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Skiflug-WM - Experte Schmitt: Das fehlte Deutschland zu Gold

Jonas Klinke

Update 13/12/2020 um 20:33 GMT+1 Uhr

Das nennt man wohl klassisch verpokert: Schlussspringer Karl Geiger hat nach einer Anlaufverkürzung durch Bundestrainer Stefan Horngacher das fast schon sicher geglaubte Gold im Teamspringen bei der Skiflug-WM noch vergeben. Der frischgebackene Skiflug-Weltmeister im Einzel unterlag im direkten Duell Halvor Egner Granerud. Ein Grund: Vor Geigers Sprung gab es offenbar etwas Chaos.

Karl Geiger flog bei der Skiflug-WM in Planica zu Gold im Einzel und Silber im Teamwettkampf

Fotocredit: Imago

Karl Geiger erklärte im Auslauf seinen Teamkollegen nach seinem Flug auf 224,5 Metern: "Das war jetzt nervig, weil ich habe mich zuerst in der [Luke] 10 angeschnallt, dann wieder abgeschnallt. Dann in die 12, dann hieß es 11. Dann wieder 10."
Doch wie konnte das Durcheinander am Balken passieren? Norwegens Trainer Alexander Stöckl hatte im 2. Durchgang vor Halvor Egner Granerud von Luke 12 auf 10 verkürzt. Mit einem weiten Flug aus niedrigerer Luke spekulierte Stöckl auf Bonuspunkte und wollte Geiger, der mit 14,6 Punkten Vorsprung in seinen letzten Sprung ging, so unter Druck setzen.
Granerud meisterte seine Aufgabe hervorragend: Der Vize-Weltmeister vom Samstag flog auf 234,5 Meter und erhielt damit die Zusatzpunkte für die freiwillige Anlaufverkürzung. Damit ging Norwegen nicht nur haushoch vor Polen in Führung, sondern durfte sich auch Hoffnungen auf Gold machen.
Im Anschluss wollte auch der deutsche Bundestrainer Horngacher die taktische Variante der Anlaufverkürzung nutzen und Geiger ebenfalls aus Luke 10 starten lassen. Dies hatte die Jury oben am Balken offenbar aber zunächst nicht mitbekommen. Deshalb war am Balken vor Geigers Sprung für kurze Zeit unklar, aus welcher Luke der Oberstdorfer anfahren sollte. Das störte ihn natürlich in seiner Vorbereitung, ehe er auf 224,5 Meter segelte.

Schmitt hatte bei Geigers Sprung schon eine Vorahnung

Eurosport-Experte Martin Schmitt sagte zu dem Durcheinander: "Das ist natürlich ein Hin und Her. Aber das Hin und Her gab es in der Einzelkonkurrenz auch bei Granerud. Das ist nicht so einfach, da cool zu bleiben. Aber der Karl hat trotzdem einen super Sprung gemacht."
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Granerud entreißt Deutschland Gold: Das WM-Drama in voller Länge

Doch leider war Geigers Sprung nicht weit genug, obwohl er laut den TV-Bildern mit seinen 224,5 Metern ganz knapp an der geforderten Führungsweite dran war: Die grüne Linie lag bei 225 Metern.
Diese Einblendung war jedoch falsch, wie Martin Schmitt bereits bei Geigers Sprung anmerkte: "225 Meter? Er muss eigentlich 228 Meter springen, damit er die Punktgutschrift kriegt. Deswegen stimmt die Anzeige nicht."
Schmitts Bedenken bewahrheiteten sich: Die 224,5 Meter von Geiger waren zu kurz und anstatt nur knapp den Norwegern zu unterliegen, fehlten Constantin Schmid, Pius Paschke, Markus Eisenbichler und Karl Geiger am Ende 19,2 Punkte zum ersten deutschen WM-Gold im Skifliegen überhaupt.
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"Super!" Eisenbichler fliegt das deutsche Team an die Spitze

Schmitt lobt Granerud für "sensationellen Sprung"

Schmitt erklärte den hohen Rückstand: "Es gibt eine Punktgutschrift, die hat Karl nicht bekommen, weil er nicht auf 95 Prozent der Hillsize-Weite gesprungen ist. Das sind 8,5 Punkte pro Gate. Da hat er 17 Punkte liegen gelassen. Das war fast die Punktanzahl, die am Ende gefehlt hat."
So durfte sich Norwegen über seinen dritten WM-Titel im Teamfliegen in Serie und den fünften Titel insgesamt freuen. Besonders für Granerud, dem laut Schmitt im Finale ein "sensationeller Sprung" gelungen war, dürfte das Gold eine kleine Genugtuung sein. Am Samstag war er im Einzel noch um 0,5 Punkte an Gold vorbeigeschrammt.
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Eine Luke tiefer - und dann packt Geiger diesen Wahnsinnsflug aus

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