Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Tour de France - Drei Dinge, die auffielen: Phil Bauhaus holt sich Selbstbewusstsein und gehört jetzt "zu den Besten"

Felix Mattis

Update 05/07/2023 um 08:45 GMT+2 Uhr

Phil Bauhaus gehört nach seinem zweiten Podestplatz bei der Tour de France endgültig zu den besten Sprintern, unter denen Jasper Philipsen mit seinem zweiten Sprintsieg in Folge noch etwas mehr heraussticht. Er ist die Nummer 1 und führt völlig überlegen auch die Punktewertung an. Deutlich wurde aber auch, dass das nicht nur an ihm liegt. Drei Dinge, die an einem lange langweiligen Tag auffielen.

Highlights: Stürze überschatten Philipsens Doppelschlag

Die 4. Etappe der 110. Frankreich-Rundfahrt hatte lange Zeit so ziemlich gar nichts zu bieten.
Im Finale aber wurde es dafür umso hektischer – mit gleich drei Stürzen innerhalb der letzten zwei Kilometer auf der Rennstrecke von Nogaro.
Im Gegenwind-Sprint brillierte wie schon am Vortag Jasper Philipsen dank eines erneut sehr starken Leadouts von Mathieu van der Poel.
Doch auch der deutsche Hoffnungsträger Phil Bauhaus bestätigte seine Leistung vom Vortag und etablierte sich in der Weltspitze.
picture

Chaos auf der Rennstrecke: Philipsen triumphiert in hektischem Finale

Drei Dinge, die auffielen:

1. Bauhaus gehört "zu den Besten"

Nach seinem zweiten Platz in Bayonne gab sich Phil Bauhaus noch vorsichtig. Er sei etwas enttäuscht, den Sieg knapp verpasst zu haben, weil er nicht wisse, ob er nochmal so nah herankomme. Schon am Dienstag könne alles ganz anders aussehen und er nicht mal in die Top Ten sprinten. So kam es aber nicht – im Gegenteil: Auch in Nogaro schlug sich der 28-Jährige im Positionskampf glänzend und sprintete mit den Allerbesten mit, um sich mit Rang drei zu belohnen. Und danach klang er auch nicht mehr ganz so zurückhaltend.
"Ich habe bewiesen, dass ich zu den Besten gehöre", sagte er nun selbstbewusst und nahm sich für die kommenden Sprintankünfte – die nächste wartet wohl am Freitag in Bordeaux – einiges vor: "Ich hoffe, dass ich der Erste bin, der ihn (Jasper Philipsen, Anm. d. Red.) schlagen kann." Bauhaus wähnt sich "definitiv" in der Form seines Lebens, genau rechtzeitig zu seinem Tour-de-France-Debüt. Es seien nur kleine Unterschiede, die zwischen den schnellsten Sprintern bei dieser 110. Frankreich-Rundfahrt über Sieg oder Niederlage entscheiden.
picture

Eisel über Bauhaus: "Nur die Aerodynamik muss noch besser werden"

Dass Bauhaus sich bei seinem Tour-Debüt trotz der Tatsache, dass die Hektik hier in den Etappenfinals aufgrund der extrem hohen Leistungsdichte so groß ist, wie vielleicht sonst nirgends, so gut schlägt, liegt daran, dass ihm genau das liegt. "Ich war schon immer sehr, sehr gut darin, den Hinterrädern zu folgen. Das kommt daher, dass ich nie der Stärkste war, auch bei den Junioren schon, sondern immer ein bisschen mit Auge fahren musste. Ich denke das hilft mir", erklärte er in Nogaro gegenüber "radsport-news.com".
Außerdem habe er in Nikias Arndt eben seinen besten Freund als Anfahrer für die Sprints. "Das spielt natürlich auch eine Rolle, dass man im Finale jemand hat, dem man zu 100 Prozent vertraut", erklärte er. Dazu kommt, dass bei Bahrain Victorious beinahe das gesamte Team an einem Sprinter-Tag hinter Bauhaus steht. Auch Pello Bilbao, potentieller Top-5-Kandidat fürs Gesamtklassement, arbeitet für den Deutschen in der Sprint-Vorbereitung. "Es sieht stark aus von mir am Ende, aber ohne meine Teamkollegen wäre das nicht möglich", sagte Bauhaus deshalb.
An den kommenden zwei Tagen nun rücken er und Kumpel Arndt aber in den Hintergrund. In den Pyrenäen geht es für sie nur ums möglichst kräftesparende Durchkommen, um dann in Bordeaux am Freitag wieder bereit zu sein.
picture

Analyse zum Sprint von Nogaro: "Chapeau, Alpecin - Deceuninck!"

