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Faszinierend, mitreißend, spannend, dramatisch. Und grausam!

Rolf Kalb

Update 19/12/2017 um 10:12 GMT+1 Uhr

So ist Snooker: faszinierend, mitreißend, spannend, dramatisch. Und auch manchmal grausam. So war es zumindest am Sonntag für Cao Yupeng. Neil Robertson hatte ja Recht, als er sagte, Cao sei nur Millimeter vom Sieg entfernt gewesen. Und dieser Sieg wäre auch verdient gewesen. Aber dann kam der Druck. Und mit dem Druck kam die Nervosität. Da zahlte sich Robertsons Erfahrung aus.

Neil Robertson celebrates with title.

Fotocredit: Eurosport

Nach dem Midsession Interval am Abend, als er mit 4:8 hinten lag, legte Neil Robertson erst einmal los als gäbe es kein Morgen mehr. Er hatte nichts mehr zu verlieren und attackierte ungeheuer aggressiv jeden Ball. Was er da alles gelocht hat, war kaum zu glauben. Aber diese Offensive um jeden Preis dauerte nur eineinhalb Frames. Dann spürte er, dass sich die Situation verändert hatte. Er realisierte, dass Cao Yupeng nun den Druck spürte und so seine zuvor atemberaubende Sicherheit verlor. Robertson weiß, wie man einen Gegner unter Druck setzt. Das hat er am Sonntag in Perfektion vorgeführt.
Mark Williams hat es auf Twitter sehr treffend zusammengefasst: "Yupeng ist unter dem Druck zusammengebrochen; das ist schon sehr vielen passiert, auch mir. Da kannst Du dann nichts mehr machen.
So kann es hoffentlich auch Cao Yupeng sehen, zumindest mit einigem Abstand. Das wünsche ich ihm von Herzen. Er hatte eine tolle Turnierwoche hinter sich, und im Finale hat er ebenfalls großen Sport geboten. Judd Trump, der gemeint hatte, Cao spiele nicht gut genug für den Titel, hat er eindrucksvoll Lügen gestraft. Um ein Top-Spieler zu werden, muss man lernen, unter größtem Druck die besten Leistungen zu bringen. Das ist die Lektion, die Cao lernen muss. Das ist aber auch eine Sache der Erfahrung.
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Hier verschießt Cao den Turniersieg bei den Scottish Open

Sensibilität, Menschlichkeit und Fairness

Neil Robertson muss sich aber auch wie im Märchen vorkommen. Er ist, das klang immer wieder durch, beim Kampf gegen die psychische Erkrankung seiner Partnerin durch die Hölle gegangen. Ich bin froh, dass mir derartige Belastungen und Probleme bisher erspart geblieben sind. Und nun geht es nicht nur Mille wieder besser, sondern er ist auch noch in den Kreis der Turniersieger zurückgekehrt, und das mit einer erstklassigen Leistung. Ich glaube, das ist jetzt das schönste Weihnachtsfest aller Zeiten für die Familie Robertson, und es gibt wohl niemanden, der sich nicht mit Neil, Mille und Alexander darüber freut.
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Große Worte, große Emotionen: Robertson im Siegerinterview

Neil hat gestern aber nicht nur als Sportler überzeugt, sondern auch als Mensch. Dass er nach dem Sieg auf Jubelszenen verzichtet hat fand ich eine ganz große Geste. Wenn der andere am Boden liegt, dann tritt man nicht auch noch nach. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, ist es aber leider nicht. Schön, dass es im knallharten Profisport auch Raum für Sensibilität, Menschlichkeit und Fairness gibt. Auch das gehört für mich zur Faszination Snooker.
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Cao verschießt "Elfmeter": Robertson staubt Frame-Gewinn auf Schwarz ab

Nur eine Woche zuvor haben wir ja den Triumph von Ronnie O’Sullivan bei der UK Championship miterlebt. Ich will diesen Sieg nicht kleinreden. Große Siege und magische Momente; Ronnie O’Sullivan liefert beides auch in dieser Saison in erstaunlicher Konstanz. Das kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Aber die letzten beiden Wochen haben mal wieder gezeigt, dass es nicht unbedingt nur die absoluten Top-Events sind, die die größten Momente des Sportes liefern. Dieses Mal hat das Scottish Open für mich die größere Story geliefert, den größeren Sport und die größeren Emotionen.
Herzliche Grüße
Ihr / Euer Rolf Kalb
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