Ski-WM 2025 - Eurosport-Experte Fritz Dopfer zieht deutsches WM-Fazit: "Mehr Potenzial als sichtbar"

Für Eurosport-Experte Fritz Dopfer war die Alpine Ski-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm ein großer Erfolg - zumindest im globalen Kontext. Doch auch über das lange auf Edelmetall hinfiebernde DSV-Team will der Silbermedaillengewinner von 2015 den Stab nicht brechen, schließlich fand zumindest Linus Straßer noch den Weg zur Medaille. Für die enttäuschte Lena Dürr gelte indes nun der Blick nach vorne.

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Quelle: Eurosport

Fritz Dopfer hat als Eurosport-Experte die Ski-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm vor Ort erlebt. Die Titelkämpfe boten unter tollen äußeren Umständen im wahrsten Sinne des Wortes viel Licht, aus Sicht des Deutschen Skiverbandes (DSV) aber auch viel Schatten.
So durfte einzig Linus Straßer im abschließenden Slalom über eine Medaille jubeln (Bronze). Die deutschen Starter verpassten damit die Zielvorgabe, zweimal Edelmetall holen zu wollen. Das gestand auch Alpin-Direktor Wolfgang Maier am Sonntag geradeaus ein.
Für Dopfer herrschte am Montag dennoch ein gutes Gefühl vor. "Die Ski-WM hat den Sport in den Mittelpunkt gerückt und Menschen verbunden. Ich habe viele strahlende Gesichter gesehen, ob bei Athleten, Betreuern, Fans, Volunteers, Medien, Touristen oder Einheimischen", sagt er im Gespräch mit Eurosport.de - "Danke, Saalbach!"
Aus deutscher Sicht endeten die Wettkämpfe zumindest versöhnlich - dank Straßer. "Der unbedingte Wille zur Medaille war spürbar", meint Dopfer über den 32-Jährigen, der noch von Rang fünf zwei Plätze nach vorne fuhr: "Trotz des hohen Drucks - die Startnummer bei Großevents wiegt gefühlt mehr als sonst - hat er eine herausragende Leistung gezeigt. Ich habe unglaublich mitgefiebert und freue mich riesig für ihn."
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Highlights: Straßer rast beim WM-Slalom furios zu Bronze

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Dopfer: Straßer strebt nach Perfektion

Für leichte Irritationen sorgte der Medaillengewinner anschließend, als er sagte: "Ich bin ein halbes Jahr weg von meiner Familie. Und das mache ich sicher nicht für den Deutschen Skiverband." Der DSV böte ihm "eine super Grundlage. Und ich freue mich auch, dass ich eine Medaille für sie einfahren kann. Aber ich mache es für mich", präzisierte er.
Aussagen, die Dopfer zum Teil verstehen kann: "Meine Silberne bei der WM 2015 war in erster Linie eine große Genugtuung für mich persönlich. Ich hatte die Leistung gebracht! Gleichzeitig war ich dankbar und demütig gegenüber meinem Team."
Denn: "Ein solcher Erfolg ist immer eine Gemeinschaftsleistung." Straßers Erfolg basiere "auf seiner Mentalität, seinem Teamwork und seinem permanenten Streben nach Perfektion".
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Straßer erlöst DSV: Siegerehrung im Slalom

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Dopfer "kein Fan des Medaillenspiegels"

Andere deutsche Erfolge suchte man indes in Saalbach vergebens - zumindest im Medaillenspiegel, wo der DSV mit Schweden und Tschechien auf Rang sieben landete. Zu Vergleich: die Schweiz heimste gleich 13-mal Edelmetall ein (5/5/3), Gastgeber Österreich immerhin siebenmal (2/3/2). Italien jubelte dreimal (2/1/0), die USA viermal (2/0/2), Norwegen ebenfalls dreimal (0/1/2).
"Ich bin kein Fan des Medaillenspiegels - er ist eine Momentaufnahme", sagt Dopfer allerdings dazu. Im Falle der deutschen Athleten sei es "wichtig, die Einzelleistungen differenziert zu betrachten". Schließlich habe das Gros der DSV-Athleten vorher "nicht unbedingt zu den Medaillenfavoriten" gehört.
Zu den positiven Beispielen gehören für den 37-Jährigen neben Emma Aicher, die in Super-G und Abfahrt zweimal Sechste wurde und in der Team-Kombi mit Rang zwei in der Abfahrt überzeugte, auch "Anton Grammel für die absolute Laufbestzeit im zweiten Durchgang des Riesenslaloms".
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Grammel grandios: Bestzeit im zweiten Durchgang

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Dürr nicht die einzige Enttäuschte der WM

Der angeschlagene Simon Jocher und Fabian Gratz hätten in der Team-Kombi bzw. beim Team-Event ebenfalls gut performt. Dopfers Fazit: "Medaillentechnisch haben sie sich unter Wert geschlagen, doch mit mehr Potenzial als sichtbar."
Lena Dürr indes überraschte als Neunte im Riesenslalom, fuhr aber mit Platz acht im Slalom deutlich an der erhofften Medaille vorbei. Mit der Enttäuschung sei sie jedoch nicht alleine. "Leistungssport kennt Gewinner und Verlierer - übrigens auch international. Gewinner wie beispielsweise Loic Meillard, Franjo von Allmen oder Federica Brignone, aber auch Verlierer wie Manuel Feller, Henrik Kristoffersen oder Lindsey Vonn", sagt Dopfer.
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Angeschlagene Dürr mit versöhnlichem Abschluss in Saalbach

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Wichtig sei für Dürr nun ohnehin, "wie sie damit umgeht". Denn: "Der Rückspiegel ist kleiner als die Windschutzscheibe." Die 33-Jährige zähle immer noch "zu den besten Skifahrerinnen ihrer Generation - ihre Erfolge sprechen für sich. Das Schöne im Skisport: es geht immer weiter. Die nächste Chance kommt!"

Aicher als Lichtblick - auch für die Zukunft

Dopfer, der selbst für den Skiverband arbeitet, verneinte auch Berichte über schlechte Stimmung im DSV-Team in den Tagen von Saalbach. "Die Zuversicht war stets spürbar, denn das Machbare zählt. Umso schöner, dass das gesamte Team im Hintergrund mit Linus' Bronzemedaille einen erfolgreichen Abschluss feiern durfte", so der ehemalige Slalom- und Riesenslalom-Spezialist.
Für WM-Lichtblick Aicher zähle nun nur noch der Blick nach vorne - auch wenn der Abschluss mit dem Aus im Slalom enttäuschend war und es Gerüchte über einen Wechsel zum schwedischen Ski-Team gibt.
"Sie hat bereits hervorragende Leistungen gezeigt", so Dopfer: "Sie liebt das Skifahren, hat viel Feingefühl und Mut. Ihr Potenzial ist enorm - deutsche Skifans dürfen sich auf viele starke Rennen in der Zukunft freuen."
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In Medaillennähe: DSV-Hoffnung Aicher überzeugt bei WM-Abfahrt

Quelle: Eurosport


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