2. Philipsen und van der Poel wachsen zu genialem Duo zusammen

Zwei Sprint-Ankünfte, zweimal Jasper Philipsen als Sieger und zweimal perfekt lanciert von Mathieu van der Poel. Obwohl Philipsen seinen Sprintzug auf der Rennstrecke von Nogaro verlor, fanden er und van der Poel sich auf der Zielgeraden wieder und legten blitzschnell den Schalter um. Dabei machten sie alles richtig: Im Gegenwind warteten sie noch einen Moment, dann gab van der Poel Vollgas und erst 150 Meter vor dem Ziel kam Philipsen mit schon hoher Geschwindigkeit aus dem Windschatten – besser geht es nicht!
Während bei Soudal – Quick-Step bislang nichts zusammenläuft und die Anfahrerlegende Michael Morkov sich am Montag im Positionskampf von Phil Bauhaus aus dem Konzept bringen und von Wout van Aerts Hinterrad verdrängen ließ, schickt sich van der Poel momentan an, zum besten Leadout-Mann dieser Tour zu werden.
"Er hat einen unglaublichen Leadout gemacht für mich und mich zum Sieg geführt", lobte Philipsen mit beinahe denselben Worten wie am Vortag und van der Poel selbst schilderte: "Ich habe die perfekte Lücke zum perfekten Zeitpunkt gefunden und Jasper so abgeliefert, wie er es wollte. Das wird heute wieder ein netter Abend im Zimmer. Das Selbstbewusstsein ist da, der Druck nach dem Sieg ist weg. Wir sind gut aufgestellt mit ihm als Sprinter und mir im Leadout. Ich denke ich bin ein guter letzter Mann für ihn. Er mag es, mit hoher Geschwindigkeit den Sprint zu starten und daher passt die Kombi."
picture

Voigt sicher: "Werden van der Poel noch in Spitzengruppe sehen"

Philipsen führt die Punktewertung nach vier Tagen nun mit 150 Punkten an und hat bereits 80 Zähler Vorsprung auf den Zweitplatzierten Victor Lafay (Cofidis). So gut wie der Zug bei Alpecin – Deceuninck funktioniert und so stark wie Philipsen vollstreckt, gibt es momentan keinen Grund daran zu zweifeln, dass er das Grüne Trikot bis nach Paris trägt und unterwegs noch die eine oder andere weitere Etappe gewinnt. Spannend wird, wann der Tag kommt, an dem van der Poel selbst auf Etappenjagd geht.

3. Die Tour braucht eine Lösung gegen Langeweile

Am zweiten Tag in Folge ist bis auf den Massensprint am Ende der Etappe sehr wenig passiert bei der Tour de France. Genau genommen hat das Teilstück nach Nogaro den Vortag sogar noch 'untertroffen'. 90 Kilometer lang rollte das Peloton nur so dahin, und auch als sich nach dem Zwischensprint mit Anthony Delaplace (Arkéa – Samsic) und Benoit Cosnefroy (AG2R – Citroen) doch noch ein zaghaftes Ausreißer-Duo fand, kam kaum Spannung auf.
Lange Flachetappen haben bei großen Rundfahrten immer mehr ausgedient, weil auch die Wildcard-Teams heutzutage nicht mehr nur zur Tour reisen, um sich ein paar Stunden im Fernsehen zu zeigen. Jede Mannschaft hat konkrete Ziele. Deshalb muss sich die ASO Gedanken machen, wie gerade diese Flachetappen in Zukunft attraktiver gestaltet werden können – mit neuen Wertungsformaten für Ausreißer beispielsweise.
picture

Tour-Strecke, 5. Etappe: Erste Bergetappe in den Pyrenäen

Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung