Tour de France - Merlier schlägt Milan in "Cavendish City" Chateauroux, van der Poel verpasst Start-Ziel-Sieg knapp

Mathieu van der Poel hat aus einer Wahnsinnsaktion auf der 9. Etappe der Tour de France nach Chateauroux beinahe einen Start-Ziel-Sieg gemacht. Der niederländische Superstar war schon bei Kilometer 0 gemeinsam mit Teamkollege Jonas Rickaert dem Hauptfeld davongefahren und wurde erst 800 Meter vor Schluss von den Sprint-Assen eingeholt. Den Etappensieg feierte Tim Merlier vor Jonathan Milan.

Highlights: Merlier fängt van der Poel noch ab, Zimmermann stürzt böse

Quelle: Eurosport

"Ich hatte mit Jonas (Rickaert) besprochen, dass wir es heute probieren wollen. Sein Traum ist es, einmal bei der Tour auf dem Podium zu stehen und ich wollte ihm helfen, den Preis für den Kämpferischsten Fahrer zu bekommen", erklärte van der Poel die außergewöhnliche Start-Attacke. "Ich hoffe, dass die Jury den Preis heute an Jonas gibt." Das tat sie, Rickaert durfte aufs Podium.
Etappendritter hinter Merlier (Soudal-Quick-Step) und Milan (Lidl-Trek) wurde Arnaud De Lie (Lotto) vor Pavel Bittner (Picnic-PostNL) und Paul Penhoet (Groupama-FDJ) sowie Biniam Girmay (Intermarché-Wanty) und Phil Bauhaus (Bahrain Victorious).
Red-Bull-Sprinter Jordi Meeus fuhr als Achter ins Ziel, Pascal Ackermann (Israel-Premier Tech) rollte auf Rang zwölf über den Zielstrich in Chateauroux. Der Zielort hatte sich zu Ehren von Mark Cavendish, der hier die letzten drei Ankünfte 2008, 2011 und 2021 für sich entschieden hatte, für den Sommer 2025 den Beinamen Cavendish City gegeben und auch ein entsprechendes Ortsschild aufgestellt.
picture

Analyse zum Sprint Royal: Merlier kommt mit bestem Timing von hinten

Quelle: Eurosport

"Endlich konnten Bert (Van Lerberghe) und ich hier bei der Tour zum ersten Mal im Finale zusammenarbeiten. Ich bin sehr glücklich, dass er vor mir war. Er hat einen guten Job gemacht", schilderte Merlier das Sprint-Finale, in dem er aber nicht vom Hinterrad seines Anfahrers, sondern von Ackermann schließlich seinen Endspurt startete. "Einmal war ich kurz eingebaut, aber ich konnte 200 Meter vor dem Ziel wieder rauskommen. Zum Glück konnte ich so meine zweite Etappe gewinnen."
Van der Poel und Rickaert hatten im Etappenverlauf bis zu 5:30 Minuten Vorsprung herausgefahren und machten es dem Hauptfeld im Finale sehr schwer, sie zurückzuholen.

Zweitschnellste Tour-Etappe der Geschichte

"5:30 Minuten ist eine Menge, deswegen haben wir probiert zu helfen. Auch andere Mannschaften haben bei der Verfolgung mitgemacht. Das Tempo lag sehr hoch, die beiden vorn sind also auch schnell gefahren", erzählte Merlier, für den auch Maximilian Schachmann und Remco Evenepoel Tempo gebolzt hatten.
Bei viel Rückenwind wurde das 174,1 Kilometer lange Teilstück mit 50,01 km/h zur zweitschnellsten Etappe in der Geschichte der Tour de France abgesehen von Zeitfahretappen. Die schnellste Tour-Etappe war die 4. im Jahr 1999, die Mario Cipollini in Blois vor Erik Zabel gewann.
picture

Bauhaus nach Etappe 9 in Chateauroux: "Happy mit Platz 7"

Quelle: Eurosport

An der Spitze der Gesamtwertung gab es keine Veränderungen. Tadej Pogacar (UAE-Emirates-XRG) trägt das Gelbe Trikot weiterhin 54 Sekunden vor Remco Evenepoel (Soudal-Quick-Step) sowie 1:11 Minuten vor Kévin Vauquelin (Arkéa-B&B Hotels) und 1:17 Minuten vor Jonas Vingegaard (Visma-Lease a Bike).
Evenepoel ist als bester Nachwuchsfahrer weiterhin im Weißen Trikot und auch Tim Wellens (UAE-Emirates-XRG) behielt sein Bergtrikot, da es auf der 9. Etappe keinen einzigen Bergpreis gab.
In der Punktewertung behielt Milan die Führung und baute seinen Vorsprung gegenüber Pogacar weiter aus. Der Italiener hat nun 227 Punkte auf dem Konto und damit 73 Zähler mehr als der Zweitplatzierte aus Slowenien. Girmay folgt mit nun 151 Punkten weiterhin auf Rang drei und Merlier schob sich mit jetzt 150 Zählern auf Platz vier vor. Van der Poel ist mit 128 Punkten, 20 davon sammelte er am Zwischensprint ein, nun Fünfter im Kampf ums Grüne Trikot.
picture

