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Rolf-Kalb-Blog zum Snooker-Jahr: Großes auf dem Tisch, Tiefpunkte abseits des Tisches - Triumphe und Tiefpunkte
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Publiziert 25/12/2023 um 08:05 GMT+1 Uhr
Sportliche Triumphe, sportliche Enttäuschungen und Tiefpunkte abseits des Tisches. Das Jahr 2023 brachte im Snooker viele tolle Momente - aber eben nicht nur. Das jedenfalls meint Eurosport-Kommentator Rolf Kalb in seinem Blog zum Snooker-Jahr. In seinem Rückblick auf 2023 setzt er aber den Schwerpunkt bei den Highlights auf dem Tisch. Davon gab es reichlich in diesem Jahr.
Konfettiregen und Kuss von Freundin: Brecel erhält WM-Trophäe
Quelle: Eurosport
In einem Rückblick auf das Snookerjahr 2023 kann ich den Betrugsskandal, der den Sport Anfang des Jahres erschüttert hat, natürlich nicht ignorieren. Zehn Spieler sind in diesem Zusammenhang gesperrt, zwei von ihnen sogar lebenslänglich. Richtig so!
Snooker ist nicht der einzige Sport, der mit Betrug zu kämpfen hat. Das ist wohl leider die menschliche Natur. Immerhin finde ich, dass die Verantwortlichen im Snooker damit konsequenter umgegangen sind als in anderen Sportarten, wo gerne auch nach Schlupflöchern gesucht wird.
Sportlich ragt im ersten Halbjahr natürlich der WM-Triumph von Luca Brecel heraus. Den Belgier hatte vor Beginn der 17 Tage im Crucible Theatre wohl niemand auf dem Zettel, aber mit großer Freiheit und mitreißendem Snooker stürmte er unbelastet zum Titel.
Im Viertelfinale gewann Brecel sieben Frames in Folge, nachdem er gegen Ronnie O‘Sullivan mit 6:10 in Rückstand geraten war. Im Halbfinale schien sein WM-Traum geplatzt, als Si Jiahui mit 14:5 in Führung gegangen war. Aber Brecel gelang ein kaum für möglich gehaltenes Comeback. Und auch im Finale blieb er aufrecht stehen, als Mark Selby seine Aufholjagd startete.
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Tränen in Papas Armen: Weltmeister Brecel überkommt es
Quelle: Eurosport
Brecel fehlt noch die Freiheit - Trump mit Mega-Serie
In der neuen Saison hat Luca Brecel daran noch nicht anknüpfen können. Seinem Spiel fehlt einfach die Freiheit, die ihn bei der WM erfolgreich gemacht hatte. Aber das ist normal für jemanden, der zum ersten Mal Weltmeister geworden ist. Die Erwartungen, die man selber hat und die von außen an einen herangetragen werden, führen zu einem ungeahnten Druck. Darauf kann man sich nicht vorbereiten oder einstellen.
Bei der WM sorgte übrigens Mark Selby mit dem ersten Maximum Break in einem WM-Finale für einen ganz besonderen Moment.
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Historisch! Selby gelingt erstes Maximum in einem WM-Finale
Quelle: Eurosport
Im Herbst brachte Judd Trump die Snookerwelt mit einer unvergleichlichen Siegesserie zum Staunen. Mehr als 20 Matches gewann er in Folge, holte dabei drei Titel in Folge. Das ist unter allen Umständen beeindruckend. In den Zeiten härter gewordener Konkurrenz gilt das aber erst recht.
Der Spieler, der sich im Jahr 2023 am meisten verbessert hat, ist für mich Zhang Anda. Das deutete der Chinese bereits an, als er das Finale der English Open erreichte. Endgültig den Durchbruch schaffte er aber mit seinem Triumph bei der International Championship. Das war eine in jeder Hinsicht reife Leistung.
O'Sullivan als König der Generationen
Ronnie O’Sullivan bewies ein weiteres Mal seine Ausnahmestellung bei seinem achten Triumph bei der UK Championship.
Mit 17 und 47 Jahren ist er nun gleichzeitig der jüngste und auch der älteste Sieger bei diesem Traditions-Turnier. Er mag diese besonderen Momente nicht mehr so oft wie früher liefern, aber er hat es noch immer drauf.
Für den magischen Moment des Jahres sorgte für mich Shaun Murphy mit seinem Maximum Break beim Shoot Out. Die 147 Punkte in Folge sind noch immer etwas Besonderes. Das aber in so einem Format zu schaffen setzt dem Ganzen noch einmal die Krone auf. Zeitdruck, Lärm und das ganze Drumherum blendete Murphy einfach aus. Da zeigte er, dass sein Spitzname "Magician" wirklich passt.
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Murphy schafft historisches Maximum Break: "Was für eine Gala!"
Quelle: Eurosport
Die erfolgreiche Titelverteidigung von Gary Wilson bei den Scottish Open gehört auch zu den besonderen Momenten dieses Jahres. Das habe ich ja schon in meinem letzten Blog beleuchtet. Seine Heldentat im Halbfinale, als er im Decider gegen den bedauernswerten Zhou Yuelong schon drei Snooker brauchte und trotzdem auf eine re-spotted Black gewann, war für mich die größte kämpferische Leistung des Jahres.
Mehr Struktur ist ein Muss
18 Ranglisten-Turniere gab es im Jahr 2023 und drei große Einladungsturniere (Masters, Shanghai Masters und Champion of Champions). Nach jahrelangen pandemiebedingten Einschränkungen kehrt also auch die Snookerwelt zur Normalität zurück. Für die Fans ist das gut, vor allem aber für die Spieler.
Das führte aber auch zu heißen Diskussionen über die Gestaltung des Kalenders. Verstärkt wurde das noch dadurch, dass die WPBSA auch noch eine Reihe weiterer offenen Flanken hat. Das nicht funktionierende Live-Scoring ist nur eine der vielen Baustellen. Was den Kalender betrifft, so glaube ich aber, dass im Jahr 2023 noch vieles mit der heißen Nadel gestrickt werden musste. Ich hoffe daher, dass es spätestens für 2024/25 gelingt, einen besser strukturierten Kalender zusammenzustellen.
An dieser Stelle möchte ich auch allen Kolleginnen und Kollegen danken, die bei uns im Haus engagiert daran arbeiten, die Faszination Snooker in die Welt zu tragen. Vor allem aber möchte ich allen Zuschauerinnen, Zuschauern, Userinnen und Usern danken. Ohne Euer Interesse und Eure Treue wäre unsere Arbeit bedeutungslos.
Erst einmal wünsche ich aber allen ein frohes und schönes Weihnachtsfest, eine gute Zeit zum Jahreswechsel und einen guten Start in das neue Jahr. Für 2024 hoffe ich, dass zumindest einige Ihrer Wünsche in Erfüllung gehen und Sie Glück und Zufriedenheit erleben. Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund. Vor allem: Möge die Welt 2024 ein kleines bisschen friedlicher und gerechter werden!
Herzliche Grüße
Ihr / Euer Rolf Kalb
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"Dieser Sport ist verrückt": Wilson im Sieger-Interview
Quelle: Eurosport
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