"Verkrampfter" Wellinger zieht nach nächstem Debakel die Notbremse - Eurosport-Experte Werner Schuster leidet mit

Andreas Wellinger erlebt bislang eine Saison zum Vergessen. Nun zieht der Olympiasieger von 2018 die Reißleine und legt eine Weltcup-Pause ein - zumindest vorerst. Im Training will sich der 30-Jährige Sicherheit für seine Sprünge zurückholen, schließlich konnte er sich schon häufig aus sportlichen Krisen zurückkämpfen. Dieses Mal scheint das Problem allerdings größer: Der Kopf spielt nicht mit.

Wellinger scheitert erneut in der Quali - "damit ist der Spuk vorbei"

Quelle: Eurosport

Andreas Wellinger hatte nach dem trüben Wochenende im Klingenthaler Nebel die Nase voll.
"Meine Leistung ist einfach schlecht. Ich muss irgendetwas finden, damit es wieder leicht wird", sagte das Sorgenkind des deutschen Skispringens.
Also zog der 30-Jährige mit Blick auf die nahende Vierschanzentournee die Reißleine: Wie zuvor schon Karl Geiger steigt Wellinger aus dem Weltcup aus, bis Weihnachten steht nur noch Training auf dem Programm.
Wellinger hat in seiner langen Karriere schon einige Krisen erlebt, 2021 verpasste er im drittklassigen FIS-Cup einmal den zweiten Durchgang. Doch solche Tiefs ließen sich immer erklären, etwa mit langen Verletzungspausen. Nun ist die Lage beim zweimaligen Olympiasieger komplizierter. Denn Wellinger ist fit - und fliegt dennoch hinterher.

Schuster leidet mit Wellinger mit

Nach den indiskutablen Plätzen 40 und 57 in Klingenthal erhielt der Bayer sogar Mitleid. "Es ist hart anzuschauen. Es tut mir in der Seele weh", sagte etwa der ehemalige Bundestrainer Werner Schuster, der Wellinger 2018 in Pyeongchang zu Olympia-Gold geführt hatte, bei Eurosport. Denn: "Er ist ein toller Sportler."
Schuster konnte in Klingenthal genau erahnen, woran es beim Olympiasieger haperte: "Da sieht man, wie verkrampft die Haltung ist. Das ist ganz typisch, wenn man sucht und sucht und sucht."
Die Leichtigkeit im Sprung ist dem 30-Jährigen mit Beginn der Saison abhandengekommen, er ist zum Suchenden geworden. Dabei seien die Trainingsleistungen gut gewesen, nur deshalb - und weil er die Heimfans nicht enttäuschen wollte - sei er überhaupt nach Klingenthal gereist.

Wellingers neue Realität

Die Realität in diesem Winter ist allerdings eine andere: In neun Springen reichte es nur zweimal für den zweiten Durchgang. Der Kopf scheint das Problem zu sein.
"Ich bekomme es nicht umgesetzt, dass ich Konstanz reinkriege, dass ich an der Kante Energie mitnehme", sagte Wellinger. Im Training werde er nun "alles dafür tun, stärker zurückzukommen." Viel Zeit bleibt aber nicht, direkt nach der Weihnachtspause geht es zum Tournee-Auftakt in Oberstdorf.
Die Generalprobe wird Wellinger ebenso wie der formschwache Geiger auslassen. Das macht Sinn, schließlich können beide an nur einem Trainingstag mehr Sprünge absolvieren als an einem ganzen Weltcup-Wochenende.
"Er braucht Zeit, er muss den Fehler rausfiltern", sagt auch Schuster.

Platzt Wellingers Knoten bei der Tournee?

Um endlich etwas zu finden, wird Wellinger also in Engelberg fehlen - erst zum dritten Mal seit seinem Debüt dort im Dezember 2012 als 17-Jähriger. 2014 war er kurz vor der Tournee-Generalprobe schwer gestürzt, 2019 verpasste er verletzt die komplette Saison. Nun verzichtet er erstmals freiwillig.
Was also macht Hoffnung? Zum einen, dass Wellinger sich schon oft genug aus einem Tal gekämpft hat. Und zum anderen, dass es manchmal schnell geht.
"Das ist das Schöne am Skispringen, dass es von einem zum anderen Sprung klick machen kann", sagt auch der ehemalige Tournee-Gewinner Sven Hannawald. Aber auch der "ARD"-Experte ahnt: "Bei Andi braucht es den einen oder anderen Klick mehr."
Immerhin: Sorgen um ihren Tournee-Startplatz müssen sich weder Wellinger noch Geiger machen, sowohl für Oberstdorf als auch Garmisch-Partenkirchen darf Bundestrainer Stefan Horngacher einen erweiterten Kader nominieren. Ob es dann nach Innsbruck weitergeht, ist dagegen offen.
(SID)
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Highlights: Nächste Prevc-Show im Nebel von Klingenthal

Quelle: Eurosport


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