer auf dem Rücken hat, darf man attackieren. Da gehört es sich für einen Weltklassefahrer wie Jasper Philipsen nicht, ihn zur Schnecke zu machen oder ihn irgendwie anzubrüllen und zu sagen: 'Was machst du für einen Quatsch?'", fällte auch Eurosport-Experte Jens Voigt im Velo Club ein klares Urteil. "Lotto - Dstny hat mit Caleb Ewan seinen Sprinter bei dieser Tour verloren und muss natürlich etwas unternehmen, wenn sie gewinnen wollen. Das muss Philipsen so hinnehmen", ergänzte Voigt.
Und das sah auch Eenkhoorn so: "Wenn wir Rennen fahren wollen, können wir Rennen fahren", meinte der Niederländer gegenüber dem NOS und attackierte zehn Kilometer später noch einmal - diesmal mit Erfolg. Philipsen, der mit seiner Fahrweise in den ersten drei Sprintankünften dieser Tour bereits für Unmut gesorgt hatte, erklärte beim belgischen Sender Sporza: "Ich wollte den Sprint und dachte, drei Ausreißer sind genug. Das war nicht böse oder arrogant gemeint. Ich wollte aber einfach keine weiteren Fahrer in der Spitzengruppe."
Das hätte man besser auf andere Art vermieden - nämlich indem man am Anfang weniger verfolgt und mehr Kräfte gespart, den Vorsprung auf zwei bis drei Minuten anwachsen lassen und erst am Ende mit voller Energie die Ausreißer gejagt hätte. Dann wären sie vorne zu dritt geblieben und ihr Durchkommen wäre unwahrscheinlicher gewesen.

3. Eine "Kleinigkeit mit dem Magen" reicht in der dritten Woche

Im vergangenen Jahr war er der große deutsche Tour-Held, weil er bis zum letzten Berg der Tour mit allem, was in ihm steckte, ums Bergtrikot kämpfte. Nun tritt Simon Geschke bei seiner elften Frankreich-Rundfahrt erstmals vorzeitig die Heimreise an. Nach zweieinhalb brutal harten Tour-Wochen kämpfte sich Geschke völlig entkräftet und wohl auch krank durch die Königsetappe am Mittwoch. Er kam 1:20 Minuten vor Toreschluss im Ziel an, brach dort kraftlos zusammen und musste sich auf dem Weg zurück ins Teamhotel im Bus schließlich übergeben. Dazu klagte er über Schüttelfrost.
Am Donnerstag nun versuchte Geschke es noch einmal, doch schon im ersten Kategorie-4-Anstieg nach 60 Kilometern musste er schwer auf die Zähne beißen, um den Anschluss ans Hauptfeld zu halten. 40 km später schließlich gab er die Tour enttäuscht auf.
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Geschke muss Tour aufgeben: "Es gibt kein Verzeihen"

"Ich konnte nichts essen im Rennen. Eine Krankheit oder auch eine Kleinigkeit mit dem Magen reicht halt in der dritten Woche schon", sagte Geschke, nachdem er im Auto zum Ziel gefahren worden war. "Die ersten zwei Stunden ging es noch, in der dritten habe ich aber gemerkt, dass es mir den Stecker zieht. Am Berg der 4. Kategorie war ich dann schon allein hinten. Dann noch 80 Kilometer allein hinten zu fahren - speziell nach gestern, wo ich mich komplett leergefahren habe - dafür fehlten die Reserven."
Aus dem Umfeld des Pelotons hört man bereits seit Ende der zweiten Tour-Woche, dass alle Fahrer auf dem Zahnfleisch gehen, weil das Rennen bis dahin extrem hart gefahren worden war. Vergleiche wurden angestellt, dass es schon so sei, wie sonst nach drei Wochen. Entsprechend angeknockt sind die Körper der Profis, und da kann eine Kleinigkeit dann das Fass zum Überlaufen bringen - so gesehen bei Tadej Pogacar und seinem Herpesbläschen am Dienstag und Mittwoch.
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