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Karl Geiger und Andreas Wellinger schüren Euphorie nach Klingenthal-Wochenende - was geht bei der Vierschanzentournee?

Marc Hlusiak

Update 11/12/2023 um 08:17 GMT+1 Uhr

Goldene Zeiten für das deutsche Skispringen. Mit Karl Geiger, Andreas Wellinger und Pius Paschke liegen gleich drei DSV-Adler nach sechs Springen unter den besten vier im Gesamtweltcup. Dass sich in Klingenthal nun auch Dominator Stefan Kraft erstmals schlagbar zeigte und mit Karl Geiger Deutschlands Vorzeigespringer wieder zur Topform fand, schürt Hoffnung für die anstehende Vierschanzentournee.

Maschine Geiger! Der Flug zum Klingenthal-Double

Karl Geiger und Andreas Wellinger stürmten mit weit aufgerissenen Mündern aufeinander zu und brüllten sich ein langgezogenes "Krass!!!" entgegen.
Zweieinhalb Wochen vor dem Beginn der Vierschanzentournee hat Geiger mit einem nicht für möglich gehaltenen Doppel-Erfolg beim Heim-Weltcup in Klingenthal für riesige Euphorie im deutschen Skisprunglager gesorgt.
Olympiasieger Wellinger rundete mit Platz drei am Sonntag ein Traumwochenende ab - ihre Leistungsexplosion konnten die DSV-Adler kaum fassen.
"Das ist der Wahnsinn, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Das hätte ich nicht erwartet", sagte Geiger, der seit Januar 2022 auf einen Weltcupsieg warten musste. Nun gelangen ihm binnen 24 Stunden Nummer 14 und 15 seiner Karriere.

"Teufels-Geiger" und "Mentalitätsmonster Geiger"

Vor allem am Sonntag zeigte er in einem ganz schwierigen Springen mit stark wechselnden Bedingungen seine ganze Nervenstärke. "Aber das ist eben der Karl, der bringt es immer runter", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher in der "ARD" über seinen "Teufels-Geiger", während Ex-Bundestrainer Werner Schuster bei Eurosport von "Mentalitätsmonster Geiger" sprach.
Der 30-Jährige aus Oberstdorf siegte mit Sprüngen auf 141,0 und 141,5 m vor dem Schweizer Gregor Deschwanden sowie Teamkollege Wellinger. Weltcup-Spitzenreiter Stefan Kraft, Sieger der ersten vier Saisonspringen und am Samstag hinter Geiger Zweiter, stand als Neunter erstmals in diesem Winter nicht auf dem Podium.
Das Gelbe Trikot behauptete Kraft aber vor Wellinger und Geiger.
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Die Grundlage zum Sieg: Geiger springt auf 141 Meter

Gute Saisonstarts keine Seltenheit bei DSV-Adlern

Dennoch: Blickt er aktuell auf den Stand im Gesamtweltcup, wird es dem deutschen Skisprung-Fan warm ums Herz. Mit Karl Geiger (2.), Andreas Wellinger 3.), Pius Paschke (4.) und Stephan Leyhe (7.) tummeln sich gleich vier DSV-Adler in den Top Ten des FIS-Rankings, drei von ihnen sogar unter den ersten vier.
Kein Wunder, dass rund drei Wochen vor dem Auftakt der Vierschanzentournee die leise Hoffnung auf einen weiteren deutschen Tournee-Sieger immer lauter wird. Satte 21 Jahre ist es mittlerweile her, dass Sven Hannawald im Jahr 2002 alle vier Tourneespringen gewann und den Goldenen Adler in Bischofshofen überreicht bekam.
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Sven Hannawald jubelt 2002 in Bischofshofen über den Sieg bei der Vierschanzentournee

Fotocredit: Imago

Seither wurden das zarte Pflänzchen Hoffnung aus deutscher Sicht bei der Tournee meist jäh gerupft. In diesem Jahr scheinen die Sterne aber besonders günstig zu stehen.

Podiumsserie beim DSV setzt sich fort

Zweieinhalb Wochen vor Start der Vierschanzentournee zeigte sich Geiger in Klingenthal in überragender Form, mit 297,9 Punkten lag er am Sonntag recht deutlich vor Deschwanden (293,6) - und das trotz einer längeren Unterbrechung vor seinem Finalsprung. Am Samstag hatte er sich vor Dauersieger Stefan Kraft durchgesetzt.
Auch die weiteren Deutschen beeindruckten am zweiten Tag des Doppelevents. Wellinger stellte im zweiten Durchgang mit 146,5 m den zwölf Jahre alten Schanzenrekord von Michael Uhrmann ein und lag nur einen halben Punkt hinter Deschwanden - die Tagesbestweite teilte er sich mit dem Schweizer. Pius Paschke flog als Achter im sechsten Saisonwettkampf zum sechsten Mal unter die besten zehn.
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Sensationell! So kontert Deschwanden Wellingers Rekordsprung

Die DSV-Adler setzten damit auch im sechsten Saisonspringen ihre Podiumsserie fort und gehen auf Rekordjagd: Einen deutschen Podestplatz in jedem der ersten sechs Wettkämpfe hatte es bislang nur 1998/99 gegeben - als Martin Schmitt, Sven Hannawald und Ronny Hornschuh sogar in den ersten sieben Springen auf das Treppchen flogen.
Für die Tournee schien der deutsche Höhenflug zunächst ein gutes Omen zu sein: Schmitt gewann damals die ersten beiden Springen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen. In der Endabrechnung wurde der heutige Eurosport-Experte aber nur Vierter.

Engelberg als ultimativer Heißmacher

Seit nun über 20 Jahren reisen die DSV-Athleten nicht selten in aussichtsreicher Form zur ersten Tourneestation nach Oberstdorf. In jüngerer Vergangenheit gab es mit Severin Freund, Andreas Wellinger, Richard Freitag, Karl Geiger und Markus Eisenbichler zudem diverse Springer mit Siegpotenzial, Jahr für Jahr jubelten jedoch Springer aus anderen Ländern.
Auch in dieser Saison dominiert bislang Österreichs Topspringer Kraft den Weltcup, gewann die ersten vier Springen des Winters allesamt und reist als einer der Topfavoriten zur Tournee. In Klingenthal präsentierte sich der letzte österreichische Tourneesieger (214/15) aber schlagbar - es darf also gehofft werden.
Im Schweizerischen Engelberg, wo vor dem Start am 29. Dezember am kommenden Wochenende die traditionelle Generalprobe stattfindet, will Kraft zurück in die Erfolgsspur.
Doch auch für Geiger ist die Schanze ein gutes Pflaster: 2018 feierte der Allgäuer dort seinen ersten Weltcupsieg, 2021 gewann er erneut und wurde im durchwachsenen Vorjahr immerhin Vierter. Einen besseren Heißmacher für die Tournee kann es aus Sicht des Oberstdorfers also kaum geben.
(mit SID)
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Schanzenrekord! Wellinger mit Traumflug aufs Podest

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