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Kitzbühel: Die deutschen Abfahrer sind auf der "Streif" gefordert - Medaillen-Chancen aber gering

VonSID

Publiziert 19/01/2017 um 12:59 GMT+1 Uhr

Im Sommer 2014 saß Mathias Berthold in einem Biergarten in München und blickte in erstaunte Gesichter. Im Schatten einer Kastanie versuchte er zu erklären, warum er keine Lust mehr hatte, Cheftrainer der österreichischen Ski-Rennläufer zu sein - und weshalb er dies lieber bei den Deutschen sein wollte.

Josef Ferstl

Fotocredit: SID

Und als sei dies nicht verwunderlich genug, ließ der Österreicher noch den Satz fallen, bis zu den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang wolle er die deutschen Abfahrer so weit haben, "dass sie um die Medaillen mitfahren können". Wie bitte?
Im Sommer 2014 von einer deutschen Abfahrtsmannschaft zu sprechen, war mutig - in Wahrheit dachten sie beim Deutschen Skiverband (DSV) darüber nach, die Königsdisziplin nicht mehr zu besetzen. Und heute? Am Samstag (11.30 Uhr) steht, abgesehen von der WM (6. bis 19. Februar), das wichtigste Rennen der Saison auf dem Programm, die Abfahrt in Kitzbühel.
Josef Ferstl steht im Zielraum der "Streif", die Sonne scheint, und er sagt über die jetzt zweieinhalb Jahre alte Prognose von Berthold: "Ich denke, es ist ein gutes, realistisches Ziel für Olympia." Aber hallo!

Athleten machen Fortschritte

"Naja", wirft Alpindirektor Wolfgang Maier ein, "mit der Medaille bin ich mir nicht so sicher, aber die Jungs haben jedes Jahr einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht." Das gilt für Ferstl, vor allem für den "Flachlandtiroler" Andreas Sander oder den jungen und unbekümmerten Thomas Dreßen. Der Aufschwung wirkt sich auf das Ansehen aus. "Sie kriegen international wieder Anerkennung", betont Maier, und Ferstl hat erkannt:
Man wird ernster genommen. Wir werden gefilmt, die anderen schauen, was wir machen. Das ehrt und spornt an.
Der letzte deutsche Abfahrer, der auf der "Streif" auf dem Siegerpodest stand, war Josef Ferstls Vater Sepp: Er gewann 1978 und 1979. Danach? Fehlanzeige! Seit dem Überraschungssieg von Max Rauffer in Gröden 2004 ist kein Deutscher mehr in der Königsdisziplin aufs Podium gefahren.
Und spätestens in 13 Monaten soll es dann bei Olympia klappen? "Wenn wir uns klug anstellen, ist es möglich. Ich denke, dass es sogar schon früher möglich ist", sagt Ferstl Junior. Seine beste Platzierung bisher: Rang fünf in Santa Caterina im vergangenen Dezember. Im Super-G.
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Josef Ferstl

Fotocredit: SID

Tatsächlich ist es dem hochgeschätzen und von den Athleten hochgelobten Berthold und Abfahrtstrainer Christian Schwaiger gelungen, Ferstl und den bereits als ewiges Talent verrufenen Sander schon mal in die Nähe der erweiterten Weltspitze zu bringen. Was auch an den Läufern selbst liegt. "Sie haben uns alle extrem überrascht", sagt Maier, "sie haben plötzlich alle angefangen zu arbeiten." Und sie verschieben permanent ihre Ziele.
"Wir wollen noch weiter nach vorne. Wir wollen unter die ersten drei", betonte Ferstl nach seinem fünften Rang in Santa Caterina.

Sander will an vergangenes Jahr anknüpfen

Der Maßstab für Kitzbühel wäre Rang zehn im Super-G am Freitag (11.30 Uhr). Sander erreichte diese Platzierung im vergangenen Jahr. "Es wäre schön, daran anzuknüpfen", sagt er und ergänzt: "Ich denke, dass ich einen Schritt weiter bin als im letzten Jahr." Warum das so ist? Früher, sagt Sander, "hat man sich zu sehr auf das konzentriert, was man erreichen will - und zu wenig darauf, wie man dahin kommt."
Anders ausgedrückt: Der Weg ist das Ziel. Erst die Arbeit, dann die Resultate. Noch 13 Monate bis Olympia.
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