Australian Open 2023: Favoriten-Falle Melbourne - eine erschreckende Bilanz nach der ersten Woche

Die Australian Open 2023 nehmen einen merkwürdigen Verlauf. Zwar ist der schon vorher als heißester Titelkandidat gehandelte Novak Djokovic noch im Rennen, ansonsten aber hat sich eine Menge Unerklärliches getan. Besonders deutlich wird das Dilemma der vermeintlichen Favoritenriege, wenn man die Top 15 der Setzliste unter die Lupe nimmt. Die zweite Turnierwoche wird zur Wundertüte.

Becker exklusiv: Darum hat es für Sinner nicht gereicht

Quelle: Eurosport

Es ist eine beeindruckende, aus Sicht vieler Topprofis aber erschreckende Bilanz: Nur acht von 30 (!) Spielern und Spielerinnen aus den Top 15 der Setzlisten waren noch dabei, als es am Montag bei den Australian Open in die zweite Woche ging - jetzt sind es sogar nur noch sechs.
Bei den Männern hat sich mit Novak Djokovic nur ein Grand-Slam-Turniersieger im Feld gehalten. Rafael Nadal, Daniil Medvedev, Andy Murray, Dominic Thiem, Stan Wawrinka? Allesamt ausgeschieden.
Und auch bei der nächsten Generation der Topspieler hat es kräftig gerumpelt, erinnert sei an Casper Ruud, Alexander Zverev, Félix Auger-Aliassime oder Taylor Fritz.
Die Gründe für die Niederlagen sind so zahlreich wie die gestolperten Stars.

Der Faktor Ball - Djokovic und Nadal unzufrieden

Ein Faktor dürfte aber das im Vergleich zum Vorjahr langsamere Spiel sein. Nadal etwa bemängelte, dass die Qualität der Bälle "schlechter" geworden sei und er daher den für sein Spiel so wichtigen Spin nicht in die Schläge bekomme.
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Für die Galerie! Djokovic spielt ums Netz rum

Quelle: Eurosport

Djokovic stört sich ebenfalls an den Dunlop-Bällen, mit denen in Melbourne gespielt wird. Je länger die Rallyes andauern, desto "fluffiger" und "größer" würde diese, bemängelte der Weltranglistenfünfte. Sogenannte "freie Punkte" seien nur schwer zu schaffen.
"Novak schlägt den Ball härter, aber er kommt trotzdem nicht schneller auf der anderen Seite des Netzes an als im letzten Jahr, das haben wir wissenschaftlich bewiesen. Wenn man den Ball härter schlägt, kommt er um fünf km/h langsamer an als im letzten Jahr", sagte Eurosport-Experte Mats Wilander.
Während viele Topleute offenbar ihre Schwierigkeiten mit den veränderten Bedingungen haben, ist Djokovic aber noch im Wettbewerb.

Djokovic: Sorgen und Siege beim Serben

Bahn frei also für den Rekordturniersieger, den Favoriten, den Superstar? Nur auf dem Papier! Denn: Der 35-Jährige hat Schmerzen im linken Oberschenkel. "Es ist eine bestimmte Bewegung, die das triggert", erklärte Djokovic im Eurosport-Interview.
Die Problematik trete früher oder später "in jedem Match" auf. Bedeutet: Der Serbe spielt im Achtelfinale nicht nur gegen Alex de Minaur (Montag ab 9:00 Uhr im Liveticker), sondern auch gegen seine Schmerzen an.
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Djokovic exklusiv zu Oberschenkel-Problem: "Es kommt jedes Match"

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Bezwingt er den Australier, wartet im Viertelfinale Holger Rune oder Andrey Rublev. Fraglich, ob Djokovic Gegner dieses Kalibers in Schach halten kann, wenn körperlich keine Besserung eintritt.

Tsitsipas - es sieht ziemlich gut aus

Ganz anders die Perspektive für Stefanos Tsitsipas, als Nummer drei der Setzliste der höchstnotierte Spieler im Feld. Der Grieche bekommt es im Achtelfinale mit dem Weltranglisten-71. Jiri Lehecka zu tun, danach ginge es gegen Karen Khachanov oder US-Shootingstar Sebastian Korda.
"Er präsentiert sich unheimlich forsch und gut. Dazu vermittelt er den Eindruck, dass er die Energie der Fans wirklich aufsagen und mitnehmen kann. Nach dem Aus von Nadal ist er noch mehr in der Favoritenrolle", sagt Eurosport-Expertin Barbara Rittner.
Allerdings habe sie weiterhin "Djokovic als Topfavorit" auf dem Zettel, "insofern sein Oberschenkel hält".
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Achtelfinale: Tsitsipas gewinnt Achterbahnfahrt gegen Sinner - Highlights

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Tatsächlich deutet vieles darauf hin, dass es im Endspiel zum Showdown der beiden letzten verbliebenen ganz großen Namen kommt: Djokovic gegen Tsitsipas.

Rittner sieht Sabalenka "reif" für den Titel

Noch unüberschaubarer scheint die Lage bei den Frauen, wo die Karten durch das Achtelfinal-Aus der Weltranglistenersten Iga Swiatek komplett neu gemischt werden. In die zweite Turnierwoche starteten mit Jessica Pegula, Caroline Garcia, Aryna Sabalenka und Belinda Bencic noch vier top-15-gesetzte Spielerinnen, das halbierte sich am Montag gleich mal.
Zwei aussichtsreiche Kandidatinnen treffen bereits im Viertelfinale aufeinander, Elena Rybakina und Jelena Ostapenko. "Beide spielen unglaublich gute Matches, schlagen viele Winner und gehen kompromisslos ans Werk", lobt Bundestrainerin Rittner. Gerade Rybakina fliege trotz ihres Wimbledon-Coups in der vergangenen Saison "unter dem Radar".
Ein wenig höher schätzt Rittner noch Aryna Sabalenka ein. "Sie wäre reif für den Titel", sagt die 49-Jährige, warnt aber gleichzeitig vor der nächsten Gegnerin. Die Belarussin bekam es am Montag mit Belinda Bencic zu tun, Nummer zwölf der Setzliste - und siegte.

Deutsches Ergebnis bereitet Becker "Bauchschmerzen"

Die Tatsache, dass "viele Favoritinnen schon nach Hause gefahren sind" bedeute aber auch die "Chance auf eine neue Siegerin", betont Boris Becker bei Eurosport. Überdies habe das Fehlen von Titelverteidigerin Ashleigh Barty, die ihre Laufbahn im Vorjahr als amtierende Nummer eins der Welt beendete, große Wirkung in Melbourne.
Aus deutscher Sicht lässt sich festhalten, dass man weder bei den Männern noch bei den Frauen von den veränderten Ausgangslagen profitieren konnte. Acht von zehn DTB-Profis mussten nach Runde eins die Segel streichen, in die 3. Runde schaffte es einzig Laura Siegemund, die wiederum am Samstag ausschied.
Die ernüchternde Bilanz bereite ihm "Bauchschmerzen", gab Eurosport-Experte Becker zu - und so sind die Australian Open 2023 nicht nur aus dem Blickwinkel vieler Favoritinnen und Favoriten ein Turnier zum Vergessen, sondern auch für Deutschlands Tennis-Elite ...
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"Weltklasse!" Dimitrov überlistet Djokovic mit eingesprungener Rückhand

Quelle: Eurosport

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