Trotz Schimpftiraden noch in die Top Ten der Tour de France gestürmt: Drei Dinge, die bei der 20. Etappe auffielen
Mit Vollgas ging es auf der 20. Etappe der Tour de France zur Sache - nicht nur sportlich, sondern auch verbal, wie Jordan Jegat erleben musste. Den Sieg holte in Pontarlier mit Kaden Groves ein Überraschungsmann, der damit seine prominenten Teamkollegen überholte, während einer der Superstars des Radsports auch am vorletzten Tag seinen Fluch nicht brechen konnte. Drei Dinge, die auffielen.
Highlights: Groves nutzt Uneinigkeit seiner Kollegen aus
Quelle: Eurosport
Die 20. Etappe war die letzte Chance auf einen Tagessieg für die vielen Teams und Fahrer bei dieser 112. Tour de France die sich auf dem neuen Kurs am Schlusstag in Paris kaum Chancen ausrechnen können. Entsprechend umkämpft war die Ausreißergruppe des Tages und im letzten Drittel der 184 Kilometer suchten mit neuen Attacken weitere Profis ihre Chance.
Am Ende aber war es mit Kaden Groves ausgerechnet ein Sprinter, der das wellige Teilstück entlang der Schweizer Grenze für sich entschied - und das mit einem fast ungewollten Solo.
Hinter dem Australier sorgte der Kampf um die Top Ten in der Gesamtwertung auch am vorletzten Tag noch für Emotionen und einmal mehr musste Wout van Aert anerkennen, dass seine Sieg-Flaute bei der Tour einfach nicht enden will.
Drei Dinge, die bei der 20. Etappe auffielen:
1. Jegat trotz Schimpftiraden in die Top Ten
"Ich bin eine halbe Stunde lang durchbeleidigt worden" - die Aussage von Jordan Jegat im Ziel der 12. Etappe sorgte für Aufsehen und warf ein seltenes Schlaglicht auf die Umgangsformen, die im Radsport teilweise herrschen. Was war passiert? Der Franzose hatte sich mit in die Ausreißergruppe gekämpft, wo er wegen seiner guten Platzierung in der Gesamtwertung (11.) nicht gern gesehen war. Denn das Jayco-Team des Zehntplatzierten, Ben O'Connor aus Australien, wollte die Position nicht aufgeben und die Ausreißer nur höchst ungern ziehen lassen.
Die Begleiter von Jegat an der Spitze waren wenig begeistert und gaben das dem 26-Jährigen auch zu verstehen, allerdings auf extrem unterschiedliche Weise. Während ihm etliche klar, aber freundlich wissen ließen, dass er ihnen die Dinge nicht leichter mache, sah das beim Italiener Simone Velasco ganz anders aus.
"Er hat mir alle Schimpfworte der Welt an den Kopf geworfen", berichtete Jegat, "ich habe nicht alles verstanden, aber man merkt ja, wenn man beleidigt wird. Ich habe ihm gesagt, er solle sich beruhigen, calma, calma" - offensichtlich mit begrenztem Erfolg.
"Wir haben alle das Recht, unser Rennen zu fahren, wir haben Sponsoren und für mich ist der Sport auch eine Frage des Respekts und von Fairplay", so der Bretone. "Im Fußball werden viele Gelbe Karten in solchen Fällen verteilt, ich wünsche mir, dass das auch im Radsport so wäre."
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Simone Velasco (l.) und Jordan Jegat bei der Tour de France 2025 in Pontarlier
Fotocredit: Getty Images
Letztlich wurde Jegat belohnt, er holte nicht nur die 4:08 Minuten gegenüber O'Connor auf, sondern hat vor der Schlussetappe als neuer Zehnter der Gesamtwertung knapp zwei Minuten Vorsprung auf seinen Konkurrenten.
2. Groves überflügelt Philipsen und van der Poel
Als die 112. Tour vor drei Wochen in Lille startete, waren nicht wenige Fans und Fachleute überrascht vom Aufgebot des Teams Alpecin: Warum mit Kaden Groves neben Mathieu van der Poel und Jasper Philipsen einen weiteren Sprinter mitnehmen? Spätestens jetzt kam die Antwort, die eindrucksvoller kaum hätte sein können.
Das Kraftpaket von der australischen Sunshine Coast zeigte im Regen des Jura seine Klasse und sprang für seine bereits ausgeschiedenen Kapitäne in die Bresche. Dabei ging das Pokerspiel im niederländischen Rennstall voll auf: Statt auf die morgige Schlussetappe zu setzen, auf der Groves vielleicht als einer der wenigen Sprinter die Anstiege über die letzte Bergwertung am Montmartre überstehen könnte, ging man schon am Samstag in die Offensive.
Der 26-Jährige biss sich durch und siegte am Ende sogar als Solist - ungewohnt für den Sprinter, der seinen Erfolg so schon auf dem Schlusskilometer genießen konnte. Mit dem Coup vervollständigte er seine Erfolgsbilanz und hat nun Siege bei allen drei großen Landesrundfahrten vorzuweisen - was seinen beiden berühmten Teamkollegen jeweils noch nicht gelungen ist.
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Tränen bei Sieger Groves: "So viele Emotionen"
Quelle: Eurosport
3. Van Aerts Fluch hält an
Dass er es nicht versucht hätte, kann man Wout van Aert auch bei seiner siebten Tour de France keinesfalls vorwerfen. Ob als Ausreißer auf jedem Terrain oder im Sprint, der Belgier war einmal mehr extrem aktiv. Doch seit fast 1100 Tagen will seinen bisher neun Etappensiegen bei der Tour der zehnte nicht folgen.
Auch nach Pontarlier versuchte er es, doch symptomatisch eher mit der Brechstange als mit taktischer Finesse. Am schwersten Anstieg des Tages, einer Bergwertung der 2. Kategorie, setzte er mit einigen Begleitern aus dem Feld der Spitzengruppe hinterher. Doch der Sprung nach ganz vorne gelang nicht, selbst gemeinsam mit Teamkollege Matteo Jorgenson wollte sich die Lücke nicht schließen lassen.
Am Ende fiel van Aert resigniert zurück ins Hauptfeld, und sparte so Kräfte für die letzte Chance bei der 112. Tour: Die Schlussetappe mit ihrem schweren Profil über den Olympia-Kurs in Paris ist dem Allrounder eigentlich auf den Leib geschneidert. Im Vorjahr stellte er sich bei den Sommerspielen in den Dienst von Landsmann Remco Evenepoel und wurde bei dessen Sieg nur 37., jetzt könnte seine Stunde schlagen. Auf den Champs-Elysées hat er übrigens bei der klassischen Streckenführung schon gewonnen - 2021 ging die Schlussetappe an ihn.
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"Schade!" Greipel mit klarer Meinung zum neuen Tour-Finale in Paris
Quelle: Eurosport
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