Wahnsinns-Flucht von Alpecin: Van der Poel bringt Rickaert aufs Podium

Quelle: Eurosport

Rickaert und van der Poel attackieren sofort am Start

Sofort bei Kilometer 0 attackierten Jonas Rickaert und Mathieu van der Poel. Niemand anderes reagierte und folgte dem Alpecin-Duo, so dass die Beiden bis zum Zwischensprint bei Kilometer 24 schon mehr als drei Minuten Vorsprung hatten. Van der Poel nahm dort die 20 Punkte mit und aus dem Feld holte Milan vor Girmay, Merlier und Turgis 15 Zähler.
Doch auch nach der Wertung nahmen van der Poel und Rickaert die Beine nicht hoch, sondern bauten ihren Vorsprung auf das von Lidl-Trek angeführte Hauptfeld weiter aus - bis auf 5:30 Minuten bei noch 120 zu fahrenden Kilometern.
115 Kilometer vor dem Ziel stürzte Georg Zimmermann (Intermarché-Wanty) aus zunächst nicht ersichtlichem Grund und zog sich tiefe und großflächige Wunden auf der gesamten linken Körperseite zu.
picture

Zimmermann stürzt schwer und kämpft mit großen Wunden weiter

Quelle: Eurosport

Auf den letzten 100 Kilometern stieg auch Soudal-Quick-Step mit Maximilian Schachmann in die Führungsarbeit im Hauptfeld ein, doch trotzdem standen 85 Kilometer vor Schluss noch fünf Minuten Vorsprung für das Alpecin-Duo auf der Uhr.
Kurz darauf stieg Almeida vom Rad, weil seine Schmerzen wegen seines zwei Tage zuvor erlittenen Rippenbruchs zu groß wurden.
Etwas mehr als 70 Kilometer vor dem Ziel zerriss das Peloton an der Windkante. Es rollte zwar schnell wieder zusammen, doch durch das zwischenzeitlich stark erhöhte Tempo verringerte sich auch der Rückstand zur Spitze schlagartig auf 3:45 Minuten.
picture

Schmerzen nach Rippenbruch zu groß: Almeida gibt die Tour auf

Quelle: Eurosport

Nun stieg auch Jayco-AlUla in die Nachführarbeit mit ein und der Abstand ging herunter. 35 Kilometer vor dem Ziel waren nur noch 1:30 Minuten übrig und im Hauptfeld wurde das Tempo immer höher, weil Seitenwind ins Feld blies und eine Windkanten-Situation entstand. 32 Kilometer vor Schluss zerriss das Peloton und einige Kletterer fielen zurück, wobei der für die Gesamtwertung wichtigste abgehängte Fahrer Ben O'Connor (Jayco-AlUla) war.
Zehn Kilometer später ging das Tempo im Feld bei nun wieder weniger gefährlich stehendem Rückenwind aber wieder etwas heraus, sodass Rickaert und van der Poel ihren Vorsprung von 40 Sekunden bis 16,5 Kilometer vor Schluss nochmal auf 1:20 Minuten ausbauen konnten. Dann aber ging es nochmal rechts herum und aus dem Rücken- wurde wieder Seitenwind.

Van der Poel 800 Meter vor Schluss gestellt

Dort verringerte sich der Abstand wieder, doch van der Poel und Rickaert hielten mit aller Kraft dagegen und hatten 6,5 Kilometer vor Schluss noch 35 Sekunden auf ihrer Seite. Dort verabschiedete sich Rickaert von seinem Kapitän und der niederländische Ex-Weltmeister zog allein weiter durch. Eingangs der 1,5 Kilometer langen Zielgeraden hatte er noch sechs Sekunden Vorsprung, doch 800 Meter vor dem Ziel wurde er von den Sprinter-Teams eingeholt.
Jake Stewart zog den Sprint für Ackermann an, der sich dann ans Hinterrad von Danny van Poppel orientierte, aber nichts mehr entgegensetzen konnte, als der Merlier und Milan richtig loslegten. Ackermann nahm die Beine hoch und rollte aus, während Merlier zum Sieg rauschte.
picture

Tour-Strecke, 10. Etappe: Erster Härtetest in den Bergen

Quelle: Eurosport


Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen